Die Corleones
Sprechen Sie alles mit Genco ab«, fügte Vito hinzu, »aber ich neige dazu, in dieser Sache Ihrem Urteil zu vertrauen.«
Genco tätschelte Frankie das Handgelenk, als wollte er ihm versichern, dass er ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen würde.
»Tessio«, sagte Vito, »ich möchte, dass du der Tattaglia-Familie auf den Zahn fühlst. Finde heraus, ob es da irgendwelche Anknüpfungspunkte gibt. Giuseppe hat überall Feinde. Carmine Rosato könnte ebenfalls dazugehören. In Saint Francis hat er mir dafür, dass er zu Giuseppes Leuten gehört, etwas zu herzlich die Hand gedrückt.« Wieder schwieg Vito, als würde er an das Treffen in Saint Francis zurückdenken. »Ah«, sagte er schließlich, »lasst uns alle überlegen, wie wir diesen Krieg so schnell wie möglich beenden können, damit wir wieder Zeit für unsere Geschäfte und unsere Familien haben.«
»Zu allererst«, sagte Genco, schob seinen Stuhl näher an den Schreibtisch und drehte ihn um, so dass er die anderen im Blickhatte, »zu allererst müssen wir uns um Capones Killer kümmern. Dann …« Bevor er weitersprach, berührte er seine Nase, als müsste er erst eine Entscheidung fällen. »Frankie hat recht: Wir müssen Mariposa aus dem Weg räumen.« Er zuckte mit den Schultern, als wäre das eine lästige Pflicht. »Wenn es uns gelingt, diese beiden Dinge so bald wie möglich zu erledigen, schließen sich uns die anderen Familien vielleicht an.«
»Es passt ihnen bestimmt nicht, dass Mariposa sich an Capone gewandt hat.« Clemenza verlagerte auf dem Aktenschrank sein Gewicht. »Einen
Napolitan’
gegen einen Sizilianer zu Hilfe zu rufen …« Er wedelte mit dem Finger. »Das wird ihnen nicht gefallen.«
»Luca«, sagte Genco, »Capones Männer überlassen wir dir. Frankie«, fuhr er fort, »du erklärst Luca alles, was du weißt.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. »Ich sage es noch einmal – obwohl wir auf den ersten Blick unterlegen sind, bin ich der Meinung, dass unsere Chancen gut stehen. Für den Augenblick und bis das alles geregelt ist, halten wir uns bedeckt. Ich habe bereits dafür gesorgt, dass die Jungs auf dem Anwesen auf Long Island eine Reihe von Zimmern einrichten. Die Häuser sind noch nicht fertig und die Mauer ebenso wenig, aber lange dauert es nicht mehr. Vorerst werden wir und alle unsere wichtigen Leute dort draußen wohnen.«
Richie Gatto, der sich normalerweise hütete, bei einem solchen Treffen den Mund aufzumachen, sagte: »Jetzt gleich? Meine Frau braucht …« Er klang, als wollte er erklären, was für Probleme es mit sich bringen würde, jetzt sofort auf das Anwesen umzuziehen, fing sich aber noch rechtzeitig.
»Richie!«, sagte Clemenza. »Was deine Frau nicht braucht, ist ein toter Mann, hab ich recht?«
Vito stand von seinem Schreibtischstuhl auf und trat auf Richie zu. »Ich habe vollständiges Vertrauen in Genco Abbandando«, sagte er. »Er ist Sizilianer, und wer wäre besser geeignet, in Kriegszeiten unser Consigliere zu sein, als ein Sizilianer?« Vito legte Richie einen Arm um die Schulter. »Wir werden uns um deineFamilie kümmern«, sagte er und drückte Richie freundschaftlich, während er ihn zur Tür führte. »Um deine Frau Ursula und deinen Sohn Paulie werden wir uns kümmern, als wären sie unser eigen Fleisch und Blut. Darauf hast du mein Wort, Richie.«
»Vielen Dank, Don Corleone.« Richie blickte kurz zu Clemenza hinüber.
»Hol die übrigen Jungs«, sagte Clemenza zu Richie, dann schloss er sich Luca und den anderen an, die hintereinander das Büro verließen. An der Tür umarmte Clemenza Vito, wie schon Tessio und Frankie vor ihm.
Genco wartete, bis Clemenza die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Vito«, fragte er dann, »was sollen wir mit der Parade machen?«
»Ah.« Vito tippte sich gegen die Stirn, als müsste er sich die Einzelheiten erst wieder in Erinnerung rufen. »Stadtrat Fischer.«
»
Sì
. Der Bürgermeister wird dort sein. Sämtliche
pezzonovante
der ganzen Stadt werden mitmarschieren.«
Vito strich sich über den Hals und blickte zur Decke. »Eine Veranstaltung wie diese, bei der sogar unser fetter neapolitanischer Bürgermeister anwesend sein wird … außerdem Kongressabgeordnete, Polizisten, Richter, die Zeitungen … Nein.« Vito sah Genco an. »Bei einer solchen Veranstaltung wird Mariposa nichts tun. Denn damit würde er sämtliche Familien gegen sich aufbringen, im ganzen Land. Die Polizei würde alle seine Geschäfte stilllegen, und
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