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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Offiziere und Berater des Vierten Barons waren unter den Zuschauern und hatten sich komplizierte Ausreden einfallen lassen, um heute hier sein zu können, während ihre Truppen die wehrhafte Hauptstadt belagerten.
    »Geh nicht davon aus, dass du ihn noch einmal so besiegen kannst wie bei eurer ersten Begegnung«, wiederholte Jinua Ruun bereits schon zum zwanzigsten Mal. Minten hörte gar nicht mehr zu, während sie ihm mit der rechten Hand die Schultern massierte und die kühlen Klingen der Linken zärtlich über seine Wirbelsäule abwärts rollen ließ. Minten hatte die Augen geschlossen und träumte von der Entscheidung. Selbst wenn er heute Nacht unterlag, war das immer noch besser, alsweiterhin den Unbesiegbaren zu mimen, ohne es zu sein. Falls er aber gewann, waren ihm im »Inneren Zirkel« keine Grenzen mehr gesetzt.
    Die Menge röhrte, als sei bereits eine Schlägerei im Gange. Tatsächlich gab es eine Art Vorprogramm: Listenanwärter prügelten sich gegenseitig die Seelen aus dem Leib, ohne Sinn, ohne Hoffnung, ohne Regeln.
    Dann wurden die beiden Hauptkämpfer hereingerufen. Minten tänzelte den ganzen Weg bis zum Seilkreis. Oloc sah deutlich schlanker aus als bei ihrer ersten Begegnung. Damals hatte er eine nachlässige Wampe gehabt, heute wirkte sein Bauchbereich schon beinahe modelliert.
    Die beiden nahmen voreinander Aufstellung, ohne sich anzuschauen.
    Der Tonkrug zerbrach.
    Minten griff an wie ein Rasender.
    Er hatte lange nachgedacht, was er heute Nacht tun musste. Er glaubte Jinua: Nur mit Ausweichen und Weichkochen würde er nicht noch einmal Erfolg haben. Oloc war sicherlich schneller geworden, womöglich auch umsichtiger in der Verteilung seiner Schwinger. Er würde auch an seiner Deckung gearbeitet haben, besonders gegen einen im Verhältnis zu anderen Gegnern schlagkräftigen Mann wie Minten. Das Einzige, was Minten heute tun konnte, mit dem Oloc garantiert nicht rechnen würde, war, sämtliche Vorsicht außer Acht zu lassen und bedingungslos anzugreifen. Zuschlagen, zuschlagen, zuschlagen, bis einer von ihnen beiden nicht mehr stand. Das Publikum würde deshalb womöglich nur eine einzige Runde zu sehenbekommen, aber diese Runde würde es nie mehr vergessen.
    Minten schlug und rackerte wie ein Berserker. Seine Fäuste trafen, erzielten aber kaum Wirkung. Oloc schlug zurück. Minten merkte, dass er ganz ohne Deckung nicht lange durchhalten würde. Er deckte, wo es möglich war, schlenkerte ansonsten den Oberkörper in der Hüfte hin und her und wackelte zusätzlich noch mit dem Kopf. Klatsch. Klatsch. Krach. Klatsch. Seine Schläge prasselten wie Hagel. Körpertreffer, um Oloc die Luft zu nehmen. Kopftreffer, um ihn mürbe zu machen. Oloc ging tatsächlich rückwärts durch den Ring. Alleine das schon war ein großer Erfolg, denn ein massiger Berg wie Oloc ließ sich sonst nie treiben. Keinen der Zuschauer hielt es noch auf den Bänken. Die Leute sprangen durcheinander, drückten sich gegenseitig runter, um besser sehen zu können, spielten die Schläge nach, feuerten krakeelend an. Minten hatte keine Zeit, Jinuas hartes Gesicht zu suchen. Er rackerte, als gälte es, einen Berg abzutragen. Oloc war zur Passivität verdammt. Irgendwann zerplatzte ein weiterer Krug.
    Verflucht . Es war ihm nicht gelungen, Oloc in der ersten Runde zu überwältigen, ihn mit schierer Dringlichkeit zu Boden zu meißeln. Jetzt würde es hart werden, sehr hart. Minten war durch die Hunderte von Schlägen, die er ausgeteilt hatte, schon viel erschöpfter als Oloc, der kaum etwas hatte unternehmen können. Jinua tauchte neben Minten auf, drückte ihm einen nassen Schwamm aufs Gesicht. Als Minten das Wasser betrachtete, das ihm über die Brust abwärts rann, fielen ihm die rötlichen Schlieren auf.
    »Ich blute? Woher?«, fragte er undeutlich.
    »Nichts Ernstes. Ihr seid irgendwann mit den Köpfen zusammengerasselt. Deine eine Augenbraue ist geplatzt, das hast du gar nicht mitbekommen. Lass dich davon nicht irritieren. Wenn du noch eine Runde genau so weitermachst, dann hast du ihn.«
    »Ich versuch's.«
    »Los jetzt. Lass ihn nicht atmen.«
    Der Krug zur zweiten Runde. Wieder stürmte Minten auf Oloc zu. Wieder hatte Oloc nicht damit gerechnet, hatte zumindest jetzt eine ruhigere Runde erwartet. Minten absolvierte einen Trommelwirbel an Schlägen. Viel auf die Deckung. Einiges auch daneben. Aber das meiste kam. Viele Rippentreffer. Ab und zu die Ohren. Zweimal sogar, als kleine Höhepunkte innerhalb dieses Hagelsturms,

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