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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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ich«, sagte Cork und fing an, ihr sein Beileid auszusprechen, aber kaum hatte er Kellys Namen erwähnt, fiel ihm die alte Frau ins Wort.
    »Ich hatte nie eine Tochter. Meine Tochter würde sich nie und nimmer mit einem blutrünstigen Itaker wie Luca Brasi einlassen.«
    »Ich verstehe, wie Sie sich fühlen müssen, Mrs. O’Rourke.«
    »Tatsächlich?« Sie verzog angewidert das Gesicht, drückte sich die braune Papiertasche an die Brust und machte ein paar unsichere Schritte auf die Theke zu. »Sean hat mir erzählt, dass du dich mit deinem Freund Sonny Corleone verkracht hast. Stimmt das?«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte Cork, und obwohl es ihm unangenehm war, dass die alte Frau so dicht vor ihm stand, beugte er sich über die Auslage und schenkte ihr die Andeutung eines Lächelns. »Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit.«
    »Das ist gut«, sagte Mrs. O’Rourke und drückte die braune Papiertüte noch fester an ihre Brust. Offenbar schien sie nicht zu wissen, ob sie reden oder besser schweigen sollte.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte Cork.
    »Das ist gut«, wiederholte Mrs. O’Rourke, als hätte Cork nichts gesagt. Obwohl sie noch immer ein, zwei Meter von ihm entfernt war, senkte sie die Stimme, als würde sie ganz im Vertrauen mit ihm sprechen. »Dieser Sonny macht’s nicht mehr lange. Er und Luca Brasi und die ganzen anderen jämmerlichen Makkaronis.« Sie strich sich das Haar nach hinten, sichtlich zufrieden mit sich. »Die können sich auf eine nette irische Überraschung gefasst machen.«
    »Was reden Sie da, Mrs. O’Rourke?«, fragte Cork und lachte unsicher. »Ich versteh Sie nicht recht.«
    »Das wirst du schon noch«, erwiderte Mrs. O’Rourke und lachte ebenfalls leise. An der Tür, bevor sie ins Sonnenlicht hinaustrat, drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Der Herr liebt Paraden«, und lachte erneut, äußerst verbittert dieses Mal. Dann drehte sie sich um und verschwand die Straße hinunter, während die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
    Cork betrachtete die Tür, als könnte die Bedeutung dessen, was die alte Frau gesagt hatte, plötzlich in den Sonnenstrahlen Gestalt annehmen, die durch das Oberlicht hereinfielen. In der Morgenzeitung hatte er etwas über eine Parade gelesen. Er gingins Hinterzimmer, wo die
New York American
lag, die Comicseite obenauf. Rasch blätterte er darin, bis er den Artikel fand, eine einzelne Spalte auf Seite drei. Heute Nachmittag sollte eine Prozession durch Manhattan ziehen, den Broadway entlang, irgendwas mit Bürgerpflichten. Für Cork war das nur ein Haufen politischer Unfug, und er konnte sich nicht vorstellen, was Sonny und seine Familie damit zu tun haben sollten. Er warf die Zeitung beiseite und machte sich wieder daran, die Auslagen in Ordnung zu bringen, aber seine Gedanken kehrten immer wieder zu Mrs. O’Rourke zurück. »Der Herr liebt Paraden« und »Dieser Sonny macht’s nicht mehr lange« hatte sie gesagt. Nachdem er eine Weile die Plunderstücke hin- und hergeschoben hatte, drehte er das
Geschlossen- Schild
an der Tür um, verriegelte sie und eilte die Hintertreppe hinauf.
    Eileen hatte sich im Wohnzimmer auf dem Sofa ausgestreckt und hielt eine kichernde Caitlin über ihren Kopf. Das Kind hatte die Arme wie Flügel ausgestreckt und tat so, als würde es fliegen. »Wer kümmert sich um den Laden?«, fragte Eileen, als sie ihn bemerkte.
    »Onkel Bobby!«, kreischte Caitlin. »Schau mal! Ich fliege wie ein Vogel!«
    Bobby packte das Mädchen, warf es sich über die Schulter und drehte sich einmal rasch im Kreis, bevor er es zu Boden gleiten ließ und ihm einen Klaps auf den Hintern versetzte. »Geh und spiel in deinem Zimmer, Schätzchen«, sagte er. »Ich hab mit deiner Mama was Ernstes zu besprechen.«
    Caitlin sah ihre Mutter an. Als Eileen zur Tür deutete, zog sie einen dramatischen Schmollmund, stemmte die Hände in die Hüften und ging hinaus, wobei sie so tat, als wäre sie zutiefst entrüstet.
    »Hast du wenigstens die Tür abgeschlossen?«, fragte Eileen und setzte sich auf.
    »Und das Schild umgedreht«, sagte Bobby. »Bis Mittag ist eh nicht viel los.« Er setzte sich neben Eileen auf das Sofa und erklärte, was gerade mit Mrs. O’Rourke vorgefallen war.
    »Wahrscheinlich war sie betrunken und hat irres Zeug geredet«, sagte Eileen. »Wann soll diese Parade denn anfangen?«
    Cork schaute auf seine Armbanduhr. »Etwa in einer Stunde.«
    »Okay.« Eileen hielt inne und dachte nach. »Dann solltest du besser Sonny suchen und

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