Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
zittriges Lächeln zustande und setzte sich auf den zweiten Stuhl an Bens – Bills – Tisch. „Hast du wirklich eine neunjährige Tochter, die Ellie heißt?“, fragte sie.
„Ja“, antwortete Bill und setzte sich erst wieder, als Carolyn Platz genommen hatte. „Und du? Arbeitest du wirklich in einer Bank, hast zwei Hunde und gehst gern zum Bowling?“
„Nein“, gestand Carolyn leicht errötend. „Was meinen Job, meine Hobbys und meine Haustiere betrifft, habe ich geschwindelt. Ist das ein Grund für den sofortigen Abbruch der Geschäftsbeziehungen?“
Bill schmunzelte. Sein Blick war warm, die Augen blitzten in dem gebräunten Gesicht.
So attraktiv er auch war, er war nicht Brody.
Pech.
„Wie bist du wirklich, Carol- yn ?“, fragte er lächelnd.
„Ich nähe gern, kümmere mich um die Katze einer Freundin und habe ein Geschäft mit einer Freundin“, antwortete sie. „Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so nervös war.“
Ben – Bill – lächelte. „Ich nähe nicht, bin ein ausgesprochener Hundefreund und bestreite meinen Lebensunterhalt mitBrandbekämpfung, wie in meiner Biografie nachzulesen ist. Nachdem das gesagt ist, muss ich mich wundern, denn trotz aller Tatsachenverdrehungen siehst du genauso aus wie auf deinem Foto. Du bist schön, Carolyn.“
Carolyns Wangen begannen zu glühen. Sie senkte den Blick. „Schmeichler“, murmelte sie.
„Was darf ich dir bestellen?“, fragte er.
„Wie bitte?“, entgegnete Carolyn etwas begriffsstutzig.
„Kaffee?“, erklärte Bill grinsend. „Latte? Café americano? Espresso mit einem doppelten Schuss ‚Was-zum-Teufel-tuich-hier‘?“
Endlich entspannte sich Carolyn. Ein bisschen. „Latte“, sagte sie. „Fettarm, bitte.“
Während Bill zum Tresen ging, um einen fettarmen Latte macchiato zu bestellen, sah Carolyn sich das Buch an, in dem er bei ihrer Ankunft gelesen hatte.
Der bevorzugte Lesestoff eines Menschen verriet eine Menge über ihn.
Anleitung für alleinerziehende Väter zur Kommunikation mit Mädchen in der Vorpubertät.
Tja, dachte Carolyn. Typisch, dass ich einen Mann kennenlerne, der sowohl sensibel als auch maskulin ist, nachdem Brody Creed mich für funktionierende Beziehungen verdorben hat.
Mit freundlich-kleinlauter Miene kehrte Bill mit ihrem Latte zurück. „Zeit zu beichten“, sagte er seufzend und setzte sich wieder. „Ich tröste mich gerade über eine Enttäuschung hinweg, Carol … Carolyn. Das habe ich in meinem Profil nicht erwähnt.“
„Nein“, entgegnete Carolyn seltsam erleichtert. Sie griff nach ihrem Kaffee und trank einen Schluck. „Hast du nicht.“
„Ihr Name ist Angela. Wir passen überhaupt nicht zusammen.“
Lange betrachtete Carolyn den Schaum auf ihrem Latte.„Er heißt Brody“, sagte sie dann. „Zwei Menschen, die so wenig zueinanderpassen wie wir, gibt es nicht noch einmal.“
Schweigen senkte sich auf sie.
„Tja, dann haben wir ja doch etwas gemeinsam, wie?“, sagte Bill schließlich.
„Bist du verliebt?“, fragte Carolyn nach langer Zeit und reichlich Latte. „In Angela, meine ich?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Bill. „Einmal möchte ich den Rest meines Lebens mit der Frau verbringen, dann wieder würde ich mich lieber der Fremdenlegion anschließen oder vom Empire State Building springen.“
Am liebsten hätte Carolyn geweint. Gleichzeitig war ihr nach Lachen zumute. „Liebe ist beschissen“, verkündete sie und hob ihre Tasse.
Bill stieß mit ihr an. „Amen“, stimmte er zu. „Liebe ist eindeutig beschissen.“
8. KAPITEL
H ätte Carolyn selbst entscheiden können, in wen sie sich verliebte, wäre ihre Wahl eindeutig auf Bill Venable gefallen, den mutigen Bekämpfer von Waldbränden, treu sorgenden Vater einer neunjährigen Tochter und rundum gut aussehenden Prachtkerl.
Leider hatte sie in diesem unwägbaren Universum keinen solchen Einfluss, doch sie merkte schnell, dass sie in dem Mann, der sie zum Latte macchiato eingeladen hatte, einen wertvollen Verbündeten gefunden hatte.
„Erzähl mir mehr von Angela“, bat sie, rührte ihren Latte um und wich Bills Blick aus. „Lebt sie hier in Lonesome Bend?“
Bill räusperte sich, wandte den Blick ab, sah Carolyn wieder an. Schließlich nickte er. „Sie unterrichtet in der dritten Klasse der Grundschule“, sagte er.
„Verstehe“, antwortete Carolyn, und in vielerlei Hinsicht verstand sie wirklich . „Und was ist euer Problem?“
„Mein Beruf passt ihr nicht“,
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