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Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Titel: Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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nehmen.
    Es wird eh nicht besser, wenn wir darüber sprechen.
    „Mir wäre es lieber, wenn wir weitermachen könnten.“
    Die Stimme des Studenten klang in seinen eigenen Ohren fremd und tonlos. Wie von einem Gespenst.
    Die Ironie entging ihm nicht.
    „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das für Sie angenehmer wäre, Herr Maienbach, doch leider bin ich verpflichtet, so einem Fall nachzugehen. Ich kann nicht zulassen, dass meine Studenten misshandelt werden.“
    „Es war nur ein Mal“, entgegnete Flint matt. Obwohl er seinen Blick gesenkt hielt, wusste er genau, dass Desmondo ihn durchdringend ansah. Er konnte es fühlen.
    „Das mag sein. Doch es ändert nichts an den Umständen.“
    Der Professor blieb beharrlich.
    „Es ist schon lange her.“
    „Wissen Sie, wie lange genau?“
    Flint nickte schwach.
    „Kurz vor meiner Einlieferung.“
    „Wissen Sie, weshalb Ihr Vater so gewalttätig reagiert hat?“
    Der Angesprochene rührte sich für eine Weile nicht. Schließlich neigte er ganz langsam den Kopf.
    „Ich vermute, dass Sie es mir nicht mitteilen wollen.“
    Das war keine Frage gewesen, doch Flint fühlte sich genötigt, darauf zu reagieren. Er atmete tief durch und nickte wieder. „Nein, lieber nicht, Professor“, murmelte er.
    Erneut empfand er Scham, wenn er darüber nachdachte. Er wusste, dass es heute – so viel später – keine Bedeutung mehr hatte, doch er konnte dieses Gefühl nicht abschütteln. Es war ein Teil dieser Erinnerung.
    „Ich will ehrlich zu Ihnen sein: In dieser Verfassung werde ich keine Sitzung mit Ihnen durchführen. Sie wirken auf mich lethargisch. Ich muss Sie ganz direkt fragen: Besteht die Möglichkeit, dass Sie versuchen werden, sich das Leben zu nehmen?“
    Zum ersten Mal drang ein neues Gefühl zu Flint durch: Verwunderung.
    Entschieden hob er den Blick, fixierte den Professor für einige Sekunden und schüttelte den Kopf. „Nein, da brauchen Sie keine Sorge zu haben.“
    „Ist das so? Ich gebe zu, ich habe meine Zweifel.“
    Desmondo musterte ihn eindringlich.
    Er will mehr hören. Ich muss ihm irgendetwas sagen, was ihn zufrieden stellt, sonst bricht er die Prüfung womöglich ganz ab.
    Mühsam raffte sich Flint zu einer Antwort auf.
    „Ich … es fällt mir schwer, mich diesem ganzen Prozedere auszusetzen. Es … Ich leide unter diesen Bildern. Ja, das ist alles schon lange her, aber wenn ich hypnotisiert werde, dann ist es, als würde ich es hautnah erleben. Ich kann mich diesem Grauen nicht entziehen. Die Bilder … sie verfolgen mich. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Deshalb will ich so schnell wie möglich fertigwerden. Damit es bald aufhört. Damit ich es hinter mir habe. Ich will es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich will diese Prüfung bestehen. Ich will mich dem stellen.“
    Desmondo nickte. „In Ordnung, Herr Maienbach. Sie haben mich überzeugt. Wir werden mit der Prüfung fortfahren. Doch bevor wir das tun, möchte ich, dass Sie wieder Sie selbst sind. Gehen Sie in die Küche, essen Sie etwas. Lesen Sie ein Buch. Gehen Sie spazieren. Meditieren Sie. Aber kommen Sie erst wieder, wenn Sie sich besser fühlen.“
    Flint verzog das Gesicht. Es lief nicht so, wie er es geplant hatte.
    „Keine Widerrede. Ich trage Verantwortung für Sie. Die Sitzungen werden eher schmerzvoller als harmloser. Wenn Sie schon zu Beginn entkräftet sind, dann werden Sie nicht durchhalten. Schließlich wollen wir mit der Prüfung erreichen, dass Sie stärker werden – und nicht Ihren Verstand verlieren.

Kapitel 34
    Cendricks Wecker hatte vor einer Dreiviertelstunde geläutet. Nun wartete er auf sein Frühstück, doch das wollte und wollte nicht kommen.
    Also, der Service hier lässt echt zu wünschen übrig! Hätten die nicht meine Telefonleitung gekappt, dann wäre schon längst eine Beschwerde von mir beim Management eingegangen.
    Die Prüfung war gestern nicht fortgesetzt worden. Erst am späten Abend hatte er erfahren, dass er sich am nächsten Tag um neun Uhr im Kellergeschoss bei seinem Prüfer melden sollte.
    Vermutlich wollen sie mich zappeln lassen. Aber da können sie lange warten. Ich werde heute weitermachen und vor Genialität nur so glänzen.
    Zumindest hatte er sich das vorgenommen. Er würde Blumentals Spitzen ignorieren und sich stattdessen voll und ganz auf die Prüfungsaufgaben konzentrieren. Der bringt mich nicht mehr aus der Fassung.
    Es vergingen weitere zehn Minuten. Ihm blieb keine Zeit mehr, noch länger auf sein Essen zu

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