Die Corleones
aufzufallen.«
»Klar doch«, sagte Cork und lachte mit ein paar Sekunden Verzögerung.
Als der Essex in die Wooster einbog, sagte Sonny: »Wohin will der den? Nach Greenwich Village?«
»Himmel, schau dir die beiden doch an! Die sehen aus, als würden sie zu einem Rotariertreffen fahren.«
»Klar.« Auf Sonnys Gesicht machte sich ein Lächeln breit. »Wer würde die beiden schon anhalten?«
»Da ist was dran. Außer du irrst dich.«
Cork fuhr langsam den gepflasterten Abschnitt der Wooster entlang, wobei er sich dicht hinter dem Essex hielt. Abgesehen von einer Handvoll Leuten auf dem Gehsteig und einigen Autos, die ihnen entgegenkamen, war es auf der Straße ruhig. Sonny schaute nach hinten, und als er niemanden sah, sagte er: »Weißt du was? Los jetzt. Schneid ihnen den Weg ab!«
Cork verzog das Gesicht, als wollte er sagen, dass der Plan ihn nicht völlig überzeugte, trat dann aber aufs Gas, überholte den Essex und bremste direkt vor ihm.
Bevor der Wagen richtig stand, sprang Sonny hinaus, rannte zur Fahrerseite des Essex’ und riss die Tür auf.
»Was soll das?«, fragte der Fahrer. »Was geht hier vor?«
Mit der einen Hand hielt Sonny die Pistole in seiner Tasche umklammert, mit der anderen packte er das Lenkrad. Cork war vor den Wagen getreten und klappte die Motorhaube hoch.
»Was macht der da?«, fragte die Frau.
»Wenn ich das mal wüsste«, antwortete Sonny.
»Junger Mann«, sagte der Fahrer, »was geht hier vor?«
»Albert«, sagte die Frau, »ich glaube, die stehlen unser Auto.«
Sonny sah Cork an, der in dem Augenblick zu ihm trat. »Ich glaube, wir haben den falschen Wagen.«
Cork zog ein Messer aus der Tasche, ließ es aufschnappen und schlitzte den Fahrersitz an der Seite auf. Dann griff er hinein und zog eine Flasche Wein heraus. »Château Lafite Rothschild«, las er vom Etikett ab.
Sonny versetzte dem alten Mann einen Klaps auf den Kopf. »Fast hätten Sie mich reingelegt. Raus aus dem Wagen!«
»Dachte ich mir doch, dass Sie wissen, was Sie tun, aber …«, sagte der Fahrer.
»Nur um das klarzustellen«, fügte die Frau hinzu, wobei sie plötzlich kein bisschen mehr hochnäsig klang, sondern wie ein ganz gewöhnliches Weibsbild, »Sie wissen, dass Sie etwas stehlen, das Giuseppe Mariposa gehört?«
Sonny packte den Mann am Arm, filzte ihn rasch und zog ihn dann aus dem Wagen. »Wie der nette Herr gesagt hat …« Er zwinkerte der Frau zu, setzte sich hinters Steuer und bedeutete ihr auszusteigen. »Wir wissen, was wir tun.«
»Es ist Ihre Beerdigung«, erwiderte sie und glitt aus dem Wagen. Sonny wartete, bis der Mann sich zu ihr auf den Gehsteig gesellt hatte. Sobald Cork die Motorhaube wieder hatte einrasten lassen, winkte er ihnen zu, hupte zweimal und fuhr davon.
Sean O’Rourke hielt seine Mutter in den Armen und tätschelte ihr den Rücken, während sie schluchzend das Gesicht an seiner Brust vergrub. Sie saßen vor Donnies Schlafzimmertür, um sie herum lauter Freunde und Verwandte, die sich leise unterhielten. Die ganze Wohnung roch nach dem frisch gebackenen Brot, das Rickie und Billy Donnelly mitgebracht hatten, der Küchentisch war mit Geschenken überhäuft – mit Essen und Blumen. In Hell’s Kitchen hatte sich rasch herumgesprochen, dass Donnie ermordet worden war, und das, obwohl er noch lebte. Er war übel zugerichtet worden, und außer den gebrochenen Rippen hatte er innere Blutungen erlitten, aber tot war er nicht. Im Moment lag er im Bett, wo sich Doc Flaherty um ihn kümmerte. Der Arzt hatte bereits berichtet, dass Donnie nicht lebensgefährlich verletzt war. Sein Augenlicht war jedoch nicht mehr zu retten. Er warblind und würde blind bleiben. »Daran ist die bakterielle Infektion schuld«, hatte Flaherty den Brüdern erklärt. »Wenn ihr ihn früher gefunden hättet, hätte ich vielleicht noch etwas tun können, aber wie die Dinge liegen …« Willie hatte angefangen, sich Sorgen zu machen, als Donnie an jenem Abend nicht nach Hause gekommen war. Er hatte an jedem Ort gesucht, der ihm eingefallen war, nur nicht im Keller, wo Donnie die Nacht und den darauffolgenden Morgen verbracht hatte, halb bewusstlos und mit einer verseuchten Augenbinde. Willie fand ihn erst, nachdem der Hausmeister bei ihm angeklopft hatte.
Willie saß unterdessen auf dem Dach des Hauses und schaute zu, wie seine Tauben über die Mischung aus Samen und Getreide herfielen, die er ihnen gerade hingeworfen hatte. Neben ihm saßen Pete Murray und Corr Gibson. Unten auf der
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