Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
zugerannt, als wäre er ein Flugzeug. Ein laut bellender Zeke folgte ihm dicht auf den Fersen.
„Ich verhungere!“, rief Matt unüberhörbar.
Brody fuhr dem Jungen durchs Haar. „Ich auch“, merkte er an und sah wieder zu Steven. „Was gibt’s zum Abendessen?“
„Den Rest von einem Hackbraten und eine Dose Ravioli.“ Steven ging vor den beiden zum Bus.
„Warum sagst du ‚Boston‘ zu meinem Dad?“, wollte Matt wissen.
„Weil er von da kommt“, antwortete Brody. „
Steven
klingt für mich zu steif, so hab ich ihn noch nie nennen können. Na ja, und weil er nicht auf
Steve
hört, nenne ich ihn eben Boston.“
Im Bus schnappte Matt sich den leeren Fressnapf und ging nach hinten in den kleinen Raum, wo der Sack mit dem Hundefutter stand. Bislang hatte der Junge sein Versprechen gehalten und sich vorbildlich um den Hund gekümmert.
„Ich bin aus Denver“, sagte Matt zu Brody. „Da bin ich geboren. Aber keiner nennt mich Denver.“
Brody musterte Matt von Kopf bis Fuß, so wie er es normalerweise bei einem erwachsenen Mann machen würde, woraufhin Matt die Schultern straffte und den Rücken durchdrückte.
„Ich finde,
Denver
passt auch nicht so gut zu dir“, urteilte Brody nach einer Weile. „Wenn ich dir einen Spitznamen geben sollte, wäre das wohl eher
Colorado Kid
.“
„So wie
Billy the Kid?“
, fragte Matt und strahlte.
„Genau“, bestätigte Brody grinsend. Noch nie war ihm jemand begegnet – ob Mann, Frau oder Kind –, den er mit seinem Charme nicht für sich hatte einnehmen können.
„Geh den Hund füttern“, forderte Steven den Jungen auf. Matt nickte und verschwand, abermals dicht gefolgt von Zeke.
„Tu mir einen Gefallen“, wandte er sich dann leise an Brody.
Sein Cousin wurde ernst. „Was?“
„Sei so gut und mach Matt keine großen Hoffnungen, okay?“
„Was zum Teufel soll denn das heißen?“
„Du hast selbst gesagt, dass du nur auf der Durchreise bist. Also setz deinen Charme bitte sparsam ein. Ich will nämlich nicht, dass Matt sich zu sehr an jemanden gewöhnt, den er vielleicht nie wiedersieht.“
Ehe Brody darauf etwas erwidern konnte, tauchten Matt und Zeke wieder auf. Der Junge stellte den Napf an den üblichen Platz, und der Hund begann sofort geräuschvoll zu fressen.
Steven ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen, dann holte er den Rest des Hackbratens aus dem Kühlschrank. Es war noch eine Menge übrig, weil Melissa nicht viel gegessen hatte. Er selbst hatte ebenfalls nur wenig genommen, da er vor allem einen Nachtisch der ganz anderen Art im Sinn gehabt hatte.
„Tolle Unterkunft“, meinte Brody, während er sich umschaute.
„Der Bus gehört Brad O’Ballivan“, antwortete Matt. „Und er ist richtig berühmt.“
„Das dachte ich mir schon“, entgegnete Brody. „Sonst hätte er wohl nicht den riesigen Kopf mit seinem Namen darunter auf den Bus malen lassen.“
Steven stellte den Teller mit dem Hackbraten in die Mikrowelle und nahm eine Familiendose Ravioli aus dem Schrank. Er war verärgert und auch besorgt, trotzdem konnte er das Grinsen nicht ganz unterdrücken, das an seinem Mundwinkel zog.
„Es ist wie ein Haus“, erklärte Matt. „Es gibt sogar eine Waschmaschine und einen Trockner. Und ich habe mein eigenes Zimmer mit Etagenbett.“
„Gibt es hier auch eine Dusche?“, erkundigte sich Brody, nachdem er einen anerkennenden Pfiff ausgestoßen hatte. „Ich bin nämlich schon eine ganze Weile unterwegs und könnte mich mal wieder waschen und rasieren.“
„Ja“, sagte Matt. „Wir haben eine Dusche. Wusstest du schon, dass Brad O’Ballivan richtig berühmt ist?“
„Jep“, antwortete Brody grinsend. „Und ich mag seine Musik. Sieht ganz so aus, als wäre Brad ein guter Kumpel von dir.“
„Er ist ein
Erwachsener“
, betonte Matt, als würde das eine Freundschaft ausschließen. „Aber sein Sohn Mac ist mein Freund. Ich habe letzte Nacht bei Mac geschlafen. Wir sind vor
und
nach dem Abendessen auf seinem Pony geritten.“
Es war das erste Mal, dass Matt etwas von einem Ponyritt erwähnte. Auf dem Weg zur Tagesstätte hatte er kein Wort davon gesagt. Der Gedanke brachte Steven zum Lächeln.
„Verstehe“, sagte Brody und ging ins Badezimmer. Steven hob Matt hoch, damit der seine Hände im Spülbecken waschen konnte.
„Ich mag Brody“, flüsterte der Junge ihm dabei zu, als würde er ihm ein Geheimnis anvertrauen.
„Ich auch“, antwortete Steven.
Brody kam zurück, und nachdem sie alle Platz genommen
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