Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Frauen.“
Carolyn riss die Augen auf. „Du weißt, wer …“
Tricia lächelte und nahm eine komische Glamourpose ein, ohne sich von ihrem Stuhl zu erheben.
„Du?“ , flüsterte Carolyn. „ Du bist die geheimnisvolle Bieterin?“
„Kim und ich machen halbe-halbe.“
Jetzt war Carolyn völlig durcheinander. Kim und Tricia waren schöne Frauen, und beide hatten eine gute Figur – unter normalen Umständen –, aber sie waren unterschiedlich gebaut, und Kim war mindestens sieben Zentimeter größer als Tricia. Es war also ausgeschlossen, dass sie dasselbe Kleidungsstück tragen konnten.
„Warum?“
„Weil wir beide gesehen haben, wie viel der Rock dir bedeutet. Wir hatten vor, noch ein bisschen zu warten und dich mit dem Rock zu überraschen – vielleicht zu deinem Geburtstag. Oder zu Weihnachten.“
Carolyn war klug genug, um nicht in Harnisch zu geraten und Tricia vorzuwerfen, sie würde sich mit Kim zusammentun, um ihr Almosen zu geben. Sie hatten diesen erstaunlichen Entschluss gefasst, weil sie ihre Freundinnen waren und die Mittel dafür hatten und weil Carolyn ihnen wichtig war.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ach Tricia“, schniefte sie.
„Nicht weinen“, bat Tricia und wedelte wieder mit der Hand. „Wenn du weinst, muss ich auch weinen, und dann wird meine Nase rot, und meine Augen schwellen zu, und das sieht nicht hübsch aus.“
Lachend wischte sich Carolyn mit den Handrücken die Wangen ab. „Nicht hübsch?“, scherzte sie. „Das dürfen wir nicht zulassen.“
Tricia lächelte, schniefte kurz und sagte: „Eben.“
Winston hatte die neue Umgebung erkundet und kehrtenun in die Küche zurück, um im Achtermuster um Carolyns Knöchel zu streichen. Er schnurrte wie ein Außenbordmotor.
Augenscheinlich gefiel es ihm hier.
„Die Versteigerung endet erst morgen“, überlegte Carolyn laut und betrachtete den Rock. Obwohl er schmutzig war, ausgebessert und gehörig auf Vordermann gebracht werden musste, war er immer noch atemberaubend schön. „Vielleicht hat euch inzwischen jemand überboten.“
„Nein“, erwiderte Tricia mit einem selbstzufriedenen Lächeln. „Das kann nicht passieren. Unser Höchstgebot ist so hoch, dass niemand es überbieten wird.“
Zaghaft streckte Carolyn die Hand aus und berührte das Kleidungsstück beinahe so zart, als wäre es ein schwer verletztes Lebewesen. „Das alles ist jetzt unwichtig“, sagte sie. „Der Rock muss so gründlich ausgebessert werden, dass ich ihn nicht mehr verkaufen kann. Ich darf ohnehin nicht zulassen, dass du und Kim euren verrückten, wunderbaren und unglaublich großherzigen Plan ausführt. Nicht nachdem ich weiß, was ihr im Schilde führt.“
Carolyns naturgegebener Sinn fürs Praktische setzte sich wieder durch. Sobald wie möglich würde sie die Versteigerung absetzen und den Rock selbst behalten. Nicht dass sie mehr Gelegenheit zum Tragen haben würde als vorher, aber sie hatten jetzt etwas gemeinsam, sie und diese vormals so herrliche Ansammlung von Perlen, Bändern und feinen Stoffen. Sie waren beide Veteranen der Cinderella-Kriege.
Und sie waren beide Verlierer.
Friedvolles Schweigen setzte ein.
Tricia brach es mit der leisen Frage: „Kommst du heute zum Abendessen zu uns, Carolyn?“
Carolyn lächelte matt und schätzte sich glücklich, Freunde zu haben wie Tricia, Conner und Kim und Davis. Was nicht hieß, dass sie einer dieser Frauen über den Weg trauen durfte, wenn es um Kuppelei ging.
„Damit du Brody und mich in einem Zimmer einsperren kannst, in der Hoffnung, dass wir uns küssen und versöhnen?“, konterte sie, wenn auch nicht unfreundlich. „Ausgeschlossen, liebste Freundin. Ich bin noch nicht so weit, Brody von Angesicht zu Angesicht zu ertragen, und ich schätze, umgekehrt ist es genauso.“
Obwohl Tricia traurig aussah, verstand sie Carolyns Haltung. „Ich wollte nur nicht, dass du ganz allein bist. Du rufst Conner und mich an, falls du etwas brauchst, ja?“
„Verlass dich drauf“, versprach Carolyn. „Und es ist ja auch nicht so, als wäre ich zur Einsiedlerin geworden, die sich in fernen Hügeln in einer Räuberhöhle verkriecht. Ich habe Kim versprochen, das Haus und die Tiere zu hüten, aber ich gehe trotzdem morgen früh in den Laden wie jeden Montag.“
Sofort hellte sich Tricias Miene wieder auf. „Apropos Laden – wie hast du dich entschieden? Nimmst du mein Angebot an oder nicht?“
Carolyn lächelte. „Ich wäre verrückt, wenn ich es nicht täte. Ganz
Weitere Kostenlose Bücher