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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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dachten –, das war ihm wichtig. Darüber hinaus war ihm wichtig, was er selbst von sich dachte.
    „Nun?“, hakte Joleen nach, wütend über sein Schweigen. „Seit wann?“
    „Seit jetzt“, antwortete Brody leise.
    Joleen blinzelte. Er hoffte, sie würde nicht weinen, aber falls sie weinte, würde er es auch überstehen. „Es wäre kein Schmiergeld“, sagte sie schließlich mit dünner und leicht zittriger Stimme. „Die fünf Riesen, meine ich. Es wäre ein Darlehen unter Freunden. Und sei doch mal ehrlich, Brody. Vielleicht ist der Bau dieses großen, schicken Hauses und Stalls auf River’s Bend die erste Protzerei in deinem Leben, aber für dich ist es ein Taschengeld, und das weißt du auch.“
    „Tut mir leid, Joleen“, erwiderte Brody. „Dir einen Scheck auszuschreiben, ganz gleich, über welche Summe, würde eine Botschaft vermitteln, die ich nicht zu senden beabsichtige.“
    Sie ließ die Schultern hängen und scharrte mit der Spitze ihres weißen Kellnerinnenschuhs im Kies. Lange würde derSchuh nicht mehr weiß sein, dachte Brody, aber andererseits würde Joleen auch nicht lange Kellnerin bleiben.
    Sie war so von Wanderlust besessen wie niemand sonst, den er kannte.
    „Tja, verdammt noch mal“, sagte sie schließlich, und ihre Sorgenfalten wichen ihrem berüchtigten Revuegirl-Lächeln. „Einen Versuch war es wert.“
    Brody lachte. „Viel Glück, Joleen, und alles Gute.“
    Sie lächelte immer noch, als er davonfuhr, und winkte ihm nach.
    Frauen, dachte Brody. Verstehe einer die Frauen.
    Carolyn durchwühlte verzweifelt ihren Kleiderschrank nach etwas anderem zum Anziehen als ihre üblichen Jeans, T-Shirts und Stiefel. Im Grunde hatte sie mit dem pinkfarbenen Sommerkleid, das sie zu Bills Grillparty getragen hatte, in Sachen Mode schon den Vogel abgeschossen. Es zu ihrem Treffen mit Brody noch einmal zu bemühen erschien ihr irgendwie unangebracht.
    „Zieh doch den Zigeunerrock an“, schlug Tricia vor. Sie hatten den Laden an diesem Tag eine Stunde früher geschlossen, und Tricia war noch geblieben, um Carolyn ein Geständnis abzuringen – ja, sie würde an diesem Abend mit Brody ausgehen.
    „Machst du Witze?“, erwiderte Carolyn. „Die Gebote bewegen sich im vierstelligen Bereich. Die Frau, die den Rock kauft, will bestimmt keine bereits getragene Ware.“
    „Sie würde es doch gar nicht wissen“, warf Tricia ein.
    „Aber ich “, entgegnete Carolyn.
    „Und vielleicht wäre es der Frau völlig egal, wenn sie es wüsste“, bemerkte Tricia unbeschwert.
    „Wohl kaum“, antwortete Carolyn, nahm ein schwarzweiß gepunktetes Sommerkleid aus dem Schrank und hielt es hoch, um es kritisch zu betrachten. Wann hatte sie diesesKleid genäht? Es musste schon ewig her sein, denn sie erinnerte sich überhaupt nicht daran.
    Tricia lachte verhalten. „Und du willst mir erzählen, diese Verabredung mit Brody wäre nichts Besonderes“, zog sie Carolyn auf. „Steig doch einfach ins Auto und komm mit raus auf die Ranch. Wir durchstöbern dort sämtliche Kleiderschränke von Kim und mir. Eine von uns muss doch etwas für dich zum Anziehen haben.“
    „Dafür bleibt mir keine Zeit mehr“, jammerte Carolyn und warf einen forschenden Blick auf den Zigeunerrock, der säuberlich auf seinem Bügel am Haken in der Schlafzimmertür hing.
    Sie konnte diesen Rock nicht anziehen.
    Zum einen gehörte er ihr im Grunde gar nicht.
    Zum anderen könnte sie ihn schmutzig machen und ihn ruinieren. Was dann ?
    Und außerdem: Brody hatte sie nicht zu einer förmlichen Gala im Weißen Haus oder zu einer Krönung im Buckingham-Palast eingeladen, sondern nur zum Essen und ins Kino. Sie würde sich zum Narren machen, wenn sie zu einem ganz gewöhnlichen Essen in einem ländlichen Lokal und danach zu einem Kinobesuch mit Popcorn so aufgetakelt erscheinen würde.
    Trotzdem konnte sie nicht widerstehen, ließ eines der Schleifchen durch ihre Finger gleiten und stellte sich vor, wie es wäre, sich einen Abend lang wie eine Prinzessin zu fühlen.
    „Zieh den Rock an, Cinderella“, sagte Tricia weich.
    „Ich kann nicht“, flüsterte Carolyn in äußerster Versuchung, es doch zu tun. Einmal in ihrem Leben leichtsinnig und verwegen anstatt vernünftig zu sein.
    Schön zu sein.
    Cinderella zu sein.
    Aber Brody Creed war ein Cowboy, kein Prinz.
    Und Lonesome Bend lag mitten in der wirklichen Welt,nicht in einem Märchenreich, wo Feen mit Zauberstäben hantierten und Kürbisse in Kutschen und Mäuse in Rösser

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