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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Michael«, sagte Tom. »Pa kann dir jedes Autogramm besorgen, das du haben willst.«
    »Du solltest Pa um ein Autogramm bitten«, sagte Sonny und schlug Michael im Scherz auf die Stirn.
    »Santino!«, sagte Carmella. »Sei nicht so grob!« Sie strich Michael über die Stirn, als wollte sie damit die Schmerzen vertreiben.
    Von irgendwo ganz in der Nähe ertönte das unfeine Rülpsen einer Tuba, gefolgt vom misstönenden Quieken und Heulen einer Vielzahl von Musikinstrumenten – die Marschkapelle wärmte sich auf. »Gleich geht’s los«, sagte Vito und versammelte seine Familie um sich. Kurz darauf erschien ein Zeremonienmeister und begann, die Gruppen nacheinander auf die Straße zu dirigieren und Anweisungen zu rufen. Auf der anderen Seite der Sixth Avenue stand, so reglos wie eine Statue, Luca Brasi, die Augen auf Vito gerichtet.
    Vito nickte ihm zu und führte seine Familie auf die Avenue hinaus.
     
    Cork fuhr vor dem Haus, in dem Sonnys Eltern wohnten, an den Straßenrand, als Hats sich gerade mit einer Hand auf Fredos Schulter dem Eingang näherte. Fat Bobby und Johnny LaSala,die wie eine Schildwache vor der Tür gestanden hatten, kamen beide die Treppe heruntergeeilt, jeder eine Hand in der Jacketttasche. Cork rutschte auf den Beifahrersitz und streckte den Kopf zum Fenster hinaus.
    »Cork!«, rief Fredo und trabte zum Wagen hinüber.
    »Hallo, Fredo!«, sagte Cork und nickte Hats zu. Die beiden Wachposten vor dem Hauseingang kehrten an ihren Posten zurück. »Ich suche nach Sonny«, sagte Cork zu Fredo. »Er ist nicht bei sich zu Hause, und da dachte ich mir, ich schau mal bei euch vorbei.«
    »Nee, der ist auf der Parade«, sagte Fredo. »Ich war auch gerade dort, aber ich bin krank, also muss ich ins Bett.«
    »Ach, das ist aber schade«, erwiderte Cork. »Er ist auf einer Parade? Sonny?«
    »Ja, alle sind dort. Außer mir.«
    »Auf einer Parade?«, fragte Sonny noch einmal.
    »Was ist los, Cork?«, warf Hats dazwischen. »Hast du’s mit den Ohren?«
    »Die ganzen hohen Tiere sind dort«, sagte Fredo. »Sogar der Bürgermeister.«
    »Wirklich?« Cork nahm seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf, als könnte er es noch immer nicht glauben, dass Sonny auf eine Parade gehen würde. »Und wo findet diese Parade statt?«, fragte er Fredo schließlich.
    Hats zog Fredo vom Wagen weg und sagte: »Warum willst du das alles wissen?«
    »Weil ich nach Sonny suche.«
    »Dann such ihn halt ein anderes Mal. Jetzt ist er beschäftigt.«
    »Sie sind bei Gimbels in der Innenstadt«, sagte Fredo. »Die ganze Familie: Sonny, Tom und alle anderen.« Als Hats ihn wütend ansah, rief er: »Er ist Sonnys bester Freund!«
    Cork sagte zu Fredo: »Pass auf dich auf, Kleiner. Dir geht’s bestimmt bald wieder gut.« Er nickte Hats noch einmal zu und rutschte zurück auf den Fahrersitz.
    In Manhattan hatte die Polizei den Herald Square mit gelben Barrikaden abgesperrt, obwohl die Straßen nicht unbedingt mitMassen von Zuschauern gesäumt waren. Das Fußgängeraufkommen entsprach ungefähr dem, was man an einem normalen Wochentag erwarten würde, vielleicht ein paar Leute mehr. Cork umfuhr mehrere der Straßensperren und parkte im Schatten des Empire State Building. Bevor er ausstieg, nahm er eine Smith & Wesson aus dem Handschuhfach und schob sie in die Jackentasche. Dann ging er zum nächsten U-Bahn-Eingang und eilte aus dem Sonnenschein hinab in die kalten Tunnel, die vom Rumpeln und Klappern der Züge erfüllt waren. Er hatte einmal bei Gimbels eingekauft, zusammen mit Eileen und Caitlin, und er glaubte, dass er sich in den Tunneln zurechtfinden würde, die direkt in das Kaufhaus führten. Wie sich zeigte, musste er unter der Erde lediglich den Schildern und den Menschenmassen folgen, um in das Untergeschoss mit den Sonderangeboten zu gelangen, wo Verkäuferinnen in einem Irrgarten aus Vitrinen und Theken ihrer Arbeit nachgingen. Von dort aus folgte er weiteren Schildern, bis er sich wieder auf der Straße befand, und hastete dann zur Sixth Avenue und schließlich zum Broadway, wo eine Gruppe von Majoretten in weißen Uniformen im Takt einer Marschkapelle ihre Stäbe herumwirbelten und in die Luft warfen.
    Zuschauer standen in Zweier- und Dreierreihen an der Straße, so dass auf dem Gehsteig noch genügend Platz für gewöhnliche Passanten blieb. Cork drängelte sich auf die Straße hinaus und sah Bürgermeister LaGuardia von der Ladefläche eines langsam dahinrollenden Pritschenwagens den Menschen zuwinken. Er war von

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