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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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schon bei Mobil Oil gab es viele Seminare, auch zu Führungstechniken. Führung ist das Allerschwierigste. Wenn Sie nicht richtig führen, laufen Ihnen die Mitarbeiter davon. Ich weiß noch, wie wir damals bis zum Umfallen Mitarbeitergespräche geübt haben. Immer vor laufender Kamera.
    Es ging darum, wie man Mitarbeiter motiviert?
    Weniger. Motivierende Mitarbeitergespräche sind einfach. Schwierig ist, wenn man jemandem sagen muss: Sie haben nicht die Leistung gebracht, die wir uns vorgestellt haben; Sie werden die Position nicht bekommen, die Sie sich vorgestellt haben.
    Was kann man da falsch machen?
    Man lernt, die kritischen Punkte wirklich anzusprechen und nicht drum herumzureden. Und dem anderen die Gelegenheit zu geben, vernünftig Stellung zu nehmen. Und auf Video sieht man dann auch seine Fehler bei der Körpersprache. Man hat zum Beispiel das Gefühl, dass man ganz offen ist gegenüber dem Mitarbeiter, und sitzt dann abweisend mit verschränkten Armen da. Ich habe da auch so meine Fehler gemacht.
    Sie haben letztlich Ihre Karriere im Personalbereich gemacht, dem klassischen Frauenbereich.
    Nicht ganz. Ich hatte bei der Deutschen Bahn auch die Verantwortung für alle Dienstleister – von der IT bis zur schweren Instandhaltung. Das sind 30000 Mitarbeiter. Und das war eine operative Managementaufgabe.
    Sie empfinden es als Fortschritt, den Frauenbereich verlassen zu haben?
    Ich habe immer in Stabsfunktionen gearbeitet: Recht, Strategie, Personal. Und wenn man dann mit zunehmender Erfahrung auch die operative Seite mitgestalten kann, zeigt das, dass man als Personaler deutlich gemacht hat: »Ich verstehe, wie das Geschäft funktioniert.«

Matthias Mitscherlich
»Ich wende mehr Psychologie an als mancher Therapeut«  
    Mit seinen breiten Schultern und dem fast kahlen Schädel ragt Matthias Mitscherlich über die Trennwände hinaus, die seinen Schreibtisch umgeben. Essen, Hohenzollernring 24 . Ein Großraumbüro im fünften Stock. Mitscherlich, 61 , Vorstandsvorsitzender von MAN Ferrostaal, sitzt in der Mitte. Seine Begründung: »Da brauche ich nicht die Politik der offenen Türen zu predigen. Es gibt ja gar keine.«
    Über New York, wo Matthias Mitscherlich als Anwalt arbeitete, Lagos, wo er Kloeckner vertrat, und Athen, wo er Vorstandschef des Flughafens war, kam er im Jahr 2000 an die Spitze von MAN Ferrostaal, das Industrieanlagen in der ganzen Welt baut.
    Matthias Mitscherlich ist der Sohn von Alexander und Margarete Mitscherlich, den prominentesten Psychoanalytikern Deutschlands. Beide zählten in den 1960 er und 1970 er Jahren zu den führenden Linksintellektuellen des Landes, am Esstisch der Familie in Heidelberg saßen oft Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas. Bis heute lässt sich Matthias Mitscherlich von Habermas beraten.
    Mitscherlich faltet seinen großen Körper auf einem kleinen Bürostuhl zusammen. Weißes Hemd, kein Jackett. Er kennt sich selbst gut aus in der Psychologie und steht dem Kuratorium des Frankfurter Sigmund-Freud-Institutes vor, weshalb er die Psyche der Manager auch aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten kann. Er hat die ganze Zeit ein Lächeln auf dem Gesicht, als wolle er den Ernst der Welt einfach übergehen – ein seltsamer Gegensatz zur manchmal ideologischen Strenge seines Vaters.

    Ihre Eltern Alexander und Margarete Mitscherlich sind die bekanntesten deutschen Psychoanalytiker. Sie sind offenbar aus der Art geschlagen.
    Nein. Ich wende heute wahrscheinlich mehr Psychologie an als mancher Therapeut in seiner psychologischen Praxis.
    Wie meinen Sie das?
    Ich kann als Manager zwar nicht in den Kindheitserinnerungen meiner Mitarbeiter wühlen, aber die psychologische Grundausbildung, um die man in einem Elternhaus wie dem meinen nicht herumkommt, hilft mir, Menschen zu verstehen und einzuschätzen. Und manchmal sogar ein bisschen zu manipulieren. Man braucht nur an der richtigen Stelle ein Lob auszusprechen, und die Menschen laufen lustig los. Das kostet mich überhaupt nichts. Ich mache das ja im Interesse der Firma und schade auch niemandem. Da darf ich das.
    Ihre Eltern arbeiteten mit der Psychoanalyse. Wie geläufig ist Ihnen die Theorie?
    Ich habe früher wahnsinnig viel gelesen. Freud in erster Linie.
    Ihre Eltern haben noch Anna Freud kennen gelernt, Freuds Tochter.
    Ja, aber die war ziemlich umstritten, nicht die Linie meiner Eltern. Die Psychoanalyse ist sehr zersplittert. Wenn an einem Institut fünf Analytiker arbeiten, gibt es vier verschiedene

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