Die Corleones
her.« Benny blickte über Carmines Schulter zu dem Mann, der am Straßenrand links hinter ihm stand. »Wer ist das?«, fragte er.
»Das ist mein Kumpel JoJo«, erwiderte Carmine. »JoJo Di-Giorgio. Seid ihr euch nie begegnet?«
»Nee«, sagte JoJo. »Hatte noch nicht das Vergnügen.« Er hielt Benny die Hand hin.
Joey Daniello war im Eingang des Grand Central stehen geblieben und schaute sich alles an. Während er sich gegen die Mauer des Bahnhofs lehnte, den Fuß auf seinem Koffer, die rechte Hand in der Tasche, massierte er sich mit der freien Hand die Stirn. Er wirkte wie ein Mann, der unter starken Kopfschmerzen litt.
Benny schüttelte JoJo die Hand, wandte sich dann um und winkte Joey zu sich herüber. »Joey der Gauner«, sagte er leise zu Carmine. »Sieht nicht nach viel aus, aber
Madonn’
, wenn der sauer wird. Er ist verrückt!« Als Joey zu ihnen trat, die eine Hand noch immer in der Tasche, sagte Benny: »Das ist Little Carmine, von dem ich dir erzählt hab, und das hier ist JoJo DiGiorgio.«
Joey nickte beiden Männern zu. »Und, ist das jetzt ein Klassentreffen, oder geht’s hier ums Geschäft.«
»Ums Geschäft«, sagte JoJo. Und an Carmine gewandt: »Nimm ihre Koffer.«
Carmine sah ihn an, als wüsste er nicht genau, was er von ihm wollte. Dann wandte er sich zu Benny und Joey um und sagte: »Okay, ich kümmer mich um die Koffer.«
Nachdem Carmine beide Koffer in Händen hielt, trat JoJo auf die Straße und winkte, als wollte er ein Taxi rufen. Er winkte mit der linken Hand, während seine rechte herabbaumelte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Carmine, der die beiden Koffer hielt. »Bitte schön«, sagte er, als ein schwarzer Buick am Straßenrand abbremste.
»Wohin fahren wir?«, wollte Joey wissen.
»Mariposa möchte euch sehen«, sagte JoJo und hielt ihnen die hintere Tür auf. »Carmine«, sagte er, während Benny und Joey auf die leere Rückbank rutschten, »leg das Gepäck in den Kofferraum.« Kaum war Carmine hinten um den Wagen herumgegangen, öffnete sich die straßenseitige Tür und Luca Brasi ließ sich auf die Rückbank fallen. Er trug einen schwarzen Trenchcoat und hatte eine .38er Super in der Hand, die er Benny in den Bauch drückte. Vinnie Vaccarelli, der auf dem Fahrersitz saß, fuhr herum und hielt Joey eine Pistole unter die Nase, während er ihn rasch abtastete. Er zog eine Pistole aus Joeys Tasche und eine aus einem Holster am Fußgelenk. Luca riss einen großen .45er Colt unter Bennys Jacke hervor und warf ihn auf den Beifahrersitz zu Joeys Waffen. Nur Sekunden später saß JoJo neben Vinnie, und sie schlängelten sich durch den Verkehr in Midtown.
Joey Daniello sagte zu Benny: »Hey, wo ist unser Kumpel Little Carmine? Sieht fast so aus, als wäre er verlorengegangen.«
Benny, der schwitzte, fragte Luca mit zitternder Stimme, ob er ein Taschentuch aus der Jacke ziehen und sich die Stirn abwischen dürfte, und Luca nickte.
Joey grinste, als würde ihm das alles großen Spaß machen. »Hey, JoJo«, sagte er und beugte sich nach vorn, »wie viel habt ihr Bennys gutem Freund Little Carmine bezahlt, damit er uns in eine Falle lockt? Das würd mich interessieren.«
»Wir haben ihm keinen Cent bezahlt«, erwiderte JoJo. Er nahm den Hut ab und warf ihn auf die Pistolen, die zwischen ihm und Vinnie lagen. »Wir haben ihn lediglich davon überzeugt, dass es für ihn gesünder wäre, zu tun, was wir verlangen.«
»Oh«, sagte Joey und lehnte sich zurück, den Blick auf Luca gerichtet. Zu Benny sagte er: »Hey, dann hat uns dein Kumpel wenigstens nicht für Geld verraten. Immerhin etwas.«
Benny wurde blass und schien Probleme mit dem Atmen zu haben. »Beruhig dich«, sagte Luca. »Wir werden … niemand umbringen.«
Joey Daniello lachte. Es war ein verbittertes Lachen, und er wandte den Blick nicht eine Sekunde von Luca ab.
»Carmine ist bestimmt schon unterwegs zu Jumpin’ Joe«, sagte Vinnie und sah in den Rückspiegel. »Vielleicht schicken sie die Kavallerie.«
Joey deutete mit dem Finger auf Luca. »Weißt du, wie du aussiehst?«, fragte er. »Im Ernst – wie dieser verdammte Frankenstein, den Boris Karloff in dem Film spielt. Hast du den gesehen?« Er fasste sich an den Kopf. »Du hast die gleiche Stirn. Wie ein Affe!« Als Luca nicht antwortete, fuhr er fort: »Was ist mit deinem Gesicht passiert? Meine Großmutter sah nach einem Schlaganfall so aus.«
JoJo richtete seine Pistole auf Joey. Zu Luca sagte er: »Soll ich ihm das Gehirn wegpusten,
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