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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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die aufgewühlte schwarze Haut der Little Neck Bay herabfiel. Lucas Gedanken gerieten immer mehr außer Kontrolle, was, so vermutete er, an der Mischung aus Koks und Pillen liegen mochte. Gerade noch hatte er an seine Mutter gedacht, und jetzt ging ihm Kelly nicht mehr aus dem Sinn. Seine Mutter drohte immer wieder damit, dass sie sich umbringen würde. Kelly war bald im siebten Monat schwanger. Normalerweise nahm er Koks und Pillen nicht durcheinander; jetzt allerdings hatte er das Gefühl, durch einen Traum zu wandeln. Wahrscheinlich lag das in erster Linie an den Pillen, aber das Koks war auch nicht ohne. Wenn er nur lange genug hier in der Kälte durch den Schnee lief, über den schmalen Strand oberhalb der Bucht, dann würde sich das vielleicht legen. Aber er fror und konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen. Ein paar Zeilen aus »Minnie the Moocher« gingen ihm durch den Kopf –
»She messed around with a bloke named Smoky / She loved him, though he was cokey«.
Er lachte, verstummte jedoch sofort wieder, als er sein eigenes, manisches Kichern hörte. Schlang sich die Arme um die Brust, wie um zu verhindern, dass er sich in seine Einzelteile auflöste, und ging näher am Ufer entlang. Das Wasser war dunkel und aufgewühlt, und etwas daran beunruhigte ihn – die schwarze Fläche schien der Küste entgegenzubranden.
    Kelly war im Haus geblieben. Sie hatte erste Anzeichen einer Blutung und wollte, dass er sie ins Krankenhaus fuhr. Den ganzen Tag hatten sie Pillen und Koks genommen, und jetzt wollte sie, dass er sie mitten in einem Schneesturm ins Krankenhaus brachte, weil ihr Höschen ein paar Tropfen Blut aufwies! Luca blickte auf das Wasser hinaus. Er hatte sich in einen Pelzmantel eingewickelt und trug Galoschen über den Halbschuhen. Die Wolken brachen auf, und der Vollmond zeigte sich. Sein Fedora war durchnässt,und er blieb stehen, um den Schnee von der Krempe zu schütteln. Die Giants gewannen die World Series, die Stadt geriet außer Rand und Band, und ein unbarmherziger Winter hielt Einzug. Die Temperatur war unter null gesunken; die Luft, die er durch die Nase einatmete, war eisig. Mit der World Series hatte er einen Riesen-Reibach gemacht, weil er schon auf die Giants gesetzt hatte, als die Senators noch die großen Favoriten waren. Jetzt hatte er einen Haufen Geld. Mehr Geld, als die Jungs oder sonst irgendwer wusste, und er versuchte, das seiner Mutter zu erklären, aber sie hörte einfach nicht auf, davon zu reden, alles sei ihre Schuld. Und Kelly hörte einfach nicht auf herumzujammern. Sie jammerte, und er verabreichte ihr Pillen. Er hatte sie nicht ins Meer geworfen, und jetzt war sie bald im siebten Monat.
    Vor seinem geistigen Auge sah Luca den weißen runden Bauch seiner Mutter. Zunächst war sein Vater ganz aufgeregt gewesen. Einmal war er sogar mit Blumen nach Hause gekommen, ganz am Anfang, bevor alles anders geworden war. Doch Luca konnte sich nicht einmal sicher sein, ob Kellys Kind überhaupt von ihm war. Und was ging ihn das auch an? Kelly war eine Hure, sie und ihresgleichen – alles Huren. Etwas an ihrem Gesicht, ihrem Körper weckte den Wunsch in ihm, sich zu ihr zu legen und sie festzuhalten. In einem Augenblick wollte er ihr die Fresse polieren, im nächsten wollte er sie in die Arme schließen. Wenn er mit Kelly zusammen war, zogen sie sich wie die Verrückten Koks und Pillen rein: Das war etwas, das sie einander antaten, das sie miteinander verband …
    Luca blickte himmelwärts, und Schnee fiel ihm auf das Gesicht und in den Mund. Er massierte sich die Schläfen, während das Wasser über den Sand gischtete und die Schneeflocken draußen über der Bucht aus der Dunkelheit heraus in die Dunkelheit hinein fielen; sie waren nur vorübergehend zu sehen, wenn sie weiß und fett Gestalt annahmen, um sogleich wieder verschluckt zu werden. Das Mondlicht lag wie ein goldener Pfad auf der Wasseroberfläche. Luca atmete tief durch, stand reglos da, während das Rauschen von Wind und Wasser ganz allmählichseine Anspannung löste, ihn wieder auf die Erde zurückholte. Die Bucht vor ihm wirkte nicht länger beunruhigend, sondern geradezu einladend. Er war müde. Er hatte alles so satt. Er hatte Kelly nicht ins Meer geworfen, weil er nicht darauf verzichten wollte, sie nachts an sich zu drücken, wenn sie neben ihm schlief; er hätte nicht sagen können, warum, aber er brauchte sie … wenn sie nur die Klappe halten würde, wenn sie nur nicht im siebten Monat schwanger wäre, dann

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