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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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eingeschlossen und verewigt in Worten aus purem Licht.
    Marna Benesand, geborene Gressnaar, sprengte ihren Schwestern voran in den Wirbel aus Klang und Bewegung, der einen echten Krieg auszeichnete. Der Rausch erfüllte jeden ihrer Finger bis in die Kuppe. Das Schwert in ihrer Hand schien beim Schwingen einen farbigen Schweif nach sich zu ziehen.
    Der erste Dämon, auf den sie traf, war ein zwei Schritt großer, aufrecht gehender Molch mit einem Maul voller Barten. Marna trennte ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf vom Rumpf.
    Der zweite Dämon, auf den sie traf, sah aus wie eine farbveränderte Sonnenblume, klatschte von der Seite unterhalb ihrer Deckung gegen sie, riss sie aus dem Sattel, schüttelte sie, bis sie beinahe ohnmächtig wurde, und begann dabei, sie mit Säuresäften zu zersetzen.
    Marna fing an zu schreien. Der Rausch verflog.
    Eine Soldatin aus dem Siebten Baronat rettete ihr das Leben, indem sie den Stiel der Sonnenblume durchschlug. Marna stürzte in den tiefen und klebrigen Matsch und musste sich neu orientieren.
    Um sie her rannte und brüllte alles. In verschiedene Richtungen. Wie Wellenbewegungen lief es durch dieMenge. Zwei ihrer Schwestern konnte sie noch sehen, Zilia und Nikoki, die ihre Pferde verhalten hatten, um in der Nähe ihrer Anführerin zu bleiben. Die anderen waren irgendwo im Getümmel. Die Dämonen kamen von überall. Auch aus der Luft. Auch mitten aus dem Schlamm. Auch aus den Körpern Hilfe suchender Schlossbewohner.
    Marna hatte ihr Schwert verloren, aber in der Nähe lag ein toter Soldat, dem ein kopfgroßes, schwelendes Loch im Brustkorb klaffte. Das Loch ging ganz durch, bis auf den Matsch darunter, und ließ Rippen, Gedärm und Innereien als zerfetztes Gemenge sehen. Marna löste dem Soldaten den Säbel aus der kalten Hand. Dann schwang sie sich wieder in den Sattel und ritt näher an die Burgmauer heran. Es mochten nur 5000 Dämonen sein, aber sie kämpften wie 10 000. Es würde nicht leicht werden, aber sie mussten es schaffen. Für die Menschheit. Für Orison. Für das Andenken Faur Benesands.
    Marna schrie Befehle in Richtund Zilia und Nikoki. Die beiden folgten ihr, die anderen Schwestern wiederzufinden.
    Sie ordneten sich ein in das Chaos.
    Ihre Pferde wieherten und scheuten vor Furcht.

noch vierzig bis zum Ende
    Die fünfjährige Genja erwacht. Irgendwas macht Lärm im Hof. Das Gesicht der Mama, ganz groß, spricht Trost zu und will beruhigen, weint jedoch. Genja ist ratlos, ein Gefühl des Unbehagens macht sich breit. Papa rennt im Zimmer hin und her und schreit Befehle, die niemand verstehen kann. Fremde Männer rennen ebenfalls. Einmal hierhin, dann wieder dorthin. Es ist kalt, so aus dem Bett gerissen. Es ist noch gar nicht richtig hell draußen, eigentlich noch Schlafenszeit. Kälte wirbelt herein und lässt den Atem rauchen. Mama zerrt an Genja herum, zieht ihr ruppig etwas über, entschuldigt sich für ihre Ruppigkeit, lacht und summt, weint dabei. Das Weinen macht Genja wütend. Etwas stimmt nicht. Man spielt ihr etwas vor. Sie verweigert ihren linken Arm, wird dafür von Mama und Papa gleichzeitig angeschrien. Erschrocken fügt sie sich. Sie könnte jetzt auch losweinen, will das aber nicht, sie hat ihren Stolz.
    Draußen rummst es. Etwas saust am Fenster vorüber, von unten nach oben. Es ist ganz unbegreiflich. War das ein Pferd, das am Haus hinauflief? Genja staunt, starrt nach draußen. Auf dem Arm ihrer Mama schaukelt siedem Fenster näher. Dort herrscht ein großer Tumult, wie beim Marktfest, aber doch anders. Viele der Leute sind verkleidet und sehr groß oder sehr dick oder sehr dünn. Das macht Genja Angst, diese lebhaften Masken. Einer von ihnen ist ein großer, roter Hund mit Schlappohren, der auf den Hinterbeinen geht. Genja hat Hunde sehr lieb. Papa und Mama wollen ihr einen schenken, sie muss sich nur noch am nächsten großen Markttag einen aussuchen.
    Papa stürmt aus dem Zimmer. Er hat das ganz lange Messer in der Hand, das, das Genja nicht anfassen soll, weil man sich daran schneiden kann. Papa zerrt Mama. Mama zerrt Genja. Genja hat ihre Ente vergessen, ihr Einschlafkuscheltier. Sie streckt den Arm aus und überdehnt sich in Mamas Arm. »Entchen!«, ruft sie. So heißt ihre Stoffente. »Entchen!«
    Ein furchtbarer Lärm draußen lässt alle zusammenzucken. Etwas ist eingestürzt. Staub wallt von draußen hinein, oder ist es Rauch? Genja kann gar nichts mehr sehen, so sehr schlenkert Mama sie beim Rennen hin und her. »Entchen! Entchen!«

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