Die Corleones
Treppenabsatzes. »Jetzt plötzlich überschlägt sich dein Junge vor Höflichkeit.«
Tits zog die Tür hinter sich zu, und die vier Männer standen in einem kleinen Kreis beieinander.
Giuseppe schüttelte erneut den Kopf, als würde er auf einen Einwandreagieren, den die anderen nicht hören konnten. »Weißt du was?«, sagte er zu Tits. »Ich weiß nicht, ob du Frankie oder den Corleones irgendwas verraten hast. Aber außer meinen Capos warst du der Einzige, der alle Einzelheiten kannte, also …«
»Das stimmt nicht, Don!«, rief der Junge aufgebracht. »Wir wussten alle Bescheid.«
»Ich verheimliche meinen Männern nichts«, sagte Emilio und trat dichter an Giuseppe heran. »Ich muss ihnen vertrauen können, und sie wussten, dass Frankie nicht eingeweiht war. Von meinen Männern hat niemand etwas zu ihm gesagt.«
Giuseppe blickte Emilio in die Augen, bevor er sich wieder dem Jungen zuwandte. »Trotzdem, ich trau dir nicht, Tits. Du bist ein kleiner Dreckskerl, und ich hab dich schon länger im Verdacht, also …« Er machte einen Schritt auf Tits zu, packte ihn mit der linken Hand im Nacken, hielt ihm mit der rechten die Derringer vor die Brust und drückte ab. Dann trat er zurück und ließ den Jungen zu Boden gleiten.
Ettore drehte sich um und schaute weg. Emilio rührte sich nicht, sah Giuseppe nur schweigend an.
»Widersprich mir nie wieder«, sagte Giuseppe zu Emilio. »Wenn ich nicht auf dich gehört hätte, wäre Frankie jetzt unter der Erde und nichts von alldem wäre passiert. Die ganze Angelegenheit hätte längst vorbei sein sollen, und jetzt muss ich mich mit einem verdammten Krieg herumschlagen.«
Emilio schien Giuseppe kaum gehört zu haben. Er starrte noch immer auf Tits hinab. Unter der Leiche bildete sich eine kleine Blutlache. »Er war ein guter Junge«, sagte er.
»Und wenn schon! Jetzt ist er ein toter Junge.« Giuseppe wandte sich der Treppe zu. »Schafft ihn weg.« Am Fuß der Treppe drehte er sich noch einmal um. »Und jemand soll mit den Iren reden. Und dafür sorgen, dass sie die Klappe halten.« Er verschwand die Treppe hinunter.
Als Giuseppes Schritte verklungen waren und sie sicher sein konnten, dass er sie nicht mehr hören konnte, sagte Ettore zu seinem Bruder: »Der Scheißkerl hat wahrscheinlich sogar recht.Gut möglich, dass Tits Frankie einen Tipp gegeben hat. Er hat Joe gehasst.«
»Das wissen wir nicht«, erwiderte Emilio. Er ging die Treppe hinunter, dicht gefolgt von Ettore. »Hol ein paar von den Jungs und bringt ihn in das Leichenhaus in Greenpoint, in der Nähe seiner Familie.«
»Meinst du, dass Joe …«, wollte Ettore ihm widersprechen.
»Joe kann mich mal«, fiel ihm Emilio ins Wort. »Mach, was ich dir sage.«
23.
Cork ließ die grüne Jalousie vor dem Schaufenster der Bäckerei gegen das grelle Licht der Morgensonne halb herunter. Eileen hatte gerade ein dampfendes Blech süßer Rosinenbrötchen gebracht, und der Laden duftete nach Zimt und frisch gebackenem Brot. Der erste Kundenansturm hatte sich bereits gelegt, und Eileen war mit Caitlin nach oben gegangen und hatte es ihm überlassen, die Auslagen in Ordnung zu bringen und den Laden aufzuräumen. Cork machte es nichts aus, in der Bäckerei zu arbeiten. Allmählich gefiel es ihm sogar, auch wenn er auf die weiße Schürze und das Hütchen, die Eileen ihm aufgedrängt hatte, hätte verzichten können. Er unterhielt sich gerne mit den Kunden, bei denen es sich fast ausschließlich um Frauen handelte. Mit den verheirateten Frauen tauschte er Neuigkeiten aus und mit den unverheirateten flirtete er. Eileen versicherte ihm, dass die Geschäfte besser gingen, seit er hinter der Theke stand.
Gerade wollte er sich von der Straße abwenden, als in der unteren Hälfte des Fensters ein langes schwarzes Kleid erschien, und kurz darauf läutete die Glocke über der Tür. Mrs. O’Rourke betrat den Laden, eine braune Papiertüte im Arm. Sie war eine hagere Fau mit grauem Haar und einem verkniffenen Gesicht, das so aussah, als würde sie Grimassen schneiden, selbst wenn sie teilnahmslos dreinschaute.
»Ah, Mrs. O’Rourke«, sagte Cork in mitfühlendem Tonfall.
»Bobby Corcoran«, sagte Mrs. O’Rourke. Sie trug Trauer und brachte den Geruch von Bier und Zigaretten mit sich in den Laden. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich durch das dünne Haar, als wollte sie ihr Äußeres in der Gegenwart eines Mannes in Ordnung bringen. »Nach dir habe ich gesucht. Ich hab gehört, dass du hier bedienst.«
»Das tue
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