Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
Vom Netzwerk:
Band, die absolut nichts mit Stromsparen am Hut hat. Die Dezibel werden nur so in den Raum gepumpt. Halvorsen und Vang stehen in der Türöffnung, das Lokal ist überfüllt. Dann schlagen die Dezibel in Applausssalven um und ein Mann entert die Bühne. Ein Poet. Er trägt seine Gedichte vor. Anne-kin lauscht, die sind wirklich nicht schlecht, sie haben etwas, sie haben … Plötzlich wird sie energisch in den Arm gekniffen.
    »Muss das sein? Muss das wirklich sein?« Vang sieht restlos verzweifelt aus.
    »Ja«, faucht sie zurück. »Wir müssen bis zur Pause warten.
    Du, als großer starker und zäher Mann, such uns einen Tisch!« Vang verdreht die Augen und geht zum Tresen, lässt sich Klappstühle geben, und sie setzen sich. In der Pause geht sie zum Tresen, bittet um zwei Kaffee und stellt ihre Fragen. Vang sieht einfach nur unglücklich aus. Im Saal wimmelt es dermaßen von zartem Lammfleisch, dass der Arme nicht weiß, wohin er schauen soll, denkt Anne-kin. Sie dreht sich zu der Tresenfrau um. Im Lärm der Pausenmusik zeigt die diskret auf drei Mädchen, die an einem Tisch sitzen.
    »Frag die«, sagt sie. »Als sie gekommen sind, waren sie zu viert.«
    Kommissarin Halvorsen bahnt sich einen Weg. Und wird mit Misstrauen empfangen.
    Sie haben nichts gesehen und nichts gehört. Sie sind nicht zu viert gekommen, sondern zu dritt. Dass sich ein Wesen an ihre Hacken geheftet hatte, das mag ja sein, aber sie kannten diese Person nicht und hatten sie nicht eingeladen. Sie hat sich einfach an sie gehängt. Dann verstummen sie. Schauen in die Luft und warten auf den nächsten Poeten. Anne-kin Halvorsen geht zurück zur Tresenfrau und nimmt sie beiseite. Sie hat keinen Nerv, immer weiter Fragen zu stellen, während ihr Gegenüber ins Bierzapfen vertieft ist.
    Diese junge Studentin hat wirklich ein glänzendes Gedächtnis, denkt Anne-kin, Zeitdruck und reißender Absatz helfen dem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge. Doch, die Tresenfrau kann sich an die Frau erinnern, die hinter den dreien gekommen ist und doch allein war, doch, sie weiß noch, wie sie gekleidet war. Und dann kommt eine Beschreibung einer Kleiderordnung, die Kommissarin Halvorsen jegliche Hoffnung nimmt, dass sie dem »Spatz« auf der Spur sein könnten. Anne-kin verliert das Interesse, gibt der anderen zu verstehen, dass sie wieder ihre Bierzapferinnenposition einnehmen kann.
    »Und außerdem war sie blond und sehr hübsch. Hatte ein paar Wunden auf der Stirn«, sagt die auf dem Rückweg zum Tresen. »Und als ich am Tisch vorbeiging, hörte ich sie sagen, dass sie aus Polen stammt.« Kommissarin Halvorsen fährt herum, packt die andere am Arm.
    »Aus Polen? Und sie war allein, hast du gesagt. Hat sie Selbstgespräche geführt?«
    »Der ›Jäger‹ hat ihr Gesellschaft geleistet«, lautet die Antwort. »Sie saß an seinem Tisch und ich glaube, sie hat kein Wort von seinem Gerede gerafft. Hat einfach immer nur genickt.«
    »Der ›Jäger‹«, sagt Anne-kin und umklammert weiterhin ihren Arm. »Wer ist das?«
    »Ein etwas seltsamer Stammgast«, sagt die Tresenfrau. »Eine Art ewiger Student, jobt ein bisschen, studiert ein bisschen und geht ausgiebig auf die Jagd. Wir haben seine Jagdgeschichten allesamt restlos satt.«
    Anne-kin lächelt.
    »Hat dieser ›Jäger‹ auch einen Namen«, fragt sie. »Eine Adresse oder so?«
    »Er ist nicht so arm, wie du vielleicht denkst«, sagt die Studentin. »Er fährt eine Spitzenkarre mit Allradantrieb und wohnt in einer Supergegend.« Sie nennt eine ungefähre Adresse und einen Nachnamen. Du hattest schon mal ein Auge auf ihn geworfen, denkt Anne-kin, als sie sich nach dem Vornamen erkundigt. Und ihn erfährt, dankt, sich Vang schnappt und beide aus dem Laden bugsiert, ehe der nächste Poet auf die Bühne steigt.
    »Wir haben noch nicht alle Kneipen durch«, grunzt er, als sie ihn am Arm nimmt und auf den Wagen zustrebt.
    »Die können warten«, sagt Kommissarin Halvorsen und will nicht mehr verraten, ehe sie im Wagen sitzen.
    »Hier«, sagt sie, »hier sind ein Name und eine Adresse. Der Mann hat sich früher heute Abend mit einer Frau unterhalten, die dem ›Spatz‹ ähnlich sah, einer mit Wunden im Gesicht, die sich als Polin ausgegeben hat. Die Kleidung stimmt zwar nicht, aber …« Vang streckt die Beine aus, findet eine Pause eigentlich ziemlich gut.
    »Die Wache soll Wagentyp, Modell und Nummer überprüfen«, sie nickt zu seinem Handy hinüber. Ausgesprochen widerstrebend führt Vang diesen Auftrag aus, er

Weitere Kostenlose Bücher