Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
hatte – so schwer mir auch fällt, das so auszudrücken – Glück. Ich war halb auf See, und der Dämon, der uns angriff, war von mir und meinem Mann bezwingbar.«
»Aber auch andere Schiffe, die die Grüne See befahren, müssen doch vom Meer aus sehen, dass die Hafenstädte zerstört sind!«
»Andere Schiffe, ehrenwerter Berater, sind womöglich zu groß. Sie werden von den Dämonen entdeckt und versenkt. Keine Überlebenden.«
»Dann müssen immer noch Dämonen an der Küste sein und Wache halten.«
»Davon ist wohl auszugehen.«
»Und warum haben sie euch nicht entdeckt?«
»Wir waren zu klein und zu fern.« Die Unterhaltung drehte sich im Kreis, bis die Königin die Richtung änderte.
»Wie viele?«, fragte sie die drei Augenzeugen. »Mit wie vielen Dämonen haben wir es zu tun?«
»Schwer zu sagen. Ich habe vielleicht tausend in den Flammen von Icrivavez tanzen sehen. Aber vielleicht waren es auch mehr. Zweitausend, dreitausend.«
»Sie haben drei Hafenstädte und zwei Schlösser angegriffen«, gab Taisser Sildien zu bedenken. »Wenn diesefünf Angriffe gleichzeitig erfolgt sind, können es auch fünf mal dreitausend Dämonen sein.«
»15 000«, zählte Königin Lae zusammen. »Ich glaube nicht, dass alle fünf Ziele gleichzeitig angegriffen wurden. Die Hafenstädte vielleicht, aber für das Hauptschloss haben sie gewiss ihre Kräfte wieder gebündelt. Wir werden es mit höchstens 12 000 Gegnern zu tun haben. Wie viele Dämonen konnte der Schlund denn fassen? Auch 12 000 kommt mir schon aberwitzig viel vor. Taisser – schaffen wir es, innerhalb kürzester Zeit ein Heer aus 25 000 Frauen und Männern auf die Beine zu stellen?«
»Wenn wir alles, was Orison-Stadt hergibt und was die neun umliegenden Inneren Schlösser mobilisieren können, zusammenlegen, kommen wir auf rund 20 000 Soldaten. Wenn wir dann nach Süden marschieren, den Dämonen entgegen, können uns noch die Hauptschlösser der Baronate Sieben, Acht und Fünf unterstützen. Ja, vielleicht bekommen wir gerade so 25 000 Soldaten zusammen.«
»Das müsste doch mehr als ausreichend sein. Wen würdest du als obersten Heereskoordinator einsetzen?«
»Den Heereskoordinator des Fünften Baronats, Hugart Belischell. Er ist ein Veteran des irathindurianischen Krieges und hat sich damals gegen die Invasion der selbst ernannten Göttin tapfer geschlagen.«
»Aber das Fünfte hat verloren und wurde annektiert.«
»Ja. Aber letzten Endes haben die Annektierten den Krieg gewonnen, während die kurzzeitigen Sieger Irathindurien und Helingerdia heute nicht mehr existieren.«
»Sag es doch gleich: Du magst ihn, weil du ab und zu gegen ihn Karten spielst.«
»Ich vertraue ihm.«
»Dann«, sagte die Königin lächelnd, »will ich ihm auch vertrauen. Lass ihn unverzüglich hierher bestellen. Und beginne mit der Mobilmachung. Orison muss in Alarmzustand versetzt werden. Wir befinden uns im Krieg, und die Südküste gehört bereits dem Feind.«
Der Berater eilte aus dem Raum. Die Königin blieb mit den drei Geschwistern von der Insel Rurga allein zurück.
»Entschuldige, dass ich mir deinen wunderschönen, aber sehr komplizierten Namen nicht merken konnte«, begann sie.
»Nenamlelah«, half Nenamlelah ihr aus.
»Nenamlelah«, wiederholte die Königin. »Du hast dich um Orison sehr verdient gemacht. Ich werde dir einen Zettel mitgeben für den königlichen Schatzmeister. Eine üppige Belohnung soll das Mindeste sein, was eine Königin dir schenken kann.«
»Mit Verlaub, meine Königin – Geld spielt auf der Insel Rurga keine große Rolle. Wenn Ihr mir etwas geben möchtet, dann gebt mir Soldaten mit, die die Insel Rurga gegen Angriffe verteidigen können!«
»Hm.« Königin Lae I. dachte längere Zeit nach. »Aber wie viele soll ich dir mitgeben? Unter normalen Umständen würde ich sagen: Fünfzig Soldaten müssten ausreichen, um eine so kleine Insel zu befestigen. Aber was ist, wenn die Dämonen mit tausend Mann angreifen? Dann müsste ich dir zweitausend mitgeben. Und wenn die Dämonen mit fünftausend angreifen? Dann verliere ich dort unten auf einer Insel zweitausend Soldaten fürnichts und wieder nichts. Nein, ich fürchte, so gerne ich es auch wollte – diesem Wunsch kann ich nicht entsprechen. Ich bin für die vielen Zehntausende von Menschen nördlich des Sechsten Hauptschlosses verantwortlich. Du hast selbst mitgehört, dass wir kaum ein ausreichendes Heer auf die Beine stellen können. Ich darf keine Soldaten dafür
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