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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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Trondheim ein paar nette Mädels treffen können?« Anne-kin kann sich an diese Worte erinnern, der Erregte hatte diesen Spruch gebracht. Und hatte Kollege Vang das Gefühl gegeben, in seiner Stammkneipe zu sitzen. Weshalb er ein Grinsen unterdrücken musste.
    Sie wandert durch den Hafen und zu dem Schiff. Ehe sie dort angekommen ist, springt ein Mann aus einem Lastzug, der vor einem Lagerschuppen steht. Kommissarin Halvorsen erkennt ihn sofort, es ist einer der Fahrer, die sie vernommen haben. Nicht verhört. Ein Mann von Mitte fünfzig, der fest für seine Firma fährt, einer, der gerade aus Polen zurückgekommen war, als sie diesen makabren Fund machten. Genaue Untersuchungen, die die Technik im ganzen Lastzug vorgenommen hatte, hatten keinerlei Spuren von Frauenschmuggel zutage gebracht, Der Mann fuhr nach Norwegen Ballast und nach Polen Waren. Polnische Produkte sind auf dem norwegischen Markt nicht sonderlich gefragt. Der Mann selbst ist im Moment vor allem mit einem Stapel von Papieren beschäftigt, den er in Händen hält, er geht auf einen Büroeingang zu. Aber als sie aneinander vorbeikommen, bleibt er stehen. Offenbar hat er sie erkannt.
    »Hallo«, sagt er. Sie antwortet mit »hallo«.
    »Sie … ich kann mich an Sie erinnern … gibt’s was … Neues? Verstehen Sie, ich bin nicht auf dem Laufenden, komme gerade aus Europa zurück.« Anne-kin Halvorsen schüttelt den Kopf.
    »Nicht, wenn Sie unter ›etwas Neuem‹ verstehen, dass wir einen Verdächtigen verhaftet haben.«
    »O Scheiße«, sagt der Mann. »Das ist doch zum Kotzen. Ich habe die ganze Fahrt über an diese Kiste gedacht. Kann sie mir nicht aus dem Kopf schlagen. Die Polizei hat also noch nicht …«
    »Woher kommen Sie gerade?«, fällt sie ihm ins Wort.
    »Aus Polen. Will nur Meldung machen, dann geht’s zum Schlafen nach Hause. Das wird gut tun.« Sie lächelt und setzt sich in Bewegung. »Dann schlafen Sie gut«, ruft sie über ihre Schulter zurück.
    »Kommen Sie mit?«, hört sie ihn rufen, ohne das weiter wichtig zu nehmen. Solche Sprüche kommen eben, kein Grund, sich deshalb aufzuregen. Sie hebt nur die Hände und geht weiter an den Kais entlang.
     
    Aus einiger Entfernung sieht Anne-kin einen Mann an Bord des Gefrier-Trawlers. Er hat ihr den Rücken zugekehrt, raucht. Es ist der Jüngste, der Sprücheklopfer. Offenbar haben sie während der Wartezeit nicht auf der faulen Haut gelegen, die weiße Schiffsseite ist jetzt weißer, die Luken sind schwärzer gestrichen worden, das Deck ist sauberer und die Geräte sind noch ordentlicher aufeinander gestapelt als in ihrer Erinnerung. Offenbar haben sie ein richtiges Großreinemachen veranstaltet. Und der Reparateur war offenbar an Bord und hat die Gefriertruhen wieder hergestellt. Der Mann schnippt in elegantem Bogen seine Kippe über die Reling, dreht sich um und entdeckt Anne-kin. Er wendet sich rasch wieder ab, dann dreht er sich halbwegs zu ihr um.
    »Ich trau mich nicht, das schmutzige Wasser über die Reling zu kippen, so lange eine Polizistin in der Nähe ist«, sagt er lächelnd und zeigt auf einen Eimer mit grauer Flüssigkeit. Annekin lächelt zurück. Und stutzt, als sie entdeckt, dass er das prächtigste, blühende Veilchen der Welt aufweist, die gesamte linke Seite seines Gesichts ist in unterschiedlichen Blautönen geschwollen. Das muss ja ein heftiges Fest gewesen sein.
    »Heftiges Fest«, sagt er wie als Antwort auf ihre Gedanken. »Wie geht’s denn, kommt ihr weiter?«
    »Sie lesen sicher Zeitungen«, antwortet sie ausweichend. »Da steht so ungefähr alles.«
    »Ach so.« Dann verstummt er. Über seine Schulter sieht Anne-kin den Kapitän aus einer Tür kommen. Der Jüngste zuckt zusammen.
    »Nein, man muss was tun für sein Essen«, sagt er leicht außer Atem. »Ich kann hier nicht stundenlang mit der Polizei flirten.« Dann nimmt er den Eimer und kippt ihn über die Reling, Polizei hin oder her.
    »Ja du meine Güte, ist das nicht die Frau Detektivin«, hört sie dann. »Möchte sie nicht auf einen Kaffee an Bord kommen?« Anne-kin Halvorsen muss fast lachen, nur fünfzehn Minuten im Hafen und schon sind ihr Bettfreuden und Kaffee angeboten worden. Freigebige Leute. Und frisch von der Leber weg, sozusagen. Die Einladung zum Kaffee ist übrigens verlockend, und wenn der Gabelstaplerfahrer ein Stück weiter vorn und die restlichen Arbeitsleute im Hafen, die sie garantiert aus dem Augenwinkel beobachten, jetzt ihre Zoten reißen, weil eine Frau an Bord geht, dann ist

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