Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
die Erkenntnis durch den Kopf.
Ihre veränderte Haltung entging auch ihrem Gegenüber nicht. Ein Hauch von Erleichterung tauchte in Rosinas Aura auf. „Nun können wir weitermachen“, verkündete sie.
Katharina lag entspannt auf dem weichen Teppich. Sie spürte die Essenzwellen Patricias auf sich zuströmen, ließ sich hineinfallen und gemächlich treiben. Langsam glitt sie wie körperlos dahin und konnte fühlen, wie sich ihre Umgebung veränderte, obwohl sie die Augen geschlossen hatte.
Es fühlt sich an, als würde man durch warmes Karibikwasser tauchen , dachte das Medium. Sie war zwar noch nie in der Karibik gewesen, doch so stellte sie es sich vor.
Es ist angenehm. Der Körper fängt an zu schlafen, während der Geist hellwach ist.
Cat beschloss, dieses Gefühl so lange wie möglich zu genießen. Die Magie trug sie weiter, viel weiter, und sie konnte fühlen, wie Patricia sich von ihr entfernte. Doch es war kein bedrohlicher Abschied. Sie konnte immer noch die Essenzwelle der Prüferin spüren. Das gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
Schließlich hielt die Bewegung inne. Auf einmal glaubte sie, wieder in einem Körper zu stecken. Sie öffnete die Augen und sah sich um.
Katharina stand mitten auf einer Wiese, an einem Berg. Die Landschaft war bezaubernd. Grüne Hügel, Bäume und Sträucher. In der Ferne weidete eine Ziegenherde. Sie drehte den Kopf und entdeckte eine Person. Vor ihr saß eine junge Frau im Gras. Der Anblick überraschte das Medium nicht weiter. Patricia hatte ihr gesagt, sie würde jemanden an diesem anderen Ort treffen, der sie in Empfang nehmen würde.
Vermutlich so eine Art Führerin?
Die Frau vor ihr war vielleicht zwei oder drei Jahre älter als Cat. Ihr rotbraunes Haar hatte sie hochgesteckt. Sie trug ein weißes Gewand.
Ist das eine Toga?
Der helle Stoff bedeckte Beine und Körper, jedoch nicht die Arme und nur wenig von den Schultern. Gehalten wurde das Tuch durch zwei Heftnadeln an den Schultern sowie einem metallenen Gürtel in der Taille. Als die Frau Cats Anwesenheit bemerkte, erhob sie sich. Dadurch wurde ihr komplettes Gewand sichtbar.
Du meine Güte! Das Kleid ist ja auf der ganzen Seite geschlitzt!
Der wallende Stoff bauschte sich zwar überreichlich um die Füße der jungen Frau, jedoch war weiter oben so einiges zu bewundern. Katharina musste sehr schockiert ausgesehen haben, denn die andere erkundigte sich gut gelaunt: „Hast du böse Geister gesehen?“
Die Studentin blinzelte. „Oh … nein, habe ich nicht. Ich … habe nur deine Toga angesehen. Ist sie … kaputt?“
Die Frau blickte erstaunt an sich herab und lachte dann. „Du hast noch nie einen Chlaina gesehen?“
Katharina lächelte schief. „Ich fürchte nicht.“
„Du bist nicht aus der Gegend. Wie heißt du?“, wollte die Fremde wissen.
„Katharina“, antwortete die Studentin zögerlich.
„Oha, eine Römerin.“
„Nein, ich bin keine Römerin. Eher eine Germanin – wobei das auch nicht so recht stimmt. Bei uns gibt es gar kein Rom mehr. Zumindest herrschen sie nicht“, bemühte Cat sich um eine Erklärung.
Die Frau machte große Augen. „Rom herrscht nicht mehr? Es hat sich wirklich viel verändert. Aus welcher Zeit stammst du denn?“
„Über zweitausend Jahre nach Christi Geburt, aber das sagt dir wohl auch nicht so viel …“ Cat lächelte schief. „Insgesamt sind es ungefähr zweitausendfünfhundert bis zweitausendachthundert Jahre in der Zukunft.“
„Nicht zu glauben! Und wer ist dieser Christi?“
„Christus“, berichtigte Katharina.
Das müsste sie doch eigentlich verstehen. Ist der Name nicht griechisch?
Der Gedanke ließ sie innehalten.
„Was sprechen wir denn gerade?“
Die junge Griechin fing an zu lachen.
„Na, was glaubst du wohl? Griechisch natürlich!“
„Aber ich spreche kein Griechisch“, stellte Cat fest.
„Wir sind in einer Zwischendimension. Wir kommunizieren nicht über Sprache. Streng genommen müssten wir nicht einmal den Mund bewegen. Es ist reine Gewohnheitssache. Wir projizieren unsere Gedanken in den Geist der anderen.“
„Also denke ich deutsch und du griechisch.“
„Deutsch – was für eine seltsames Wort! Doch wenn das der Name deiner Sprache ist, dann hast du recht. So funktioniert unsere Unterhaltung. Am Anfang ist es vielleicht etwas verwirrend, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Mein Name ist Gesthimaní. Ich bin eine Pythia, eine Weissagerin im Tempel des Apollon, und hier deine Mentorin.“
Katharina war
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