Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
nachmittags.
    Hektisch setzte Carolyn dem Kater seine Sardinenration vor, dann hastete sie, immer noch im T-Shirt, nach unten, um das pinkfarbene Kleid von der Wäscheleine zu holen.
    Der Stoff duftete köstlich.
    Wieder oben, schwang sie, stets die Küchenuhr im Auge, zuerst das Bügeleisen und huschte dann ins Bad, um Wimperntusche, etwas Grundierung und zum Kleid passenden Lipgloss aufzulegen.
    Da sie mit feuchtem Haar schlafen gegangen war, umrahmte es ihren Kopf jetzt wie eine krause Löwenmähne. Um es zu bändigen, hätte sie eine Dompteuse sein müssen. Doch in einem lockeren Knoten am Hinterkopf festgesteckt, sah es ganz passabel aus. Allerdings waren umfassendere Verletzungen nicht auszuschließen, falls es in einem ungünstigen Moment seinen sichernden Nadeln entkam.
    „Jetzt bist du aber albern“, sagte sie zu ihrem Gesicht im mittlerweile wieder klaren Spiegel. „Reiß dich zusammen, ja?“
    Carolyns Spiegelbild sah sie entrüstet an.
    „Tja“, schalt Carolyn das vertraute Bild, „selbst schuld, dass du dein Haar nicht geföhnt hast, bevor du dich hingelegt hast.“
    „Riau“, sagte Winston, der unter der Badezimmertür saß und sich die Lefzen leckte.
    Nichts ging über eine gute Sardine.
    Carolyn lachte, sowohl über die Katze als auch über sich selbst.
    Sie ging zum Grillen in Bill Venables Garten. Die Eltern seiner verstorbenen Frau würden da sein und seine neunjährige Tochter ebenfalls.
    Hatte sie einen Grund, nervös zu sein?
    Jede Menge, wie sich herausstellte.
    Als Carolyn in ihrem sehr alten Auto vor Bills sehr hübschem Haus vorfuhr, wurde sie auf dem Gehsteig von einem Kind erwartet. Das musste Ellie sein.
    In der Hand hielt das Mädchen ein großes Schild, mit bunten Markern handbeschrieben und an einen Stock geheftet. Darauf stand: Hau ab! Wenn du nicht Angela bist, wollen wir dich hier nicht haben.
    Der Empfang verstörte Carolyn natürlich, ebenso wie die finstere Miene des Kindes. Sie war hübsch, die Kleine, wie eine viktorianische Darstellung von Alice im Wunderland.
    Und wenn Blicke töten könnten, wäre Carolyn auf der Stelle eingeäschert worden.
    Sie kämpfte mit sich – Soll ich gehen oder bleiben? –, als Bill plötzlich auftauchte, durch das Törchen schoss und Ellie sanft, aber nachdrücklich das Schild aus den Händen nahm, bevor er streng mit dem Zeigefinger aufs Haus wies.
    Mit gesenktem Köpfchen schlurfte die Kleine davon.
    Bill warf das Schild in den Garten, bot ein sportliches Lächeln auf, kam zu Carolyn und öffnete ihr die Autotür.
    „Vielleicht ist es doch keine so gute Idee“, meinte Carolyn besorgt. Trotz seines Benehmens hatte sie das Kind sofort ins Herz geschlossen. Die Kleine besaß eindeutig Mumm.
    „Unsinn“, widersprach Bill. „Es ist eine großartige Idee. Komm, die Steaks liegen schon auf dem Grill, und ich möchte dich Ellies Großeltern, Charlie und Stella, vorstellen. Sie freuen sich darauf, dich kennenzulernen.“
    Insgeheim zweifelte Carolyn daran. Höchstwahrscheinlichwaren Charlie und Stella – wie Ellie – eher für Angela. Sie als Erwachsene würden sich allenfalls etwas zurückhaltender geben.
    „Ich weiß nicht …“
    „Carolyn, es geht um ein Abendessen, nicht um König Williams Krönung.“
    Da lachte sie und erinnerte sich daran, wie sehr sie diesen Mann mochte.
    Könnte sie doch nur etwas stärkere Gefühle für ihn aufbringen.
    Bill streckte ihr die Hand entgegen. „Gehen wir“, sagte er ruhig. „Ich verspreche dir, Ellie ist kein Monster. Sie führt sich manchmal nur so auf.“
    „Tun wir das nicht alle?“, entgegnete Carolyn, und ihr Lächeln war jetzt aufrichtig und entspannt.
    Bill führte sie seitlich um das große Haus herum in einen wunderschönen schattigen Garten mit Blumen, einer Laube und einer Hollywoodschaukel.
    Charlie und Stella waren ein harmonisches Paar in den Sechzigern. Als Bill und Carolyn näher kamen, erhob sich Charlie, ein großer Mann mit vollem schneeweißen Haar, von der Bank am Picknicktisch. Stella, ebenfalls weißhaarig, sah aus wie eine schmale Fee, und ihr Lächeln war herzlich.
    Bill stellte alle einander vor und entschuldigte sich, als Carolyn mit einem Glas frischer Limonade am Picknicktisch Platz genommen hatte, um im Haus zu verschwinden, wo er sich vermutlich Ellie vornehmen wollte.
    Stella saß neben ihrem gut aussehenden Mann und sah Bill nach, bis er durch die Hintertür verschwand. Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen, ohne jedoch ihre Augen zu erreichen.

Weitere Kostenlose Bücher