Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)

werde. Während seines Besuchs hatten sie nicht viel über die Vergangenheit gesprochen, nur ein paar Worte über Davis und Kim. Conner war gar nicht erst zur Sprache gekommen. Steven fragte sich, ob er Brody nicht hätte sagen sollen, dass Conner beabsichtigte, ebenfalls zum Rodeo nach Stone Creek zu kommen – und ob er Conner nicht vorwarnen sollte. Andererseits wusste er genau, dass keiner von beiden sich blicken lassen würde, wenn er das tat. Also hatte er einfach den Mund gehalten.
    Ein wenig fühlte er sich wie jemand, der als Einziger den genauen Ort und die exakte Uhrzeit kannte, zu der ein gewaltiger Meteor die Erde treffen würde.
    Außerdem hatte Steven mit dem Gedanken gespielt, seinen Dad und Kim für den Fall zu warnen, dass sie plötzlich ihre Reisepläne änderten und mit ihrem Wohnmobil den Besuch bei ihm absolvierten, von dem Kim gesprochen hatte. Ein wenig Zeit mit Matt war für die beiden schon lange überfällig, da ihnen der Junge fehlte und sie zudem mit Sicherheit neugierig waren, wo Steven sich mit ihm niederlassen wollte. Er war noch immer unschlüssig, ob er etwas sagen sollte oder nicht, da er Kim kannte. Sie war durch und durch Optimistin, und womöglich würde sie Conner einweihen. Denn sie war der festen Überzeugung, dass eine Versöhnung der Zwillinge schon lange überfällig war.
    Im Gegensatz zu ihr wusste Steven jedoch nur zu gut, dass das Gegenteil der Fall war. Es war durchaus denkbar, dass es zu einer Wiederholung jenes Sommerabends vor etlichen Jahren kommen würde, an dem Conner und Brody aufeinander losgegangen waren. Manche Risiken waren es wert, dass man sie einging, und … es bestand zumindest auch die Chance, dass Kim recht hatte.
    „Sag dem Colorado Kid, dass wir uns bald wiedersehen werden“, fügte Brody hinzu. Er hatte sich mit Matt angefreundet, doch die Frage war, ob er sein Versprechen tatsächlich einhalten würde.
    Darauf wusste Steven keine Antwort. Er schluckte angestrengt. „Werde ich machen“, sagte er dann und legte auf.
    Da er ausging, verbrachte Matt die Nacht wieder bei Brad und Meg, und diesmal hatte Zeke ihn dorthin begleitet.
    Dadurch fühlte sich Steven noch viel einsamer, als es ihm lieb hätte sein können.
    Er steckte das Handy in die Hemdtasche und fuhr sich seufzend durchs Haar. Dass er im Moment an Melissa dachte, war kein Wunder. Er überlegte, ob er es wieder auf Sex mit ihr anlegen sollte oder ob er ihr besser etwas Freiraum ließ, den sie nötig zu haben schien. Vermutlich war es das Beste, wenn er sich gar nichts vornahm, sondern einfach abwartete, wohin der Abend führte.
    Er packte seine beste Jeans aus, die auch als einzige noch sauber war, und entschied sich für ein Hemd mit Druckknöpfen. Nach einigem Suchen stieß er im Bus auf ein ausklappbares Bügelbrett und machte sich ans Bügeln, was ihm tatsächlich gelang, ohne irgendetwas zu verbrennen. Anschließend duschte er und zog sich an. Seine Stiefel brachte er mit Spucke und einem Blatt Küchenpapier auf Hochglanz, da er keine Schuhcreme zur Hand hatte.
    Als er mit allem fertig war, war es erst halb sechs, und er sollte Melissa nicht vor Viertel nach sieben zu Hause abholen. Da er zu rastlos war, um sich noch länger im Bus aufzuhalten, und da nicht mal der Hund da war, um ihm Gesellschaft zu leisten, stieg er in seinen Truck und fuhr in die Stadt. Dort würde er schon eine Gelegenheit finden, um die Zeit totzuschlagen. Außerdem wollte er noch ein schönes Blumenbukett für Melissa kaufen.
    Auf dem Feldweg entlang zur Straße fragte er sich, wann er das letzte Mal so aufgeregt gewesen war, weil er den Abend mit einer Frau verbringen würde. Bestimmt nicht mehr seit der Highschool, und selbst da hatte er sich von dieser Aussicht nicht so verrückt machen lassen. Da er gar kein so begeisterter Tänzer war, musste seine Aufregung schon etwas zu bedeuten haben.
    Sie ist Staatsanwältin, hielt er sich vor Augen.
So wie Cindy.
Und so wie Cindy hatte Melissa hart an ihrer Karriere gearbeitet. Sie hatte diesen Dan Guthrie und seine Jungs geliebt, doch das war nicht genug gewesen, um für eine Beziehung ihre Karriere aufzugeben.
    Einen Moment fühlte sich Steven deprimiert, dann jedoch schüttelte er diese Gedanken ab und dachte an etwas anderes. Die Arbeiten am Haus und an der neuen Scheune sollten Montag beginnen. Das hatte der Bauunternehmer ihm versichert, der den Ruf genoss, ehrlich und zuverlässig zu sein. Matt fand sich in der Kita gut zurecht, und Stone Creek erwies sich