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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Matutin und tupfte sich den Schweiß vom Gesicht. »Man sollte vielmehr Teppiche auslegen im Äußeren Schloss, wesentlich mehr Teppiche, mehrere Lagen übereinander!«
    »Wie sein Vater«, grinste Faur Benesand. »Der hatte auch die Fallsucht – und schwupps! war er über den Balkon hinaus.«
    »Darüber scherzt man nicht! Über so etwas darf man niemals spotten!«
    »Natürlich nicht.« Benesand grinste aber immer noch, als er sich auf sein Zimmer begab, um eine weitere einsame Nacht lang von der Baroness zu phantasieren.
    Die Baroness Meridienn den Dauren schlief unterdessen, angenehm eingezwängt in ein ledernes Korsett samt enger Unterleibsverschnürung, in ihrem riesigen dunkelblauen Himmelbett. Der Dämon Irathindur hatte einen deutlich weiteren Weg zum Hauptschloss zurückzulegen gehabt als der Dämon Gäus zum Äußeren Schloss, aber die Kraft einer ganz ungewöhnlichen Leidenschaft verlieh Irathindur eine erhöhte Geschwindigkeit. Seine war eine der Zungen gewesen, die im Strudel an Faur Benesands Träne geleckt hatten. Und diese Träne war bis zum Bersten angefüllt gewesen mit einer reizvoll unrealistischen Wollust auf eine außergewöhnliche Frau, diewie eine allesbeherrschende Sonne das gesamte Firmament in gestrenges Licht und scharfkantige Schatten badete. Das Licht war kalt, die Schatten glühend heiß. Jede Bewegung der Sonne bereitete ihr Pein und dem Betrachter Lust. Es war seltsam und rätselhaft. Irathindur hatte dergleichen noch nie zuvor erfahren.
    Dieses Gefühl war für den Dämon auch deshalb so aufregend und neu, weil er im eigentlichen Sinne keinMann war. Dämonen sind ungeschlechtlich und pflanzen sich nicht fort. Sie wachsen und gedeihen in Bannsprüchen, Flüchen und den Schwächen der Menschen, sie werden beschworen, verwiesen, als Stellvertreter benutzt, missbraucht, verehrt, angebetet. Sie verlöschen, weil ihre Lebenskraft aufgebraucht ist, oder vergehen, weil niemand sich ihrer erinnert. An Gefühlen jedoch sind sie höchstens mit dem Hass vertraut, weil Hass auch die Antriebsfeder eines Menschen ist, der einen Dämon beschwört – niemals jedoch mit Zuneigung oder sogar so etwas Verzweifeltem wie Begehren.
    Durch Faur Benesands eigentümliche Träne jedoch hatte Irathindur das Begehren kennengelernt, und als er nun in die nächtens sich wälzende Baroness eindrang, war dieser Vorgang einem Liebesakt nicht unähnlich.
    Dem Liebesakt zweier Frauen.
    Einer Frau und einem Tier.
    Zweier Dämonen.



Der Gefangene
    Minten Liago kam wieder zu sich in der übelriechenden, feuchten Erbärmlichkeit einer Kurkjavoker Kerkerzelle.
    Die rissigen Wände waren schwarz und weiß überschimmelt, das Stroh wurde zwar alle paar Tage ausgetauscht, stank aber schnell nach ranzigem Schweiß. Mit großen Feuerstellen versuchten die Kerkermeister die Feuchtigkeit aus dem Gewölbe zu treiben, aber alles, was sie damit erreichten, war, dass die Mauern nur umso mehr Kalkwasser ausschwitzten und sich zusätzlich noch eine beißende Rußschicht über alles legte.
    Minten war nicht allein in seiner Zelle. Zwei weitere Gefangene waren hier untergebracht: ein dem betuchten Hause Sildien entstammender Falschspieler namens Taisser und ein aufgrund seiner hier ungestillten Alkoholsucht ständig bibbernder, stets bösartiger kleiner Kerl namens Elell.
    Elell konnte nachts nicht schlafen und piesackte alles und jeden. Am liebsten machte er Jagd auf Kakerlaken und Asseln, riss ihnen einzeln die Beine aus und sah dann zu, wie sie hilflos auf dem Bauch herumrobbten.Mehr als einmal dachte Minten darüber nach, sich und Taisser einen großen Gefallen zu tun und den schmächtigen Elell einfach zu erwürgen, oder auch ihm die Arme und Beine auszureißen und ihm dann beim Robben zuzusehen. Aber Minten war kein Gewaltverbrecher, und außerdem war Elell ihm körperlich einfach zu deutlich unterlegen.
    Taisser Sildien dagegen schien ganz in Ordnung zu sein. Er quasselte ein bisschen viel und versuchte andauernd, Minten irgendwelche Tricks beizubringen, mit Strohhalmen, die für Karten, Gläser, Münzen, Messer und sogar Frauen stehen mussten, aber Minten konnte sich nie lange genug konzentrieren, um in dem ausufernden Geplapper einen Sinn zu erkennen. Taissers Gesicht war schmal und sensibel, seine Haare und sein Oberlippenbärtchenwarenweißblond. Obwohl er schon seit zwei Wochen in dieser Zelle saß, zeigte sein Kinn kaum Bartwuchs. Einen Teil seiner Wasserration verwendete er allen Ernstes aufs Waschen. Elell dagegen war

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