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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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griffen ihn sogar an.
    Die Königin krümmte sich zusammen, hustete – und Snidralek entkam ihr, bevor ihre körperliche Gegenreaktion ihn überwältigen konnte. Zum Verschnaufen trieb er unter die Kammerdecke und blieb dort.
    »Was ist mit dir, Liebling?«, fragte Taisser Sildien, der Berater der Königin.
    »Ach, nichts«, wehrte sie seine Hilfsmaßnahmen mit einem Lächeln ab. »Mir ist wohl nur ein Krümel in die falsche Kehle geraten.«
    »Ein Krümel!«, dachte Snidralek empört. Natürlich war er wieder nur ein Krümel, ein kleines, unbeträchtliches Ärgernis! »Na warte, dir werde ich es zeigen!«
    Er versuchte es noch einmal. Diesmal nicht ganz so unmittelbar stofflich und körperbetont. Diesmal ließ er sich einatmen, als feiner Nebelhauch durch ihr königliches Näschen.
    Wieder entkam er nur mit knapper Not. Ihr Körper schien einen Speerwald nach innen zu richten, um ihn zu zermalmen. Wieder zuckte die Königin kurz zusammen, fing sich aber schnell.
    »Ich weiß auch nicht, was los ist«, sagte sie, erhob sich und machte ein paar Schritte. »Zu viel Sitzerei wahrscheinlich. Zu wenig Bewegung. Da muss einem ja schwarz werden vor Augen.«
    Snidralek begriff jetzt, was falsch lief. Diese Königin war nicht als Königin zur Welt gekommen. Sie war Soldatin gewesen, aus dem Mannschaftsstand hochgediente Offizierin sogar, bevor das Schicksal ihr die verwaiste Krone Tenmacs III. vor die Füße gerollt hatte. Eswar ein Leichtes, einen schwächlichen König wie Tenmac III. zu übernehmen oder eine verfeinerte, kapriziöse Person wie die Baroness Meridienn den Dauren. Aber bei einer ehemaligen Soldatin, die sich weiterhin in körperlicher Übung befand, sah das ganz anders aus. Sie verfügte über Abwehrkräfte, die Aristokraten im Allgemeinen nicht besaßen.
    Snidralek überlegte hin und her, ob er es noch ein drittes Mal wagen sollte. Durch ein Getränk vielleicht. Durch ein Ohr. Durch ihre Weiblichkeit. Oder unendlich verfeinert durch sämtliche Poren gleichzeitig. Aber er entschied sich dagegen. Selbst, wenn die Übernahme klappen sollte – wer konnte ihm garantieren, dass es ihm gelingen würde, sich dauerhaft in ihr zu halten? Dass ihr Leib und ihr Geist ihn nicht einfach als Fremdkörper in ihrem Inneren langsam und qualvoll umbrachten? Was konnte er denn gewinnen, wenn er sich noch einmal dieser Gefahr aussetzte? Mühen und Furcht. Verantwortung. Am Ende Culcahs Lob. Mehr nicht. Aber verlieren konnte er alles. Seine Freiheit. Seine Existenz.
    Kurz dachte er darüber nach, stattdessen in ihren Berater zu schlüpfen. Der sah weichlicher aus, mit dem in die Jahre gekommenen Gesicht eines verwöhnten Träumers.
    Aber was konnte Snidralek für die Sache der Dämonen gewinnen, wenn er als Berater falsche Ratschläge in die Ohren einer Königin träufelte, die auch ohne Berater stark genug war, richtig von falsch zu unterscheiden?
    Snidralek erklärte das Unternehmen für gescheitert und verließ das Königsschloss. Er hatte es ja immerhinernsthaft versucht und war nicht unterwegs peinlichst verschüttgegangen wie seine vier Vorgänger.
    Aber als er so über das Dächerlabyrinth von Orison-Stadt dahinglitt, immer auf der Hut vor dem lüsternen Turmfalken, kamen ihm Zweifel an seinem Vorhaben, zu Culcah zurückzukehren und Bericht zu erstatten. Würde man denn Verständnis dafür haben, dass er gescheitert war? Wohl kaum. Hatten nicht erst vor zwei Tagen einhundert Dämonen eine Prügelstrafe erhalten und zwölf sogar brennen müssen, nur weil ihr Betragen Culcah missfallen hatte?
    Snidralek zweifelte beträchtlich.
    Er flog frei herum und genoss es. Es war herrlich, auf keinen Körper mehr angewiesen zu sein! Keine laufende Nase mehr, keinen rumpelnden Bauch, keine schmerzhaft geschwollenen Füße vom Marschieren, keine durchschossen entzündete Schulter. Snidralek vermisste seinen Körper kein bisschen!
    Aber wie lange konnte ein Dämon sich ohne Körper halten, bevor ein Raubvogel ihn erwischte oder eine plötzliche Windbö ihn zerstreute? Wovon ernährte man sich eigentlich, wenn man keinen Mund mehr hatte? Von der Luft? »Zu viel Luft« fiel ihm wieder ein. Das vernichtende Urteil eines Großen über ihn Kleinen.
    Zorn wallte in Snidralek auf.
    Er brauchte eine Behausung, so viel war sicher. Außerhalb des Schlundmahlstroms war ein Dämon nicht dafür geschaffen, lange Zeit körperlos zu bleiben. Aber Snidralek verspürte nicht die geringste Lust, in seinen eigenen, winzigen, schmerzzerfurchten Leib

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