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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Schnittblumen. Dem Bett gegenüber stand, neben einer breiten Kommode, ein passender Frisiertisch aus Mahagoni mit einem verstellbaren Spiegel und einer kleinen gepolsterten Bank mit Blumenmuster. Giuseppe zog die Bank mit dem Fuß hervor, setzte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er trug ein ärmelloses Unterhemd, das die Muskeln an Armen und Schultern noch betonte. Fast wirkte er jugendlich, selbst mit dem weißen Haar und den Falten im Gesicht. »Hör zu, Emilio«, sagte er, sichtlich um einen ruhigen Tonfall bemüht. »Bei diesem Überfall haben wir mehr als sechstausend Dollar verloren.« Er öffnete die Handflächen, sein Gesicht eine ungläubige Maske. »Und wir haben noch immer keine Ahnung, wer das war! Diese Dreckskerle rauben mich aus, tauchen monatelang unter, und dann tun sie es wieder.
Basta!
Das muss ein Ende haben. Ich möchte, dass du diese Typen findest, und ich möchte, dass sie kaltgemacht werden.«
    »Joe.« Emilio warf seinen Hut auf die Kommode und setzte sich auf den Rand des Bettes. »Wir glauben, dass die Iren dahinterstecken. Und wir setzen da unter Druck, wen wir kennen.«
    »Und die Katholen wissen nichts? Niemand weiß was?«
    »Joe …«
    »Hör endlich mit dem ewigen ›Joe‹ auf!«, brüllte Giuseppe und betonte das ›auf‹, indem er den Frisiertisch umstieß. Der Spiegel zerbrach, und auf den Plüschteppich regnete es Scherben.
    »Joe«, sagte Emilio in ruhigem Tonfall, »die Corleones stecken jedenfalls nicht dahinter, und Tessio genauso wenig. Wir haben sie im Auge behalten. Und einer der Kerle bei dem Überfall hatte einen irischen Akzent.«
    »Von diesem ganzen Mist will ich nichts mehr hören«, sagte Giuseppe und stellte den Frisiertisch wieder hin. »Schau dir diesen Schlamassel an!« Er deutete auf das Glas, das überall auf demTeppich verstreut war, als hätte Emilio den Spiegel zerschlagen. »Ich hab dich zu mir gerufen, weil ich einen Auftrag habe. Ich möchte, dass du mit diesem verdammten Olivenölhändler, diesem sprechenden Windbeutel, ein ernstes Wort redest und ihm klarmachst, dass er sich um die Leute kümmern soll, die uns Kopfweh bereiten, weil wir ihn sonst persönlich dafür verantwortlich machen. Kapiert? Ich hab es satt, dass dieser Hurensohn die Nase über mich rümpft.« Giuseppe bückte sich, hob eine Glasscherbe auf und betrachtete sein Spiegelbild – die weißen Haare und die Falten um die Augen. »Richte Vito Corleone aus, dass er mir, vom heutigen Tag an, für jeden Cent haftet, den mir diese Dreckskerle abnehmen. Er zahlt mir das aus seiner eigenen Tasche. Mach ihm das unmissverständlich klar. Hörst du mir zu, Emilio? Entweder macht er der Sache ein Ende oder er steht dafür gerade. So läuft das. Ich habe ihn höflich gebeten, sich um die Sache zu kümmern, und er hat mich von oben herab behandelt. Das wird jetzt anders. Er kümmert sich darum, so oder so. Hast du mich verstanden, Emilio?«
    Emilio nahm seinen Hut von der Kommode. »Du bist der Boss, Joe«, erwiderte er. »Du sagst, was du von mir willst, und ich mach mich auf die Socken.«
    »Ganz genau. Ich bin der Boss. Du überbringst nur meine Botschaft.«
    Emilio setzte seinen Hut auf und ging zur Tür.
    »Hey«, sagte Giuseppe etwas ruhiger, als fühlte er sich besser, nachdem er seine Anordnungen getroffen hatte. »Du musst nicht gleich los. Gefällt dir die Sängerin da drüben? Ich hab sie satt. Die benimmt sich, als hätte sie einen Stock im Arsch!«
    »Ich kümmer mich besser um diese Sache.« Emilio tippte sich kurz an den Hut und ging hinaus.
    Mit einem Stirnrunzeln betrachtete Giuseppe die Glasscherben und sein Spiegelbild, das seinen Blick erwiderte. Es schien aus zahllosen Puzzleteilen zu bestehen, und etwas an dem Bild kam ihm seltsam vor, aber was, konnte er nicht genau sagen. Schließlich schaltete er das Licht aus und ging zu den anderen hinüber.Auf der Leinwand war das langhaarige Mädchen jetzt mit drei Männern zugange. Giuseppe schaute einen Moment im Stehen zu und warf dann einen kurzen Blick zu der Sängerin hinüber, die steif und reglos dasaß, die Hände im Schoß verkrampft. Dann setzte er sich wieder zu Tattaglia und den Mädchen auf die Couch.

16.
    Vito überquerte die Fußgängerbrücke, die das Strafgerichtsgebäude mit den »Tombs« verband. Draußen, jenseits der Reihe hoher Fenster, die auf die Franklin Street hinausgingen, drängten sich New Yorker in schweren Mänteln auf den Gehsteigen. Viele von ihnen, so vermutete Vito, hatten beruflich am

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