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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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anderem. Mit etwas Undefinierbarem, Schleimigem, Ekelhaftem. Jemand trägt die Schüsseln mit dem vielen Roten fort, die Hand auf ihrer Schulter drückt leicht zu. Und eine Stimme sagt:
    »Das ist nicht Ihr Blut. Das war Fremdblut.« Fremdblut? Was soll das denn heißen? Ist das das Blut des »Spatz«, sind das … die Innereien des »Spatz«, die da in der Schüssel herumgeschwappt sind?
    Sie kann nicht atmen. Diese ganze Suppe, die sie eben gesehen hat – Himmel, ich kann ja sehen! –, wenn die nicht von ihr stammte, dann muss das doch bedeuten, dass dem »Spatz« der halbe Kopf weggefetzt worden ist! Anne-kin krümmt sich zusammen und erbricht sich. Diese Reaktion scheint nicht überraschend zu kommen, vor ihr steht ein Kotzbecken. Sie sieht es deutlich, sieht es mit beiden Augen. Mit beiden Augen! Eine unglaubliche Dankbarkeit jagt durch ihren Kopf. Sie ist nicht blind! Das Blut hatte sie geblendet. Getrocknete, geronnene Blutkrusten. Fremdblut. Das des »Spatz«. Wieder muss sie sich erbrechen. Und spürt eine Hand mit einem feuchten Lappen auf ihrer Stirn. Schnieft dankbar. Anne-kin richtet sich mühsam auf, murmelt ein »tausend Dank« und wird mit einem Lächeln belohnt. Und der Mitteilung, sie sei »entlassen«, sie könne gehen. Ein Kollege erwarte sie schon, jemand nickt in Richtung Korridor.
    Vang. Sie sieht ihn durch eine Glastür, er kehrt ihr den Rücken zu und zieht abwechselnd an seinem Schnurrbart und trommelt mit ungeduldigen Fingern auf der Armlehne herum, und springt auf und rennt hin und her. Er sieht aus wie ein ungeduldiger Vater, der auf die Geburt seines ersten Kindes wartet. Dann entdeckt er sie durch die Glastür. Und sein Gesicht, diesen kurzen Moment von tausend Dank, lieber Gott, das über sein Gesicht huscht, wird Anne-kin Halvorsen niemals vergessen. Kollege Vangs Gesicht ist so nackt, dass es etwas Feuchtes in ihren Augenwinkel presst. Sie ist peinlich berührt und verlegen und murmelt etwas von »alles gut gegangen, nett, dass jemand mich abholt«. Weiter kommt sie nicht, dann wird eine Tür aufgerissen und Hemdenzipfel und Mantelschöße kommen hereingeflattert. Eine Sekunde darauf umschließen sie Stein-Jørgens Arme, sie pressen so fest, dass sie ein »au« jammern muss, damit er seinen Zugriff lockert. So viel Mitgefühl, Besorgnis, Erleichterung. Das ist zu viel, sie weiß plötzlich nicht, wie sie sich verhalten soll. Sie windet sich aus Stein-Jørgens Umarmung und will auf »Damen« fliehen. Für einen Moment allein sein. Aber mit der Hand auf der Klinke dreht sie sich um und sieht die beiden an.
    »Tausend Dank«, flüstert sie. Und lässt ihre Tränen strömen.
     
    Das Spiegelbild, das sie auf »Damen« begrüßt, zeigt ihr eine ziemlich heruntergekommene Frau. Ungeschminkt und rot nach der Krankenhauswäsche, aber ohne Schrammen oder äußere Verletzungen. Die inneren Verletzungen sind nicht zu se hen. Und auf dem Gang draußen stehen zwei Männer, ein Liebhaber und ein Kollege, und lächeln einander leicht vorsichtig, leicht verwundert zu. Denn Anne-kin hat nicht mit der Tür geknallt, hat sie nicht aufgefordert, sich diesen melodramatischen Kitsch zu schenken. Sie schütteln den Kopf, vielleicht steht sie ja doch unter Schock. Sie werden sie in der nächsten Zeit ein wenig im Auge behalten müssen.
     
    Während Vang wieder an die Arbeit geht, sitzt Kommissarin Halvorsen auf einem Gang im RiT und wartet auf das Ergebnis einer Operation. Neben ihr sitzt ihr liebster, Stein-Jørgen. Er unternimmt nicht einmal den Versuch, sie zu überreden, nach Hause zu gehen und sich hinzulegen, er weiß, dass sie hier sitzen wird, bis sie weiß, was passiert. Und wenn das noch Stunden dauert. Sie wird hier sitzen bleiben, so gut kennt er sie.
    Was Stein-Jørgen nicht weiß, ist, dass es in ihrer Wohnung und in der nächsten Nachbarschaft von Polizei nur so wimmelt. Die Technik hat abgesperrt, gesichert, den Tatort durchsucht, und Sundt und seine Männer machen Jagd auf den, der die Schüsse abgegeben hat. Kommissarin Halvorsen wird eigentlich am »Tatort« gebraucht, aber Chef Sundt spielt diese Notwendigkeit herunter. Er braucht ihren Bericht nicht sofort. Wichtiger ist, den Menschen zu finden und festzunehmen, der Tür und Eingangspartie von Kommissarin Halvorsens Haus rot gefärbt hat. Und der im Körper der »Vermissten« eine Kugel hinterlassen hat. Anne-kin darf also gern auf dem Krankenhausgang sitzen. Und diesmal wird die Polizei vor dem Zimmer des »Spatz« Wachen

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