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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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Ermittlungsleiterin Svanhild Riis nicht gestatten mag. Sie glaubt, in dem Fall ebenso auf dem Laufenden zu sein wie Sundt und sieht keinen Grund, warum sich die Firma Nybo AG heute einen freien Tag nehmen sollte.
    »Tut mir Leid, Sundt«, sagt sie. »Die Durchsuchung der umliegenden Wohnungen war das eine. Aber das hier geht nicht.
    Jedenfalls nicht im Moment«, fügt sie hinzu. Dann nicht. Sein mündlicher Bericht, den er der Juristin nun vorlegt, kann deren Entschluss auch nicht ins Wanken bringen.
    In der Tür zögert Sundt für einen Moment, öffnet den Mund, schließt ihn wieder. Er kann hier einfach nicht über Intuition und sein seltsames Gefühl sprechen, dass hier etwas nicht stimmt. Er sollte es nicht tun, und er kann es auch nicht. Kann nicht so überzeugend über vage Annahmen sprechen wie Kommissarin Halvorsen. Bei Anne-kin hören vage Annahmen sich an wie schusssichere Beweise. Das Rückenmarksgefühl als Fazit, wie sie sagt. Seine Version wäre für die Juristin nicht gut genug.
    Sundt wünscht einen guten Tag und geht. Geht zurück in die Gemeinschaft. Dorthin, wo die Leute über Bildschirmen und Tastaturen arbeiten, über Berichten und Telefonen. Nach einer Vernehmung, die keine neuen Informationen erbringt, lässt er Sivert K. Ljaam ins Büro gehen. Hauptkommissar Sundt fühlt sich müde und uninspiriert, total erschöpft im Grunde. Die ganze Aktivität in seiner Umgebung, das Summen von Stimmen, Maschinen und Hektik, alles, was ihn normalerweise anspornt, geht ihm plötzlich auf die Nerven. Gefasel, Geplapper und fast durchgehend höchste Lautstärke.
    Er wählt seine eigene Nummer und erreicht seine Frau. Die macht sich Sorgen, will wissen, wann er nach Haus kommt und was passiert ist, ob das Radio die Wahrheit sagt und warum er nicht früher angerufen hat! Die Ausrufezeichen treffen ihn wie Hagelkörner. Angst, Vorwürfe, Ungeduld.
    »Trondheim ist trotz allem nicht Chicago. Du hättest anrufen können!«, faucht seine Frau, ehe sie den Hörer auf die Gabel knallt, und aus dem Augenwinkel heraus sieht er einen Kollegen grinsen. Der Mann hat diesen Ausbruch mit angehört. Sundt reißt sich zusammen.
    »Ich habe meiner Tochter versprochen mitzukommen«, er lächelt leicht, als wolle er um Entschuldigung bitten, »Orientierungslauf«, fügt er hinzu.
    »Ach ja?«, sagt der andere. »Wie schön, dass deine Tochter da weitermacht, wo du aufgehört hast. Spitze, Chef.«
    Wo du aufgehört hast! Dieser Satz hallt in seinen Ohren wider. Wo du aufgehört hast. Er hat zum Teufel noch mal nirgendwo aufgehört. Weder mit Orientierung noch mit Ermittlungsarbeit.
    Und die Frage, die er sich wieder und wieder stellt, lautet: Wer hat von dieser Aktion gewusst? Wer wusste, dass Kommissarin Halvorsen zusammen mit der Frau in der Wohnung von Kommissarin Halvorsen war? Wer wusste, dass die Frau der Polizei zugesagt hatte, die Wohnung zu verlassen, ihre Waffe auszuhändigen und mit auf die Wache zu kommen? Wer hatte davon Kenntnis, außer eben der Polizei?
    Denn der Betreffende hatte davon Kenntnis gehabt, der Heckenschütze, der dort im Hinterhalt gelegen hatte. Um der Russin den Mund zu stopfen. Sie war die Zielscheibe gewesen, sie und die Informationen, über die sie verfügte. Nicht Kommissarin Halvorsen. Der Polizeifunk wird für solche brisanten Informationen nie benützt. In dem Jahr, in dem einige Kollegen per Polizeifunk Weihnachtsgrüße versandt hatten, hatten sie als Antwort viele Weihnachtskarten bekommen. Der Polizeifunk ist durchlässig wie ein Sieb, leck an allen Enden, er ist passée. Und die Handys seiner Leute sind abhörgesichert, gesperrt. In jeder Hinsicht. So ist das NMT-System nun einmal. Und die Mobiltelefone der Wache benutzen dieses System. Daher dieses seltsame Gefühl von Erschöpfung, der Gedanke an »undichte Gefäße« in den eigenen Reihen. Die Vorstellung, dass vielleicht ein Kollege nicht dichtgehalten hat. Vielleicht einer schläfrigen Geliebten gegenüber, um zu erklären, warum die warme Decke nicht ausreicht, oder als lockerer Spruch in irgendeinem Zusammenhang. Live Sagen, zum Beispiel, attraktive Frau, so rein äußerlich gesehen, hat sie vielleicht Kontakt zur Truppe? Feiern nicht Journalisten, Theaterleute und auch Polizisten freitags den »Wochenschluss« mit einem Halben in der Kieglekro? Ihm fällt ein, dass Anne-kin das einmal erwähnt hat. »Die einzige Kneipe in der Stadt, die nicht alle drei Monate renoviert wird«, hatte sie gesagt. Deshalb gehen sie dorthin. Sie

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