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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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aufbrechen musste. Er ging ins Bad und musterte sich im Spiegel des Arzneischränkchens. Er trug ein dunkles Hemd, schwarze Chinos und schwarze Nat-Holman-Turnschuhe. Fast schon eine Uniform. Er hatte entschieden, dass sie, wenn sie ein Ding drehten, alle das Gleiche anziehen sollten. Das erschwerte es, sie voneinander zu unterscheiden. Dabei mochte er Turnschuhe gar nicht. Er fand, dass sie damit noch mehr wie kleine Jungs aussahen, und das konnten sie nun überhaupt nicht gebrauchen, denn der Älteste von ihnen war achtzehn. Cork war jedoch der Meinung, dass sie in Turnschuhenschneller laufen konnten, und so trugen sie eben Turnschuhe. Cork war eins siebzig groß und brachte etwa sechzig Kilo auf die Waage, aber es gab keinen, der sich mit ihm anlegen wollte, auch Sonny nicht. Er war unerbittlich, und Sonny hatte selbst miterlebt, wie er einen Typen mit einem harten rechten Haken bewusstlos geschlagen hatte. Außerdem war er verdammt klug. In seiner ganzen Wohnung standen Kisten voller Bücher herum. Er war schon immer so gewesen, eine Leseratte, seit sie zusammen in die Grundschule gegangen waren.
    Sonny nahm eine dunkelblaue Jacke von einem Haken an der Wohnungstür. Er schlüpfte hinein, fischte eine Wollmütze aus der Tasche und zog sie sich über seinen dichten Haarschopf. Als er noch einmal einen Blick auf die Uhr warf, war es genau Mitternacht. Rasch trabte er die Treppe zur Mott Street hinunter. Ein Dreiviertelmond spähte durch ein Loch in der Wolkendecke und tauchte die Mietskasernen mit ihren Backsteinfassaden und schwarzen Feuertreppen in blasses Licht. Sämtliche Fenster waren dunkel, und es sah nach Regen aus. An der Ecke Mott und Grand warf eine Laterne einen Lichtkreis auf das Pflaster. Sonny ging darauf zu, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass er auf der Straße alleine war, schlüpfte er in das Gewirr von Gassen und folgte ihnen über die Mulberry zur Baxter, wo Cork hinter dem Steuer eines schwarzen Nash mit aufgesetzten Scheinwerfern und breitem Trittbrett auf ihn wartete.
    Sobald Sonny neben ihn auf den Vordersitz gerutscht war, fuhr Cork langsam los. »Sonny Corleone«, sagte er und sprach Sonnys Nachnamen wie ein muttersprachlicher Italiener aus, was ihm offenbar großen Spaß machte. »Was für ein scheißlangweiliger Tag. Wie lief’s bei dir?« Er war genauso angezogen wie Sonny, wobei seine Mütze seine blonden Locken nur unzureichend bedeckte.
    »Genauso«, sagte Sonny. »Bist du nervös?«
    »Ein wenig«, erwiderte Cork. »Aber das müssen die anderen nicht wissen, okay?«
    »Für wen hältst du mich?« Sonny versetzte Cork einen Schubs und deutete dann die Straße hinauf zur nächsten Ecke, wo dieRomeros – Vinnie und Angelo – auf der untersten Stufe einer Treppe auf sie warteten.
    Cork fuhr rechts ran und gab sofort wieder Gas, kaum waren die beiden Jungs hinten reingesprungen. Vinnie und Angelo waren Zwillinge, und Sonny musste sehr genau hinschauen, um sie auseinanderzuhalten. Vinnie trug sein Haar ganz kurz geschnitten und sah dadurch männlicher aus, während Angelo es sich stets zu einem Scheitel kämmte. Jetzt hatten sie Mützen auf, und Sonny erkannte Angelo nur an den wenigen Strähnen, die ihm in die Stirn fielen.
    »Himmel«, sagte Cork und schaute in den Rückspiegel. »Ich kenn euch Vögel jetzt schon mein Leben lang, aber wenn ihr so angezogen seid, hab ich keine Ahnung, wer wer ist.«
    Vinnie sagte: »Ich bin der Klügere«, und Angelo sagte: »Ich seh besser aus«, dann lachten beide. »Hat Nico die Knarren bekommen?«, fragte Vinnie.
    »Ja.« Sonny nahm seine Mütze ab, strich sich das Haar glatt und mühte sich dann, sie wieder ordentlich darüberzuziehen. »Haben uns einen Haufen Moos gekostet.«
    »Sie sind’s wert«, meinte Vinnie.
    »Hey, du bist an der Gasse vorbeigefahren!« Sonny hatte nach hinten geschaut. Jetzt wandte er sich zu Cork um und schubste ihn.
    »Wo?«, fragte Cork. »Und hör mit der Schubserei auf, du Schafskopf!«
    »Vor der Wäscherei.« Sonny deutete auf die Schaufensterscheibe von Chick’s Laundry. »Bist du blind?«
    »Von wegen blind«, erwiderte Cork. »Ich war abgelenkt.«
    »
Stugots’!
« Sonny schubste Cork erneut, und beide mussten lachen.
    Cork drückte den Schalthebel nach hinten und fuhr rückwärts in die Gasse. Dann drehte er Motor und Scheinwerfer aus.
    »Verdammte Scheiße, wo stecken die nur?«, sagte Angelo, doch in dem Augenblick öffnete sich eine verzogene Tür, die auf die Gasse hinausging, und Nico

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