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Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)

Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)

Titel: Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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irre, dann hat gerade eben die Erde gebebt.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    Melissa stand mitten in ihrem Büro und konnte sich sekundenlang nicht von der Stelle rühren. Doch schließlich gewann der Profi in ihr die Oberhand, und sie ging zur Tür und warf sie zu, um danach an ihren Schreibtisch zurückzukehren.
    Viele Fälle hatte sie derzeit nicht zu bearbeiten, da es in Stone Creek relativ ruhig geworden war, seit Byron Cahill hinter Gittern saß. Aber den einen oder anderen Vorfall gab es dennoch. Außerdem musste sie täglich Berichte schreiben, Akten begutachten und E-Mails beantworten. Wenn ich schlau wäre, überlegte sie, hätte ich J. P. zum Angeln begleitet.
    Später am Vormittag klopfte Andrea an, steckte den Kopf zur Tür herein und erklärte, sie müsse nach Hause, weil sie Magenkrämpfe habe und ohnehin nichts los sei.
    Melissa sah die junge Frau über den Rand ihrer Lesebrille an und nickte nur wortlos, dann loggte sie sich in Andreas Computer ein. Vielleicht hatte sie tatsächlich Magenkrämpfe, vielleicht war es auch nur eine Ausrede. Tatsache war, dass sie beide heute unterbeschäftigt waren.
    Es erleichterte Melissa, dass sie nach acht Stunden im Büro nach Hause gehen konnte. Ihr fehlten der Stress und die doppelt so langen Arbeitszeiten ihrer früheren Jobs nicht im Geringsten. Im Gegenteil, es gefiel ihr, Zeit zu haben, um abends und am Wochenende die Zimmer in ihrem kleinen Haus zu streichen, um Bücher zu lesen, sich an der immer größer werdenden Schar Nichten und Neffen zu erfreuen und sich sogar ein bisschen als Gärtnerin zu betätigen.
    Zugegeben, in Sachen Romantik und Sex hatte sich seit ihrer Trennung von Dan Guthrie vor einigen Jahren nichts mehr getan, aber man konnte schließlich nicht alles haben, oder?
    Als sie länger über diese Frage nachdachte, fühlte sie sich mit einem Mal niedergeschlagen. Ihre Schwestern hatten sehr wohl alles, was sie sich wünschten – Kinder, tolle Ehemänner, die sie anbeteten, und Jobs, die sie ausfüllten. Und sie musste gar nicht erst darauf hingewiesen werden, dass Brad den Vogel abgeschossen hatte. Im Verlauf seiner Karriere hatte man ihm über ein Dutzend Auszeichnungen der Country Music Association verliehen, dazu noch eine Handvoll Grammys. Seine Ehe mit Meg McKettrick könnte nicht glücklicher sein, und das galt auch für die Familie, die sie beide nach und nach um sich scharten.
    Schluss mit dem Selbstmitleid und Schluss mit den ständigen Vergleichen mit ihrem Bruder und ihren Schwestern. Natürlich kam sie sich hin und wieder ein wenig einsam vor, aber war das denn so schlimm? Sie war gesund, und sie hatte eine Familie, von der sie geliebt wurde. Die Stone-Creek-Ranch mit ihrer langen und wechselhaften Geschichte war nach wie vor ihr Zuhause. Außerdem besaß sie eine solide Ausbildung, musste kein Darlehen abstottern und fuhr einen schicken Wagen, der so umgebaut worden war, dass er wie ein MG Roadster von 1954 aussah. Zu guter Letzt hatte sie genügend Ersparnisse, um sich mit vierzig zur Ruhe zu setzen, wenn sie das wollte.
    Wahrscheinlich wollte sie das nicht, doch darum ging es jetzt auch gar nicht.
    Für Melissa bedeutete Erfolg, zwischen verschiedenen Optionen wählen zu können. Das war für sie die Definition von Freiheit.
    Wenn sie irgendwann der Wunsch überkam, sich auf eine neue Tätigkeit in einer aufregenderen Stadt wie Los Angeles oder New York zu stürzen, dann konnte sie sich von heute auf morgen dafür entscheiden. Nichts hielt sie hier fest. Sie konnte kündigen, ihr Haus vermieten oder sogar verkaufen, sich von Stone Creek verabschieden und losziehen.
    Natürlich liebte sie ihre Geschwister, und sie hatte hier viele Freunde, Menschen, die sie von klein auf kannte. Aber vor allem die Vorstellung, ihre Nichten und Neffen zurückzulassen und nicht aus erster Hand mitzuerleben, wie sie aufwuchsen, sondern sich mit seltenen Besuchen, Telefonaten und E-Mails mit angehängten Fotos zufriedenzugeben, bescherte ihr einen Kloß im Hals.
    Warum mache ich mir überhaupt solche Gedanken?
Weil Tom recht gehabt hatte. Steven Creed und sein kleiner Junge waren in ihr Büro gekommen, und die Erde hatte gebebt. Die Schwerkraft war auf den Kopf gestellt worden, der Beweis dafür fand sich in einer einzigen Entscheidung: Sie hatte sich einverstanden erklärt, das Paradekomitee zu leiten.
    Nach einem tiefen Atemschöpfen widmete sie sich dem Computer und überflog die Liste der neu eingegangenen Nachrichten.
    Tom Parker,

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