Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
in Stone Creek“ und nicht „Hey, schöner Mann, was hältst du davon, einen Babysitter kommen zu lassen, damit wir von hier verschwinden können, um uns irgendwo ein Fleckchen zu suchen, wo wir ungestört übereinander herfallen können?“
Ihre Wangen färbten sich rot, weil die letztere Version durchaus ihren Reiz besaß, da fiel ihr auf einmal ein, dass sie auf Byrons Bemerkung noch gar nicht reagiert hatte. „Okay, einverstanden“, sagte sie, während sie Nathan weiter ignorierte. Dann zog sie mit einer Hand die Fliegengittertür auf und hielt sie mit der Hüfte offen. „Wir sehen uns morgen.“
Byron nickte und wandte sich wieder dem Ahornbaum zu.
7. KAPITEL
U m eine Minute vor sechs war Melissa bereit, das Abendessen zu servieren. Die Stubenküken, die im nur selten benutzten Backofen schmorten, verbreiteten in ihrer kleinen, hell eingerichteten Küche ein köstliches Aroma. Der Blaubeerkuchen, der längst aufgetaut und einmal erhitzt worden war, kühlte unter einem sauberen Küchentuch auf dem Tresen gleich neben dem Herd ab. Und der antike Tisch, auf dem sich üblicherweise Zeitungen und Prospekte stapelten, sah heute Abend aus wie das Titelbild eines jener Magazine, die das idyllische Landleben anpriesen.
Melissa hielt einen Moment inne, um die strahlend weiße Tischdecke mit der grünen Glasschale in der Mitte zu bewundern, die sie mit weißen Pfingstrosen von den Büschen aus ihrem Vorgarten gefüllt hatte. Die Teller, die sie einmal aus einer Laune heraus ausgerechnet im Souvenirladen auf einem Flughafen gekauft hatte, waren mit Karos, Blumen und farbigen Punkten verziert. Sie legte den Kopf schräg und betrachtete das Dekor. Es war übertrieben, und es war eindeutig feminin. Und fröhlich wirkte es ohnehin. Aber war es womöglich von allem eine Spur zu viel?
Immerhin ging es hier nicht um das Wiedersehen mit der Cheerleader-Truppe von der Highschool, sie empfing einen kleinen Jungen und einen erwachsenen Mann.
Und
was
für einen Mann! Unsicher kaute Melissa auf einem Fingernagel herum. Von den Blumen in der Schale abgesehen entsprach nichts ihrem persönlichen Stil. Die Teller hatten im Hängeschrank über dem Kühlschrank jahrelang Staub angesetzt, das Essen hatte sie nicht gekocht, und sie besaß genau eine einzige Tischdecke, nämlich diese. Sie hatte nicht einmal einen Erinnerungswert, weil sie nicht von Generation zu Generation weitergereicht worden war, ganz im Gegensatz zu den Tischdecken, die Ashley und Olivia so schätzten. Schlimmer noch: Melissa hatte sie beim Ausverkauf in einem Discounter erstanden, nur für den Fall, dass sie sie eines Tages einmal gebrauchen könnte. Ihr Anteil am Erbe lag in einer großen Truhe verstaut draußen auf der Ranch. Hatte sie noch Zeit genug, um dorthin zu fahren und eine der Decken zu holen?
Tief durchatmen, ermahnte sie sich im Geiste.
Sie setzte gerade zum Einatmen an, da klopfte es an die Haustür.
Da sind sie!
Damit hatte sich die Frage von selbst erledigt. Melissa sah kurz an sich herunter. In dem farbenfrohen Sommerkleid mit Tönen in Türkis, Magenta, Gold und Schwarz fühlte sie sich besonders weiblich. War das gut oder schlecht? Es ist, wie es ist, sagte sie sich und ging zur Tür, um ihren Besuch zu empfangen.
Matt stand auf der Veranda und drückte die Nase gegen die Fliegengittertür. Sein noch feuchtes Haar begann bereits gegen den jüngsten Versuch zu rebellieren, es mit einem Kamm in Form zu bringen, denn überall richteten sich kleinere Büschel und Wirbel auf.
Sein Anblick hatte etwas Unwiderstehliches an sich, und Melissa verzog ohne nachzudenken den Mund zu einem strahlenden Lächeln. Natürlich hatte sie auch Steven bemerkt, der hinter dem Jungen stand – wie sollte man ihn nicht bemerken? –, aber sie stellte nicht sofort Blickkontakt zu ihm her.
Nein, bevor sie das wagen konnte, musste sie erst noch ein paarmal tief durchatmen. Also konzentrierte sie sich ganz auf Matt, öffnete die Tür und ließ das kleine Energiebündel ins Haus.
„Du siehst sehr elegant aus“, sagte sie zu dem Jungen, während sie dem mütterlichen Drang widerstehen musste, beiläufig seine Haare glatt zu streichen.
Matts Lächeln wirkte auf sie, als hätte er sie umarmt und sich an sie gedrückt. „Und
du
siehst wunderschön aus“, erwiderte er.
„Amen“, warf Steven mit belegter Stimme ein.
Es war nur ein einziges Wort, doch es genügte, um Melissas Kehle auszutrocknen, während ihre Augen sich gegen sie verschworen, da ihr Blick zu
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