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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Ranchern, die seit der Erschaffung der Welt in Lonesome Bend lebten. Die beiden alten Käuze hatten, wie man munkelte, seit fünfzig Jahrenkein Wort miteinander gewechselt – wegen eines Pokerspiels und eines Mädchens. Das war auch der Grund für den freien Platz zwischen ihnen.
    Joleen notierte mit verschlagenem Blick die Bestellung des Anzugträgers, begab sich dann tänzelnden Schritts hinter den Tresen und blieb direkt vor Brody stehen.
    „Na so was“, gurrte sie nahezu. „Wenn das nicht Brody Creed ist.“
    Brody straffte die Schultern und legte die Hände gefaltet auf den Tresen. „Hallo, Joleen“, sagte er lässig. „Könnte ich einen Hamburger mit allem Drum und Dran und einen Schoko-Milchshake bekommen?“
    Joleen machte keine Anstalten, die Bestellung aufzuschreiben oder sie an den Koch weiterzugeben. Alle Gespräche waren verstummt, selbst die Musikbox war still.
    Offenbar hatten die Stammgäste des Birdcage jede Menge Freizeit, wenn sie so herumsitzen und glotzen und die Ohren spitzen konnten wie Moonshine, wenn er überlegte, ob er scheuen sollte oder nicht.
    Joleen verschränkte die Arme unter ihren großen Brüsten. „Du hast wohl gedacht, ich wäre längst wieder weg, oder?“, fragte sie.
    „Man soll die Hoffnung nie aufgeben“, erwiderte Brody sanft.
    Das entlockte den Zuschauern hier und da ein Kichern, und Joleens grüne Augen blitzten vor Wut.
    Flüchtig überlegte Brody, ob ihre Augen wirklich grün waren oder ob sie neue Kontaktlinsen trug. Er hatte allerdings nicht vor, ihr nah genug zu kommen, um es herauszufinden.
    Leise wiederholte er seine Bestellung.
    Joleen drehte sich um und kreischte sie Manuel, dem Burgerbrater, zu.
    Manuel verzog das Gesicht, warf Brody einen mitfühlendbelustigten Blick zu und fing an, seine berüchtigte Zweitausend-und-mehr-Kalorien-Bombezu basteln.
    Danach hielt Joleen sich so deutlich von Brody fern, dass Manuel den Hamburger mit Pommes frites persönlich servieren musste, als er fertig war. Was den Milchshake betraf – Brody beschloss, niemanden daran zu erinnern. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass Joleen das Glas über seinem Kopf ausleeren würde.
    Allmählich verloren die Leute das Interesse, wahrscheinlich aus Enttäuschung, weil es nicht zu einem spektakulären Gerangel kam, und wandten sich wieder ihrem Essen und den Gesprächen zu, die kurzfristig ausgesetzt hatten.
    Brody verzehrte den größten Teil seiner Mahlzeit, obwohl ihm der Appetit weitgehend abhandengekommen war, und täuschte sogar vor, dass es ihm schmeckte. Als er keinen weiteren Bissen mehr hinunterbekam, schätzte er die Kosten ab, denn Joleen brachte ihm keine Rechnung, und legte das Geld neben seinen Teller auf den Tresen.
    Er ging hinaus auf den Parkplatz und wollte gerade die Tür seines Pick-ups öffnen, als Joleen aus einer Seitentür schoss und auf ihn zumarschierte.
    „Was ist mit meinem Trinkgeld?“, fragte sie.
    „Du machst wohl Witze“, erwiderte er.
    „Das ist der Beweis dafür, dass ich absolut recht hatte, dich abzuservieren, Brody Creed, denn du hast nicht die Spur von Stil!“
    Wenn Joleen die Geschichte neu schreiben wollte, bitte schön. Und erst recht, wenn das bedeutete, dass sie ihn von nun an in Ruhe lassen würde. „In diesem Fall hast du garantiert recht gehabt“, sagte er, setzte einen Fuß aufs Trittbrett und wollte sich hinters Steuer setzen. „Aber wenn ich dir einen Tipp geben darf, Joleen, zieh weiter, such dir eine große Stadt mit hellen Lichtern, denn Lonesome Bend und erst recht das Birdcage werden dir niemals genügen.“
    Ein schelmisches Lächeln spielte um Joleens Mund. Mancheiner hätte sich über diese Reaktion gewundert, doch Brody wunderte sie nicht. Das Wort „launisch“ reichte nicht annähernd aus, um das Temperament dieser Frau zu beschreiben.
    „Das würde ich tun, wenn ich, sagen wir, fünftausend Dollar Reisegeld besäße“, sagte sie geziert.
    „Dann such dir schnellstens einen Dummen“, erwiderte Brody leichthin, „denn wenn ich dir das Geld geben würde, sähe es aus wie Schmiergeld, und so etwas ist mir unangenehm.“
    Ihr Lächeln wurde eisig und giftig. „Seit wann ist dir irgendetwas unangenehm, Creed?“
    Seit Carolyn, dachte Brody, und im selben Moment wurde ihm klar, dass es der Wahrheit entsprach.
    Was die Einwohner und Joleen über ihn dachten, war ihm völlig gleichgültig. Im Grunde schon immer. Doch was Carolyn in ihm sah, wenn sie ihn anschaute – und auch, was Conner und Davis von ihm

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