Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
Tom klang empört.
„Ja, das war’s. Das war alles, was sie dazu zu sagen hatte!“
„Die alte Schnepfe! Und was hast du dann gesagt?“, wollte er ungeduldig wissen.
„Ich sagte ihr, dass ich das nicht kann.“
„Und was hat sie geantwortet?“
„Sie sagte, dass ich es bisher nicht gekonnt hätte, sei kein Grund, dass ich es nicht lernen könne.“
„Ach nee! Und das sollst du jetzt mal eben innerhalb von ein paar Stunden? Ist ja mal gar kein Druck“, kommentierte er sarkastisch.
Linda nickte zustimmend. Sie hatte sich bereits gedacht, dass ihr Bruder sich darüber aufregen würde. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass er in ihrem Zimmer auf sie warten würde.
„Warum bist du eigentlich noch hier?“, fragte sie ihn.
„Bisher hat mich niemand herausgeschmissen und deshalb dachte ich, dass ich noch ein wenig bleibe. Schließlich kann ich mein armes, kleines Minipig doch nicht alleine hier den Wölfen zum Fraß überlassen. Eine gute Entscheidung, finde ich, wenn man die jüngsten Ereignisse betrachtet.“
Sie nickte und lächelte dankbar.
„Du hast also stundenlang vor dem Teil gesessen und konntest es nicht identifizieren? Mann!“, stöhnte Tom.
„Na ja … ganz so war es nicht. Wir haben verschiedene Gegenstände ausprobiert. Bei ganz alten Sachen ist es mir auch gelungen, aber das war keine Überraschung. Ich konnte Antiquitäten schon immer sehen. Es ist, als hätte das Alter auf sie abgefärbt.“
„War sie denn zufrieden mit dir?“
Linda wiegte nachdenklich den Kopf. „Das kann ich nicht sagen. Ich war so enttäuscht von mir selbst, dass ich gar nicht mitbekommen habe, was sie dachte. Es war einfach nur frustrierend, Tom.“
Ihr Bruder stand auf und kam zu ihr rüber. Freundschaftlich legte er ihr den Arm um die Schulter und drückte sie kurz.
„Das kann ich mir gut vorstellen, Kleines. Mich hätte es an deiner Stelle ebenfalls gestresst. Es ist aber auch eine unfaire Aufgabe!“
„Und wie es aussieht, wird es nicht besser. Morgen machen wir weiter damit.“
Kapitel 32
Wahnsinn, ist das wirklich der fünfte Gang?“
Tamara starrte auf die Käsewürfel, von denen sie sich gerade zwei einverleibt hatte.
„Selbstverständlich. Ihr Wunsch ist mir Befehl, gnädiges Fräulein.“
„Also, weißt du, manchmal hast du eine komische Art zu reden.“
Joe fühlte sich ertappt. „Wirklich?“
„Ja“, nickte sie schmunzelnd.
„Ist es sehr schlimm?“
Er warf ihr einen Blick aus seinen verträumten Augen zu. Schluck!
Um von sich abzulenken, hob Tamara ihren Becher.
„Du hast mir Wein gebracht. Nichts, was du von nun an tust, kann in die Kategorie ,Sehr schlimm‘ fallen.“
„Da bin ich froh.“
Tamara wusste nicht, wie lange sie schon an ihrem behaglichen Feuer in der Nähe ihres Zeltes saßen ( und ob man hier überhaupt ein Feuer machen darf ), aber die Sonne begann gerade unterzugehen und es wurde kühler. Obwohl die Hexe eher zu den hitzigen Menschen gehörte, fröstelte sie leicht.
„Ist dir kalt?“, erkundigte sich Joe aufmerksam und griff nach seiner Motorradjacke, die neben ihnen lag.
Oh Mann, er macht doch jetzt nicht wirklich einen auf James Dean, oder?
„Schon okay. Ich geh schnell ins Zelt und hol mir was“, wehrte sie ab.
Joe kam ihr zuvor. Er hatte die Lederjacke bereits ausgebreitet und drapierte sie nun fürsorglich um ihre Schultern.
„Nicht nötig, ich brauch sie nicht. Mir ist noch recht warm von dem Chili“, erklärte er schmunzelnd.
Tamara verzog schuldbewusst das Gesicht.
„Tut mir leid, dass ich die halbe Tabasco-Flasche hineingeschüttet habe. Das war nicht so geplant …“
„Kein Problem. Du konntest ja nichts dafür, dass die Schutzkappe abgefallen ist.“
Tamara starrte ihn an und konnte es nicht fassen.
Boah, ist der süß! Ich ruiniere sein Essen und er nimmt es nicht nur locker, sondern isst das feurige Zeug auch noch! Das muss der perfekte Mann sein. Das IST der perfekte Mann!
Sie saßen noch lange beieinander und unterhielten sich über alles Mögliche. Es wurde immer später und obwohl die Hexe schon längst ihren Atem als weißen Hauch ausmachen konnte, schien Joe nicht zu frieren.
Und noch dazu ein heißer Mann! Das könnte mir gefallen.
Einige Zeit später fühlte Tamara, wie ihr die Müdigkeit in die Knochen kroch. Nur widerstrebend brachte sie das Thema zu Sprache.
„Ich fürchte, ich werde langsam müde.“
Er lächelte. „Schade. Deine Gesellschaft wird mir fehlen.“
Gute Antwort! Braver
Weitere Kostenlose Bücher