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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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den Wald, bahnte sich keuchend einen Weg, verirrte sich, musste rasten, weil er vor lauter Seitenstechen nicht mehr weiterkonnte, fand dann doch zum Meer und folgte diesem bis zur Bucht.
    Nichts.
    Kein Einmaster. Keine Toten im Wasser. Keine Spuren von Kampf. Keine verschossenen Pfeile oder sonst etwas, das ihm helfen konnte, das Rätsel zu entschlüsseln. War Blannitt einfach umgekehrt, besoffen, unzufrieden über die verordnete Warterei?
    »Dein Boot ist in einer anderen Bucht vor Anker gegangen, Taisser«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihm.
    Taisser wirbelte herum.
    Hinter ihm stand ein Einsiedler. Lange, filzige Haare von rotblonder Farbe. Ein Vollbart, der bis auf die Brust hinabreichte. Die Kleidung, die den kräftigen, schmutzigen Leib kaum verhüllte, schien überwiegend aus Blattwerk und Muscheln zu bestehen.
    »Minten?«, fragte Taisser ungläubig.
    Sein Gegenüber bleckte die Zähne, die für einen Menschen viel zu lang waren. »Bei mir hat sich doch nur dieKopfbehaarung verändert – aber was ist denn mit dir passiert, Taisser? Du siehst aus, als wärst du um viele Jahre gealtert.«
    »Minten?« Taisser konnte es immer noch nicht fassen. Er ging zwei Schritte näher an die Erscheinung heran. Das war Minten Liago, kein Zweifel. Die Haarfarbe, die Schneebärenzähne, die durchs Kämpfen gebrochene Nase. Und dennoch – das war doch ganz unmöglich! Unter dem vielen wallenden Haar, dem Schmutz und der sonnengebräunten Farbe versteckte sich das Gesicht eines jungen Mannes, Minten Liago, so wie Taisser ihn gekannt hatte. Vor einundzwanzig Jahren. »Nein«, stammelte Taisser schließlich. »Du bist Mintens Sohn, oder? Aber woher kennst du dann mich?«
    Jetzt war es an Minten, die Stirn zu runzeln. »Taisser, alter Junge – was ist dir widerfahren? Ich bin es selbst! Warum zweifelst du daran?«
    Mit so etwas wie letzter Kraft versuchte Taisser seine Gedanken im Zaum zu halten. »Warum hat der Einmaster die Bucht gewechselt?«
    »Weil diese bei Ebbe fast ihr gesamtes Wasser verliert. Der Kapitän wollte wohl nicht riskieren, auf unebenen Grund zu laufen. Ich kann dich zur neuen Bucht führen. Soll ich dich zur neuen Bucht führen?«
    »Noch nicht. Wir müssen reden. Hast du ein … Haus oder so etwas?«
    Minten breitete die Arme aus. »Kelm ist mein Haus.«
    »Was frage ich auch so blöd? Also gut. Hier, am Strand. Setz dich hin. Ja, setz dich. Ich bin mit einem wichtigen Anliegen zu dir gekommen. Gib mir eine halbe Stunde deiner niemals versiegenden Zeit.«
    Minten setzte sich gehorsam hin, mit untergeschlagenenBeinen, knapp außerhalb der Reichweite der leckenden Wellen. Taisser blieb lieber stehen. So fiel es ihm leichter, seinen Verstand nicht zu verlieren.
    »Also, Minten – wie viele Jahre hast du auf dieser Insel verbracht?«
    »Zwei.«
    »Zwei? Es gab genau zweimal Sommer und Winter hier?«
    »Ja. Der Winter ist wie jetzt, eher regnerisch als wirklich winterlich. Der Sommer ist glühend heiß. Ich denke nicht, dass ich mich verzählen konnte.«
    »Also gut: zwei. Für mich und für das gesamte übrige Land Orison sind einundzwanzig Jahre vergangen. Hörst du, was ich sage? Einundzwanzig Jahre! Sieh mich an, falls du mir nicht glaubst. Ich bin nun über vierzig, und ich habe jeden einzelnen Tag jedes einzelnen Jahres voll und ganz erlebt. Und du bist immer noch …«
    »Vierundzwanzig.«
    »Vierundzwanzig. Unglaublich! Du weißt hoffentlich, was das bedeutet?«
    Minten schüttelte den haarigen Kopf.
    »Das bedeutet Magie, Minten! Die beiden Dämonen, die hier wüteten, müssen die Insel Kelm irgendwie aus der Zeit gerissen haben. Jeder, der sich hier aufhält, altert langsamer als der Rest Orisons. Und das ist großartig, geradezu fabelhaft – denn ich kann einen jungen Minten noch viel besser gebrauchen als einen älteren.«
    »Gebrauchen? Wozu?«
    »Es herrscht ein neuer Krieg. Diesmal sind es alles Dämonen! Es sind Tausende, Zehntausende. Ich bin im Auftrag von Königin Lae I. zu dir gekommen, um dir den Posten eines Koordinators des Widerstands anzubieten.Ich werde dein Berater sein, wie damals, und gemeinsam werden wir das Land, das bereits den Dämonen gehört, von hinten aufrollen, bis diesen verfluchten Bestien das Hören und Sehen vergeht!«
    »Na, so was. Und warum ich?«
    »Minten! Wie kannst du noch fragen? Sieh dich doch an! Du bist der Beste mit bloßen Fäusten, der Beste mit dem Schwert, der Beste mit der Armbrust, der Einzige, den ich jemals einen mächtigen Dämon

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