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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Straße klapperte der letzte Waggon eines Güterzuges dem Betriebshof entgegen. Die Sonne schien hell, und die Männer hatten ihre Jacken ausgezogen, auf dem Schoß zusammengefaltet und redeten miteinander. Willie hatte gerade geschworen, dass er Luca Brasi und seine Gang umbringen würde, alle miteinander. Corr und Pete hatten vielsagende Blicke gewechselt.
    Corr klopfte mit seinem Knüttel auf das Teerpappedach – er wirkte gleichzeitig traurig und wütend. »Was ist mit Kelly?«, fragte er. »Warum ist sie nicht hier?«
    »Kelly hat sich seit Wochen nicht mehr blicken lassen«, erwiderte Willie und spuckte aus, um deutlich zu machen, was er davon hielt. »Mich interessiert jetzt nur noch, wie wir Luca Brasi kaltmachen können.«
    »Ach, Willie«, sagte Pete Murray nach kurzem Zögern. Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Dachsims ab, als müsste er sich festhalten. Seine Hemdsärmel spannten sich über Muskeln, die er seiner jahrelangen Arbeit im Hafen und auf den Güterbahnhöfen zu verdanken hatte. Sein wettergegerbtes Gesicht war rot und fleckig, Kinn und Wangen waren von einzelnen grauen und schwarzen Härchen übersät. »Will O’Rourke«, fuhr er fort und hielt dann noch einmal inne, um nach den passenden Wortenzu suchen. »Wir kriegen die, das verspreche ich dir. Aber dieses Mal machen wir es richtig.«
    »Was ist richtig oder falsch daran, wenn ich jemand umbringen will?« Willie sah von Corr zu Pete. »Wir spüren sie auf und nieten sie um.«
    »Denk doch mal nach, Willie«, sagte Corr. »Genau das hast du schon mal versucht.«
    »Das nächste Mal schieß ich nicht daneben«, erwiderte Willie und sprang auf.
    »Setz dich!« Pete packte Willie am Handgelenk und zog ihn auf den Sims. »Hör mir gut zu, Will O’Rourke«, sagte er, ohne ihn loszulassen. »Das letzte Mal haben wir uns mit Brasi angelegt, ohne uns richtig vorzubereiten – wie wir Iren das immer tun. Und du siehst, wohin uns das geführt hat?«
    Corr stützte sich auf seinen Knüttel und sagte so leise, als würde er mit sich selbst sprechen: »Wir müssen von den Italienern lernen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Willie.
    »Es heißt, dass wir geduldig sein und Pläne schmieden müssen, und wenn wir loslegen, müssen wir alles richtig machen«, erwiderte Pete.
    »Verdammte Scheiße!« Willie schüttelte Petes Hand ab. »Wir müssen das jetzt durchziehen, solange noch alle hier sind. Sonst verschwindet wieder jeder in seinem Loch, und keiner denkt mehr dran. Wie immer.«
    »Wir werden nicht vergessen, was Luca Donnie angetan hat«, sagte Pete. Er umfasste wieder Willies Handgelenk, dieses Mal jedoch sanfter. »Was er getan hat, ist abscheulich, und er wird dafür bezahlen. Dafür, und für fünfzig andere Dinge. Aber wir müssen Geduld haben. Den richtigen Zeitpunkt abwarten.«
    »Und wann ist der?«, fragte Willie. »Wann, meinst du, ist der richtige Zeitpunkt, Luca Brasi und die anderen Makkaronis fertigzumachen?«
    »Die Italiener gehn nicht wieder weg«, sagte Corr. »Damit werden wir leben müssen. Es sind einfach zu viele.«
    »Und?« Willie sah Pete wütend an. »Wann ist der richtige Zeitpunkt?«
    »Willie«, erwiderte Pete, »ich knüpfe gerade selbst Kontakte zu diesen Mafiosi. Mariposa und Cinquemani sind auch nicht besonders gut auf Luca Brasi zu sprechen. Und zwischen Mariposa und den Corleones und dem Rest von LaContis Leuten gibt es böses Blut …«
    »Und was hat das mit uns zu tun, und damit, dass wir diesen Bastard Luca Brasi kaltmachen?«
    »Siehst du, genau da müssen wir geduldig sein. Wir warten ab. Wir warten ab, bis wir wissen, wer bei dieser Sache die Oberhand behält, und dann erst legen wir los. Wir müssen abwarten.« Pete schüttelte Willie am Arm. »Wir müssen abwarten und die Augen aufsperren, und wenn die Zeit gekommen ist, schlagen wir zu.«
    »Ach«, sagte Willie und schaute zu den Tauben hinüber und dann zum Himmel hinauf. Die Sonne schien hell und warm auf die Stadt herab. »Ach«, sagte er noch einmal. »Pete, ich weiß nicht.«
    »Aber klar doch, Willie«, sagte Corr. »Schließlich sind Pete und ich hier, um ein feierliches Versprechen abzulegen. Und wir sprechen auch für die anderen. Für die Donnellys und sogar für den kleinen Mistkerl Stevie Dwyer.«
    »Luca ist ein toter Mann«, sagte Pete. »Aber jetzt warten wir erst mal ab.«

Winter 1934 - 13.
    Ein Meter hohe Schneeverwehungen türmten sich wie Dünen am Ufer auf, während der Schnee weiter durch den Mondschein auf den Sand und

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