Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
vorbeifuhren – als ob er sie dorthin ausgeführt hätte – und dann auch am Golden Spur Saloon and Steakhouse, aber vielleicht hatte er es sich nur eingebildet.
Als er den Wagen jedoch auf den holprigen Weg zum Bluebird-Kino lenkte, wandte sie sich zu Brody um und sah ihn aus großen Augen an. Vielleicht dachte sie, er betätige sich in seiner Freizeit als Serienmörder und werde sie jetzt an einen abgelegenen Ort entführen, um sie zu seinem nächsten Opfer zu machen.
Creed, dachte er, jetzt drehst du durch.
Dank des Generators, den er ausgeliehen hatte – das Gerät machte einen Höllenlärm, erfüllte aber seinen Zweck –, war das Gebäude, das die Snackbar beherbergte, hell erleuchtet. Die alte Kinoleinwand schimmerte weiß in der zunehmenden Dämmerung.
Carolyn sah sich mit immer noch großen Augen und leicht geöffnetem Mund um.
„Du wolltest essen und ins Kino“, sagte Brody und ließ sie nicht aus den Augen. Wenn das hier nun die blödsinnigste Idee von der Welt war? fragte er sich und wartete auf Carolyns Reaktion.
„Das ist nicht dein Ernst“, keuchte sie, doch in ihren Augen lag ein Glanz, und die Ader an ihrem Hals pulste heftig.
Brody sagte nichts. Er schaltete den Motor aus, stieg aus dem Wagen, ging um ihn herum und öffnete die Beifahrertür.
Carolyn streckte die Hand aus, und Brody ergriff sie.
Da stand sie, wie eine Traumgöttin im Tanzkleid, und blickte zu ihm auf. Ihre Miene verriet amüsierte Verblüffung. „Ich verstehe nicht“, sagte sie.
„Du wirst gleich verstehen“, erwiderte Brody und hielt immernoch ihre Hand.
Er führte sie in Richtung Snackbar, in der bis vor wenigen Minuten die Mitarbeiter des Lieferservices ihres Amtes gewaltet hatten. Inzwischen war nur noch ein Kellner anwesend, der sich vermutlich im Hintergrund verbarg und verschwinden würde, sobald Brody seine Dienste nicht mehr benötigte.
In der auf Hochglanz gebrachten Snackbar blitzten Tresen und Popcorn-Maschine.
Ein runder Tisch stand mitten im Raum, gedeckt mit einem schneeweißen Tischtuch, Porzellan und Silberbesteck. Kerzen flackerten leise, und bis auf das Summen des Generators war alles still.
Carolyn war sprachlos. Sie blickte zu Brody auf, als erwartete sie, dass er sagte, hier läge ein Irrtum vor, sie wären nicht am richtigen Ort oder was auch immer.
Stattdessen lächelte er und bot ihr seinen abgewinkelten Arm, den sie nach kurzer Verwirrung nahm. Er führte sie an den Tisch, rückte ihren Stuhl zurecht, wartete, bis sie Platz genommen hatte, und setzte sich ihr gegenüber.
Der Kerzenschein warf Schatten über ihr Gesicht und schimmerte in ihrem Haar.
Wie auf ein Stichwort tauchte ein Kellner mit einer Flasche französischen Weins und zwei blitzenden Kristallgläsern auf.
Carolyn rang nach Luft, bedachte Brody mit einem neuerlichen Blick voller Spannung und Verwunderung und erwiderte schließlich sein Lächeln.
„Es war kein Scherz, als du essen und ins Kino gehen vorgeschlagen hast“, sagte sie, als der Kellner den Wein einschenkte und wieder ins Hinterzimmer huschte, um seinen nächsten Auftritt abzuwarten.
Brody grinste, griff nach seinem Weinglas und wartete, dass Carolyn ihres anhob. „Mit manchen Dingen treibe ich niemals Scherze.“
Sie lächelte, und sie ließen ihre Gläser aneinanderklingen. „Das hier ist wie … wie eine Szene aus einem Film “, sagte sie.
Der Kellner servierte Salat und zog sich wieder zurück.
Der Kerl weiß, wann er überflüssig ist, dachte Brody zufrieden, und mit jedem Moment, der verstrich, fasste er ein höheres Trinkgeld ins Auge.
„Köstlich“, strahlte Carolyn, als sie etwas von dem Salat auf die Gabel gespießt und vorsichtig daran geknabbert hatte.
Brody lachte. „Das klingt überrascht.“
Sie errötete lieblich. Himmel, er liebte es, wenn sie rot wurde. „Es ist nur … Eine solche Verabredung habe ich noch nie erlebt.“
„Das ist der Sinn der Sache. Ob du es glaubst oder nicht, ich will bei dir Eindruck schinden.“
„Nun, das ist dir gelungen.“ Sie sah ihn unter den Wimpern hervor an, und ein Mundwinkel ihrer zum Küssen verlockenden Lippen zuckte. „Was kommt als Nächstes?“
Brody trank einen Schluck Wein, statt zu antworten. Doch er dachte: Wenn es nach mir ginge, kämst du als Nächstes.
Nachdem sie vorher im Auto so schweigsam gewesen war, wollte Carolyn jetzt anscheinend Unterhaltung um jeden Preis. „Das Bluebird ist seit Jahren geschlossen“, sagte sie und sah sich mit wehmütiger Miene um.
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