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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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jeder Ecke. Kommissarin Anne-kin Halvorsen antwortet. »Das Funkgerät?«, fragt sie unschuldig. »Tut mir Leid, Sundt, das ist wohl vorübergehend ausgefallen.« Sie hatte das verdammte Gerät durch die Stones hindurch nicht hören können.
    »Funktioniert dein Mobil, Halvorsen?«, fragt er. »Ich habe nur das Besetztsignal bekommen, ich mache noch einen Versuch. Gut.« Sundt hat, und das zu Recht, seine Zweifel, was den Polizeifunk angeht. Sekunden darauf klingelt ihr Telefon.
    Ob sie etwas gefunden habe? Gesehen? Entdeckt? Aber klar doch, sie hat allerhand gesehen und gefunden und entdeckt. Hat jede Menge grünen Tannenwald entdeckt und festgestellt, dass das Straßenbauamt eine Scheißarbeit vor sich hat, wo es solche Mengen Kies in der Gegend herumschmeißt, und dass halb Trondheim sich für Geologie interessiert, während der Rest joggt oder mit oder ohne Hund Waldwanderungen unternimmt. Das alles hat sie herausgefunden.
    »Fantastisch«, sagt Sundt. »Darüber solltest du ein Buch schreiben, Halvorsen.«
    Sie schweigt. Wartet auf eine von Sundts witzigen Erörterungen.
    Aber die bleibt aus. Der Alte verkneift sich alle ironischen, dummen, quasi-komischen Kommentare. Er sagt nur:
    »Mach Feierabend, Halvorsen. Komm bei der Wache vorbei und liefere einen vorläufigen Bericht ab. Und dann machst du Feierabend. Wir sehen uns morgen.«
    »Aber das Auto!«, heult sie. »Was ist mit dem Auto?«
    »Das ist zur Wache geschafft worden. Die Technik wird es untersuchen, die Fahrzeugpapiere sind vorhanden, alles scheint in Ordnung zu sein. Aber der Besitzer bleibt verschwunden. Wir halten noch immer Wache. Und die Vermisste war …« Sundts Stimme verschwindet, wird abgeschnitten. Sie hört nur noch Rauschen und Knistern. Dann ist seine Stimme wieder da, spricht aber nicht mit ihr. Sundt führt schon ein weiteres Gespräch.
    »Moment mal«, hört sie und begreift, dass die nächste Nachricht für sie bestimmt ist. Sie wartet. Lauscht. Lauscht, während er auf einer anderen Leitung spricht, während eine Nachricht für ihn einläuft, von der sie nichts versteht. Sie kann nur einzelne Wörter aufschnappen: Kate, Jäger, zwei, Blut, erschossen. Kommissarin Anne-kin Halvorsen keucht vor Ungeduld, hat das Gefühl, dass Ewigkeiten vergehen, ehe Sundt das Gespräch beendet und sich wieder ihr zuwendet. »Das war die Wache«, sagt er und fügt hinzu: »Weißt du, wo Kvarvet ist?« Anne-kin nickt, natürlich weiß sie, wo Kvarvet ist. Es ist eine Gegend mit Luchsrevieren und Geröllhalden, dichtem Nadelwald und riesigen Steinen, eine richtig spannende Gegend. Mit einigen glitzernden idyllischen Weihern und Mooren am Rand. Sowie einer extrem steilen Steigung zu einem Berg, der ihr wie das Dach der Welt vorgekommen ist, als sie zum ersten Mal keuchend seinen Gipfel erreichte. Kvarvet, denkt sie. Also hat sie Recht gehabt.
    »Zwei Jäger auf dem Rückweg von der Jagd haben dort in einer Kate einen Verunglückten gefunden«, hört sie Sundt sagen.
    »Da gibt es doch keine Kate«, erwidert Anne-kin. »Nur ein paar verrottete Reste von einer Hütte unten bei einem Weiher.« Sundt grunzt nur.
    »Sie glauben, den Betreffenden identifizieren zu können. Deshalb hat dein Bericht Zeit bis später, Halvorsen«, sagt er. Und jetzt weiß sie, wer dort gefunden worden ist. Sie haben den »Jäger« gefunden. Sie hört, dass Wagen angefordert werden, dass die Hundestreife gerufen wird. Kommissarin Halvorsen tritt das Gaspedal durch und brettert durch die Kurven zur Stadt. Und als sie den Parkplatz gleichzeitig mit Sundt erreicht, wird ihr ein ziemlich wütender Blick ihres Chefs zuteil.
    »Schon mal was von Geschwindigkeitsbegrenzung gehört, Halvorsen?«, fragt er.
    Halvorsen schenkt sich die Antwort.
     
    Die beiden Jäger werden gebeten, ihre Hunde im Wagen zu lassen, wo schon allerlei Federvieh liegt. Anne-kin glaubt, Enten zu erkennen. Waldvögel sind das auf jeden Fall nicht. Als sie sich der Kate nähern, kann niemand sie entdecken, doch als der ältere Jäger darauf zeigt und sagt, jetzt sind wir gleich da, fragt Sundt, ob es nicht noch einen anderen Weg gebe? Damit sie nicht die alten Fußspuren zertrampeln? Die einzige Antwort besteht aus einem Kopfschütteln. Es führt nur diese eine Klamm zur Kate. Kommissarin Halvorsen ist fasziniert, überrascht und fast schon überrumpelt davon, dass es in dieser Geröllhalde etwas von Menschenhand Gemachtes geben kann. Die Kate ist so gut versteckt, dass sie glatt daran hätte vorbei gehen, von

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