Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
Vom Netzwerk:
erhielt.
    Die Menschheit – nur Stellvertreter, bis die Dämonen den ihnen gebührenden Platz wieder einnahmen? Der Moment der Übernahme – jetzt gekommen?
    Das konnte unmöglich stimmen. Das war nicht hinzunehmen. Selbst wenn es in Teilen auf geschichtlichen Vorgängen beruhen sollte: Weshalb konnte die Geschichte des Landes dann nicht so weitergehen, dass die Menschen siegreich blieben und die Dämonen zurückgebannt wurden in den Schlund, den sie sich doch schließlich selbst erwählt und geschaffen hatten?
    »Aber warum zerbreche ich mir überhaupt den Kopf?«, dachte Taisser. »Was war Minten Liago, der zottelige, absurd junge Minten vom Strand, der mir, Taisser Sildien, dem Berater der Königin, solche Gedanken einflüsterte, denn anderes als die Vorstellung eines Menschen, eine zu einem Bild verfestigte Hoffnung, aber auch ein Hoffnungszerschmetterer, ein schlechtes Gewissen vielleicht, weil ich es mir bei Hofe habe gut gehen lassen, während anderswo die Menschen entbehrungsreicher überdauerten, eine Mahnung, eine Maßeinheit, um mein Alter und meine Weichlichkeit in ein unrühmliches Licht zu setzen, eine Idee von Unabhängigkeit im Angesicht einer alles überrollenden Dämoneninvasion, eine Mahnung an die bis heute fortdauernden Verstörungen auch des alten, des irathindurischen Krieges, eine Anklage, ein Anhaltspunkt? Und was waren seine Worte denn anderes als ein Spuk, eine Verunsicherung, eine Lüge, ein Wink, ein Tarnkleid, ein Umweg?« Ein Rätsel, das Taissers Verstand sich selbst stellte.
    Am zweiten Tag der Überfahrt akzeptierte Taisser, dass Minten auf der Insel wirklich gewesen war, wusstedadurch aber immer noch nicht, was seine Worte zu bedeuten hatten. Schluchzend begriff der Berater, dass er nichts war ohne seine Königin, während Minten alles war ohne irgendjemanden.

noch dreiunddreißig bis zum Ende
    Auch den Dämonen machte der einbrechende Winter zu schaffen.
    Etliche erfroren. Im Schlund war es niemals eiskalt gewesen, sondern warm wie in einem lebendig pulsierenden Hühnerei.
    Andere wurden von Hagel, Eiszapfen oder scharfkantigen Eissplittern verletzt und verendeten kläglich am Wegessaum.
    Wieder andere jagten den Schneeflocken hinterher und verwundeten sich, indem sie wie tollwütig gegen etwas anderes prallten, oder versanken in tiefer Trauer, wenn ihnen die schönen kristallinen Formen in den Klauen schmolzen.
    Einige verbrannten im Schneefall. Das war eine Besonderheit weniger Dämonen, die Culcah lieber gar nicht erst zu begreifen versuchte.
    Im Großen und Ganzen jedoch gelang es ihm, sein Heer vor die Mauern der Hauptstadt zu führen.
    Und das Heer war sogar fester zusammengefügt als vormals. Die 5000, die stets vor der Vorhut herumgeschwirrt waren, hatten sich am Inneren Schloss – wieCulcah fand: verdientermaßen – eine blutige Nase geholt, und sich nun – auf rund 4000 verunsicherte Gestalten reduziert – wieder in den Haupttross eingegliedert.
    Die 30 000 Bummelanten hinter der Nachhut und die 34 000 Beutemacher links und rechts der Flanken hatten sich ebenfalls näher an das Hauptheer heranbewegt – wahrscheinlich, weil es in der Masse weniger kalt war, als wenn man sich vereinzelt und mürrisch bewegte.
    Etwa 1000 waren dem Winter und den Marschstrapazen zum Opfer gefallen, weitere 1000 Verteilungsunruhen – als es um die Überreste des komplett aufgeriebenen, fliehenden Menschenheeres ging – sowie einer vollkommen sinnlosen Massenschlägerei, die kurz vor Orison-Stadt ausgebrochen war. Desertiert war nun niemand mehr. Man hatte gesehen, dass es menschliche Heere gab, und fürchtete den nun weit gewordenen Weg zu den Küsten ohne Geleitschutz durch die Masse der anderen. Die 10 000 Dämonen von den Küsten jedoch kamen wohl tatsächlich nie mehr zurück, oder – was ebenfalls denkbar war – es gelang ihnen einfach nicht, das sich zügig bewegende Hauptheer wieder einzuholen.
    Culcah stand also mit 107 000 Dämonen vor den Mauern von Orison-Stadt.
    Diese Mauern waren mächtig. Dick und hoch. Culcah konnte sich eines leichten, beinahe angenehmen Schauderns nicht erwehren.
    »DÄMONEN!«, brüllte er mit sich überschlagenden Stimmen. »Wenn diese Feste erst GEFALLEN ist, wird das ganze Land bald uns gehören! Die Hoffnung der Menschen auf Gnade und Erlösung wohnt HIER! Zeigen wir ihnen also, dass es KEINE Hoffnung gibt! ZERSCHMETTERNwir das Schloss der schwachen Königin! Holen wir uns ihre KRONE und benutzen sie als

Weitere Kostenlose Bücher