Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
gewesen, ein Lebewesen zu retten. Beim letzten Mal hatte es sich um seinen Freund gehandelt, Valerian. Nun hatte sein Schöpfer ihn auserkoren, damit er diesen Patienten heilte. Er konnte spüren, dass seine Hände wieder an Wärme verloren. Sein Werk war vollbracht. Als der Student die Augen aufschlug, hatte sich die Atmung des Mannes beruhigt und seine Haut hatte eine gesunde Farbe angenommen, die Gesichtszüge waren gelöst und entspannt. Er schlief.
Kapitel 48
Hey, Schweinebacke, ich vermisse was zu essen! So circa vier bis fünf Mahlzeiten, um genau zu sein. Ich bin auch nicht wählerisch. Hauptsache, es ist viel und schmeckt gut.“
Valerian hatte beschlossen, dass es Zeit war, seinen Kidnapper kennenzulernen. Bisher wusste er nur, dass er gerne Betäubungsmittel verabreichte, Essenzpeitschen verwendete und dringend etwas über den magischen Cromwell-Schild herausfinden wollte.
Das ist nicht gerade viel .
Aus diesem Grund wollte Valerian den Bösewicht in ein Gespräch verwickeln.
Vielleicht ein wenig provozieren oder sonst was quatschen. Hauptsache, der spuckt mal ein, zwei Worte darüber aus, was er überhaupt will und warum ausgerechnet du sein Opfer bist.
Gleichzeitig wollte er seinen Gegner aber auch in dem Glauben lassen, dass er genauso schwach war, wie ihn der andere einschätzte.
Das kann einem noch zum Vorteil gereichen. Fragt sich nur, wie?
Das „Wie“ galt es nun herauszufinden. Er machte schmale und (wie er hoffte) müde Augen und musterte seinen Entführer mit scheelem Blick.
„Wie ich sehe, sind Sie wieder munter.“
„Klar, fit wie ein Turnschuh“, keuchte Valerian gespielt schwächlich.
„Ja, das sehe ich. Womöglich sind Sie nun gesprächsbereiter.“
„Ich sage Ihnen alles für einen großen Hamburger.“
Der Bösewicht lachte trocken auf. „Wohl eher nicht. Aber ich könnte Ihnen eine einfachere Alternative anbieten.“
„Machen Sie es so einfach, wie Sie wollen. Ich futtere alles. Könnte Ihnen den Unterarm wegkauen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Der Unsterbliche bemühte sich, immer wieder den Kopf hin und her zu wiegen und den anderen Mann nicht direkt zu fixieren.
Er soll dich ruhig für umnebelt halten. Das macht die Sache vielleicht einfacher.
„Also schön, ein Essen, kommt sofort! Gleich nachdem Sie mir etwas über den magischen Schutzschild erzählt haben.“
„Ha! Ich wusste, dass die Sache einen Haken hat“, nuschelte Valerian übertrieben undeutlich.
Der andere lächelte kühl. „Alles hat seinen Preis, Herr Wagner. Auch so ein herrliches Essen, nach dem sich Ihr Magen gerade verzehrt.“
„Okay, okay, ich spuck alles aus, aber erst brauch ich was zu essen. Ich sterbe vor Hunger!“
„Also schön … ich werde Ihnen einen Anreiz liefern.“
Der Mann griff in seine Jackentasche und zog einen Müsliriegel hervor. Diesen schwenkte er erst vor Valerians Gesicht auf und ab, ehe er die Verpackung öffnete. Mit hungrigen Augen verfolgte der Unsterbliche das Spektakel.
Wenn der das noch langsamer macht, dann stirbst du tatsächlich gleich weg!
Ungeduldig beobachtete er, wie der andere die Verpackung fortwarf und – selbst einen großen Bissen von dem Riegel nahm.
Aaaaaah!
Gequält sah Valerian zu seinem Peiniger auf.
„Oh. Dachten Sie, ich teile?“, erkundigte sich der Entführer und kaute genüsslich.
Der Student machte schmale Augen.
„Ja, das wäre nett“, presste er hervor.
„Nettigkeit wird überbewertet“, stellte der andere mit einem kühlen Lächeln klar. „Durchsetzungsvermögen ist dagegen unbezahlbar.“
Noch so’n Spruch – Nasenbeinbruch, Pissnelke!
Valerian lächelte gequält.
„Wie wäre es, wenn ich den Rest des Riegels bekomme und wir dann mit diesen Fragen starten? Das wäre doch was, oder?“
Der falsche Heinrich Vollmer sah nachdenklich auf den Riegel und dann wieder zu Valerian, als würde er zwischen den beiden abwägen. „Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass ich nichts von Ihnen erfahren werde. Sie wollen lediglich Ihren Hunger stillen.“
„Hey, nein, ich weiß total viel! Ich erzähle alles!“, versprach der Unsterbliche eindringlich.
„Tatsächlich?“
Der andere nahm noch einen Bissen. Zwei Drittel des Riegels waren bereits verschwunden. Die Augen des Studenten drohten ihm aus dem Kopf zu fallen.
„AAAAAAH!“, schrie er diesmal tatsächlich und machte ein wütendes Gesicht.
Doch seinem vernichtenden Blick begegnete nur ein herablassendes Grinsen.
„Ist kein angenehmes
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