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Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Titel: Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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Nachnamen.
    Zumindest kannten die Studenten diesen nicht, und sie kam sich auch merkwürdig vor, ihn gezielt nach seinem Familiennamen zu fragen.
    Es passt einfach nicht. Wir kennen uns kaum und reden nur über völlig andere Sachen.
    Außerdem gab es da auch noch ein anderes Problem: die Geheimhaltung ihres Ordens. Diese hatte sie noch nie zuvor so gestört wie jetzt.
    Endlich gibt es einen, der sich für mich interessiert, und ich muss vortäuschen, dass ich schwer zu kriegen sei. Je näher ich ihn an mich heranlasse, desto mehr wird er sicher auch über mich wissen wollen.
    Aber auf Joe zu verzichten, das kam für Tamara nicht infrage.
    Das Campen hier wäre ohne ihn gar nicht auszuhalten. Er ist ein Geschenk des Himmels!
    Und dieses Geschenk gedachte sie nicht so schnell wieder herzugeben. Das war ein Grund, weshalb sie ihn weiterhin vor ihrer Tutorin geheim hielt. Da diese sich noch eine Weile nicht persönlich blicken lassen würde, sollte das auch kein Problem werden.
    Apropos Problem … „Sag mal, hast du heute Nacht einen Wolf gehört?“, wollte sie von Joe wissen.
    Der sah sie alarmiert an. „Nein. Du etwa?“
    Der Arme. Nach seinem letzten Zusammenstoß mit dem Vieh hat er wohl nicht den Drang, sobald wieder einen dieser Vierbeiner zu treffen.
    „Nein. Ich habe geschlafen wie ein Stein“, gestand sie.
    Joe wirkte erleichtert.
    „Vielleicht ist er zu seinem Rudel zurückgekehrt.“
    Sie nickte. „Oder weitergezogen“, gab sie zu bedenken.
    „Ja, oder das.“
    Beide gingen für eine Weile schweigend nebeneinanderher.
    „Hast du eigentlich Schmerzen?“, fragte sie plötzlich.
    Er sah kurz zu ihr rüber, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, gar nicht. Ich glaube, das ist schon verheilt.“
    Tamara runzelte die Stirn.
    „Also .. ich habe ja wirklich wenig Ahnung … okay, gar keine Ahnung, aber selbst ich bin auf die Idee gekommen, dass man die Wunden eventuell nähen müsste. Zumindest haben sie stark geblutet. Zu stark, um mal eben in vierundzwanzig Stunden zu verheilen.“
    „Ich sage nicht, dass nichts mehr zu sehen ist, aber es verheilt.“
    „Aha. Dann heißt verheilen bei dir: hat gerade zu bluten aufgehört?“
    Er schmunzelte. „Vermutlich.“
    Graciano hatte erst drei Patienten besucht, da hatte er auch schon wieder genug. Er war in der Lage gewesen, einen Teil seines Aktenberges abzuarbeiten, doch der Haufen sah immer noch genauso groß aus wie zuvor. Je mehr Patienten er besuchte, desto mehr hatte er noch vor sich. Das machte zwar keinen Sinn, aber so fühlte es sich an. Die Aufgabe zehrte seine ganze Energie auf. Und Pfarrer Etelbert Weyer war ihm dabei auch keine große Hilfe.
    „Kommen Sie gut voran, Herr Fernandez? Ja, ich weiß, es ist ein hartes Brot, doch einer muss es ja tun, nicht wahr? Wir wollen doch, dass diese ganzen verlorenen Seelen dereinst in der Herrlichkeit unseres Vaters erstrahlen werden, oder nicht? Da bleibt uns nichts anderes übrig, als uns für sie zu opfern. Tag für Tag. Ich weiß, dass es von außen so aussieht, als wären es nichts weiter als unwichtige Besuche, doch so ist es eben nicht. Es gehört eine große Portion Aufopferungsbereitschaft und Hingabe dazu. Die besitzt gewiss nicht jeder. Nein, ganz bestimmt nicht. Und gerade deshalb müssen wir uns umso mehr ins Zeug legen. Sie machen das schon recht. Einfach weiter so! Die kranken Leutchen freuen sich immer, wenn sie Sie sehen. Es sind nur nicht alle in der Lage, das auch zu zeigen. Man gewöhnt sich aber schnell daran. Bald werden Sie gar nicht mehr merken, dass es überhaupt Arbeit ist!“
    Wäre Graciano nicht so ein gutmütiger Mensch gewesen, er hätte dem Seelsorger einen Kinnhaken versetzt. Oder es zumindest ernsthaft in Erwägung gezogen. Doch so nickte er bloß ergeben und sah zu, dass er sich wieder den Patienten widmete.
    „Hallo, Herr Merz. Mein Name ist Graciano Fernandez. Ich bin Praktikant in der Spitalseelsorge. Darf ich kurz reinkommen oder störe ich Sie gerade?“
    Ein sehr blasser Mann Mitte dreißig lächelte ihn matt an.
    „Kommen Sie ruhig rein. Ich fürchte nur, ich bin keine besonders gute Unterhaltung heute Abend“, sagte er leise und begann zu husten.
    Der Patient sah abgemagert aus und litt offenbar unter chronischen Schmerzen. Fabian Merz hatte Darmkrebs im Endstadium. Die Ärzte hatten ihm keine Woche mehr gegeben.
    Der arme Mann , dachte Graciano bekümmert. Er ist noch so jung.
    Streng genommen war Herr Merz keiner der Patienten in seinem Aktenstapel und er

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