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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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lässt die Waffe zu Boden fallen. Er lacht. Hebt die Waffe auf und lacht. Zieht sie auf die Beine, reibt ihre Schulter und reicht ihr das Gewehr noch einmal.
    »Drücken!«, sagt er und drückt es hart gegen ihre Schulter.
    Sie will nicht! Will nicht! Sie wirft das Gewehr hin, versetzt ihm einen Tritt. Trifft es mit der Schuhspitze und will es in eine Ecke befördern. Und hört in diesem Moment einen ohrenbetäubenden Lärm. Einen Lärm, der an Felswänden und Lehmboden widerhallt und einfach kein Ende nehmen will. Sie hustet Erde und Moos und Staub und in der Staubwolke sieht sie einen Mann wie ein Lappenbündel in sich zusammensinken. Blut strömt aus ihm heraus. Sein Tarnhemd wird dunkler und dunkler, die Hände, die sich gegen seine Brust pressen, bekommen seltsame Muster. Sie tropfen. Tropfen auf die Pritsche, auf der er dann umsinkt.
    Die Stille danach ist grauenhaft. Sie hört nichts, nur das Klirren in ihren Ohren, eine Art seltsame Klirrmusik. Er sitzt auf der Pritsche, an die Wand gelehnt, an die Steinwand. Hat den Kopf zurückgelegt und reißt den Mund auf. Sie schüttelt ihn. Keine Reaktion. Sie schlägt ihm ins Gesicht. Aufwachen! Heult sie. Fleht sie. Er achtet nicht auf ihr Flehen. Voller Angst schaut sie sich um, ihr fällt etwas von Verbinden und Blut stoppen ein. Sie kann nichts finden. Keinen Verband, keine Vorhänge oder Tischdecken, die den Blutstrom aufhalten könnten. Das Blut versiegt von selber. Es legt sich wie eine zähe Masse auf seine Brust. Er ist tot. Sie fährt zurück und sieht neben sich eine Frau stehen, die ihr ähnlich sieht und doch wieder nicht. Und in den innersten dunklen Ecken sitzt die Königin. Sie hört aus den Steinen deutlich ihre Stimme: Überleben! Überleben! Überleben! Die Frau neben ihr handelt rational. Sie tritt einen Schritt vor, schnappt sich ein Stück Papier, wischt das Gewehr ab, lehnt es gegen den Mann, der auf der Pritsche sitzt, lässt es auf die geronnene Blutmasse auf seiner Brust zielen, entfernt alles, was darauf hindeuten könnte, dass sie hier zu zweit waren, reibt Pritschen und Türklinke und Kaffeebecher ab. Stellt einen Becher zurück in das Holzregal, aus dem er ihn genommen hatte. Wischt Brotmesser und Fahrtenmesser ab. Und die ganze Zeit weint sie. Weint lautlos. Die Tränen strömen ihr einfach über die Wangen. In ihrem Leben gibt es viele Männer, die sie gern umgebracht hätte, wirklich viele. Aber diesen nicht. Nicht diesen freundlichen, seltsamen, verschrobenen Trottel, der nur für Jagd und Waffen lebte, für Waffen und Jagd. Er hat sie in Ruhe gelassen, hat sie einfach schlafen lassen. Hat ihr Brot und Kaffee gegeben, hat sie nicht belästigt, hat keine Forderungen gestellt. Nein, das hat er doch. Er hat ihr die Waffe in die Hände gedrückt und ihr zu schießen befohlen. Sie versetzt einem Rucksack, der auf dem Boden liegt, einen Tritt, tritt und tritt. Schluchzt.
    Dann sieht sie ihren Schatten, sieht ihren Schatten lang und verzerrt durch die Türöffnung fallen. Den sie für einen Moment für eine andere Frau gehalten hatte. Er sagt, sie solle sich zusammenreißen. Sie reißt sich zusammen. Geht die Kate durch und entfernt alles, was mit ihr zu tun hat, auch den feuchten Schlafsack. Sie schiebt alles ins Feuer, zusammen mit den Leggings. Die knistern und knacken, zischen. Aber sie fassen nicht richtig Feuer, brennen nicht. Sie müssen brennen. Restlos verbrennen. Dafür sorgt dann eine nach Petroleum riechende Flüssigkeit in einer halb vollen Plastikkanne. Die Flammen lodern, der grüne Schlafsack rollt sich zu schwarzen, glühenden Klumpen auf. Die Leggings auch. Sie scharrt die Schlacken zusammen, gießt den Rest von der Flüssigkeit darauf. Alles muss verschwinden. Es riecht schrecklich. Sie öffnet die Tür, hört, dass die Vögel aufgestanden sind, überall zwitschert es, so richtig lustige Töne werden da gezwitschert. Sie schaut sich im Zimmer um, will los. Doch dann fällt ihr Blick auf eine Karte. Auf eine Landkarte, die in einer Ecke liegt. Sie hebt sie hoch, faltet sie auseinander, legt sie auf den Tisch. Und mustert sie. Sieht ein mit Bleistift gezeichnetes Kreuz, sieht noch ein Kreuz, sieht, dass die beiden Kreuze nicht weit voneinander entfernt sind. Sie nimmt die Karte und geht nach draußen. Versucht Karte und Landschaft miteinander zu vergleichen.
    Er hat sie hereingelegt. Dieser verdammte Trottel hat sie hereingelegt! Er ist mit ihr im Kreis gegangen, ist in der vergangenen Nacht meilenweit mit ihr gegangen. Sie

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