Die Daemmerung
phantastisch. Es deutet alles auf die echte
Basiphae
hin — etwas, wovon ich nicht glaubte, es in meinem Leben je zu Gesicht zu bekommen.«
»Ich will es weg haben«, sagte Vo. »Was es Euch bedeutet, interessiert mich nicht. Wenn Ihr mir helft, werde ich Euch belohnen. Wenn Ihr mich in irgendeiner Weise zu betrügen oder zu verraten versucht, werde ich Euch auf äußerst schmerzhafte Art töten.«
Kimir lachte kurz auf »O ja, das würdet Ihr zweifellos, werter ...« Als Vo nichts sagte, erhob sich der Alte. »Niemand würde ein solches ... Motivans auf einen unwichtigen Diener mit einer unwichtigen Aufgabe vergeuden, und wer die
Basiphae
zu finden, zu bezahlen und zu benutzen vermag, würde niemals einen unbeholfenen Mann für einen solchen Dienst dingen. O ja, ich bin überzeugt, Ihr versteht Euch aufs Töten. Setzt Euch und lasst Euch untersuchen.«
Vo setzte sich mit einer warnenden Geste.
»Ja, Ihr braucht es gar nicht auszusprechen«, sagte der Alte. »Ich bin mir absolut sicher, dass mir etwas Schreckliches widerführe, sollte ich in irgendeiner Weise Euren Unwillen erregen.« Er legte sich zwei Finger an die Nase. »Vertraut mir — ich habe viele Jahre Erfahrung mit geheimnisvollen und gefährlichen Kunden.«
Malamenas Kimirs Hände glitten flink über Vos Bauch, tasteten und drückten. Dann nahm sich der Alte Vos Gesicht vor, zog die Augenlider ab, schnupperte den Atem, inspizierte die Farbe der Zunge. Als er Vo dann noch eine ganze Reihe Fragen nach der Beschaffenheit von Stuhl, Urin und Schleimabsonderungen gestellt hatte, war eine Stunde vergangen, und Vo hörte die Tempelglocken das Ende der Morgengebete verkünden. Seine Gefangenen mussten jetzt wach sein, was hieß, dass das kleine Tempelluder darüber nachsann, wie es Ärger machen konnte.
»Ich habe nicht ewig Zeit«, sagte er und stand auf »Gebt mir etwas, um dieses Ding in mir zu töten.«
Der Alte sah ihn durchtrieben an. »Das geht nicht.«
»Was?« Vos Hand fuhr an das Messer in seinem Hosenbund.
»Dem Mittel der Gewalt sind Grenzen gesetzt, müsst Ihr wissen«, sagte Kimir gelassen. »Aber ich werde meinen Atem nicht auf Erklärungen vergeuden, wenn Ihr mich zu töten gedenkt.«
»Sprecht.«
»Entscheidet Euch.«
Vo ließ den Messergriff los. »Sprecht.«
»Die Grenzen, die der Gewalt gesetzt sind: In diesem Fall sind es zwei. Das einzige, was Ihr tun könntet, um die
Basiphae-Kreatur
in Euch zu vergiften — auch wenn sie nur so klein ist wie ein Farnsamen —, würde Euch ebenfalls vergiften. Das ist doch eine Grenze, oder?«
»Ihr sagtet zwei. Sprecht. Ich mag keine Spielchen.«
Mit einem bitteren Grinsen fuhr der alte Mann fort: »Die zweite Grenze ist diese: Wenn Ihr mich tötet, erfahrt Ihr nie, was ich für Euch tun
kann.«
Er stand auf, ging an den hohen Schrank und begann, in den Schubladen zu kramen. »Irgendwo hier drin«, sagte er. »Fuchsklette, nein, Perikaikraut, nein, Zakkaswurz, Meerzwiebel — ah! Ich habe mich schon gewundert, wo die Meerzwiebel abgeblieben ist.« Er drehte sich um. »Wisst Ihr, der letzte, der immer an sein Messer fasste wie Ihr, hat am Ende bei mir genügend Eisenhut gekauft, um eine ganze Familie umzubringen, einschließlich Großeltern, Onkeln, Neffen, Nichten und Dienerschaft. Ich habe mich oft gefragt, was er damit gemacht hat ...« Kimir hörte auf herumzukramen und zog ein etwa zeigefingergroßes, bauchiges, schwarzes Fläschchen hervor. »Da haben wir's ja. Tigertod aus dem fernen Yanedan. Die Bauern dort vergiften damit ihre Speere, wenn ein Tiger — eine Kreatur, die noch größer und gefährlicher ist als ein Löwe — um ihr Dorf herumstreicht. Es wird aus einer Bergblume namens Eislilie gewonnen. Einen Menschen tötet es binnen Minuten.«
Jetzt zog Vo das Messer, wenn er auch nicht von seinem Schemel aufstand. »Was soll der Unsinn? Ich will nicht sterben — Ihr vielleicht, alter Mann?«
Kimir schüttelte den Kopf. »Die Yanedani stippen ihre Speere in die Paste, so wie man Brot in Kichererbsenbutter stippt. Bei einem Mann, selbst einem so kräftigen wie Euch, ist nur eine winzigkleine Menge nötig.«
»Nötig wofür? Ihr sagtet doch, das Ding in mir kann man nicht töten.«
»Nein, aber man kann es ... einlullen. Es ist ein Lebewesen, kein reiner Zauber, und daher der Apothekerskunst zugänglich. Ein winziges Quentchen Tigertod täglich wird das Wesen ... in den Schlaf versetzen. So wie eine Kröte, die im getrockneten Schlamm schläft und auf den Frühlingsregen
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