Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
schon struppig wie ein Seeigel. Überall am Leib sprossen ihm schwarze Haare aus der Haut. Obwohl er noch keine vierzig war, hatte er nur noch sechs Zähne im Mund. Umso mehr spuckte er beim Schimpfen. Und schimpfen tat er den ganzen Tag.
    »Fluch auf die Baroness! Fluch auf den König! Den alten wie den neuen! Einen Mann hier unten ohne Schnaps verrecken zu lassen, nur weil er ein paar Gebetskerzen hat mitgehen lassen! Wozu soll der Gott denn das Licht brauchen? Ist er nicht ohnehin im lichten Himmel und sieht auf alles gnädig herab? Fluch auf euch alle deswegen! Die Menschen verstehen sich nichtauf Gnade. Warum schaffen sie also nicht ihren alten, gnädigen Gott einfach ab, hören auf, sich zu verstellen, und geben sich so, wie sie sind, als reißendes Vieh? Jeder begehrt jedes anderen Weib, das ist einfach eine Tatsache! Aber wenn ich armer Wicht ein kleines bisschen mehr Licht haben möchte in meiner Dunkelheit – dann sperrt man mich weg und gibt mir nichts zu saufen und schaut hämisch zu, wie ich klarkommen soll! Fluch über alle! Was glotzt du so blöd?« Das war sein Lieblingssatz, um Minten wütend zu machen. Selbst wenn Minten ihn gar nicht ansah, sondern einfach nur nachdenklich ins Nichts starrte: »Was glotzt du so blöd? Was glotzt du so blöd?«
    Nach drei Tagen wurde Minten endlich einem Richter vorgeführt. Der Richter saß auf einem hohen Stuhl in einem Raum, der sich nach oben hin verengte wie die Spitze eines Kirchturms.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte er, die Unterlagen prüfend, die man ihm in Bezug auf Mintens Fall vorgelegt hatte. »Die Zechprellerei ist nicht das eigentliche Problem. Aber der tätliche Angriff auf die Stadtsoldaten. So wenig Respekt angesichts von fünf Uniformen ist einfach nicht hinnehmbar. Einer der Soldaten hat nun zwei wackelige Schneidezähne. Wahrscheinlich müssen sie ihm gezogen werden. Hast du eine Vorstellung davon, wie er dann aussieht, ohne Schneidezähne? Das kann man nicht durchgehen lassen. Unmöglich. Zwei Uniformen wurden lädiert. Das ist kostspielig. Hast du eine Ahnung, wie viel so eine Uniform kostet? Natürlich nicht. Und der Wirt vom Tröstenden Trompeter hat seine Trompete an deinem Dickschädel zerbeult. Das war einErinnerungsstück, Namensgeber seiner Taverne. Unbezahlbar. Nicht so einfach zu vergelten. Nein, unter drei Jahren sehe ich da überhaupt keine Möglichkeit.«
    »Drei Jahre?«, begehrte Minten auf. »Wegen zweieinhalb Stücken, die ich nicht bezahlt habe?«
    »Nein, sagen wir: vier Jahre, wegen Uneinsichtigkeit und Missachtung eines richterlichen Urteils. Oder möchtest du fünf Jahre? Möchtest du noch etwas sagen? Fünf Jahre?«
    Minten presste die Lippen aufeinander, um die Flut von Flüchen und Beschwerden, die von innen dagegendrängte, im Zaum zu halten.
    »Keine fünf?«, fragte der Richter wie auf einer Auktion. »Na schön, dann eben nur vier. Du wirst immer noch jung genug sein, um ein nützliches Dasein zu beginnen, wenn du wieder herauskommst, mein Junge. Aber die vier Jahre kannst du ja zum Nachdenken nutzen. Über dich, die Welt und deinen Platz in ihr.«
    Minten hatte sich wieder so weit beruhigt, um gemessen sprechen zu können. »Darf ich noch eine Frage stellen?«
    »Eine Frage. Nun, wenn sie gebührlich ist.«
    »Darf ich etwas zu lesen erhalten in der Zelle? Ich wollte eigentlich … Student werden.«
    Der Richter sah erstaunt auf ihn herab. »Student? Soso? Und meinst du denn, du hättest die Befähigungsprüfung bestehen können?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich könnte die vier Jahre nutzen, um hier drinnen Lesen, Schreiben und Rechnen zu üben.«
    »Das finde ich löblich, mein Sohn, das klingt tatsächlichvernünftig. Vielleicht werde ich dein Strafmaß doch wieder auf drei Jahre herabsetzen. Oder was hältst du von folgender Idee? Nach drei Jahren unterziehen wir dich der studentischen Befähigungsprüfung. Bestehst du, bist du frei und darfst studieren. Fällst du durch, musst du dein viertes Jahr noch absitzen.«
    »Das klingt gut.« Selbstverständlich waren drei Jahre Haft für so ein geringfügiges Vergehen eine Ungerechtigkeit. Aber nachdem der Richter ihn anfangs so unbarmherzig behandelt hatte, war Minten nun regelrecht gerührt, dass er ihm wenigstens das Studieren ermöglichen wollte. »Ich danke Euch, Euer Ehren.«
    »Na ja, das hört sich doch schon besser an. Abführen den Mann, und bringt ihm Schreibzeug und ein Buch in die Zelle. Drei Jahre sind nicht viel, um aus einem zotteligen

Weitere Kostenlose Bücher