Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
hatte versagt. Bedeutete das einen Schwund von 30 Prozent? Dass er von seinen knapp noch 80 000 Dämonen 25 000 von vornherein vergessen konnte? Dann blieben ja kaum noch genug übrig, um sämtliche eroberten Stützpunkte zu befestigen!
Und gegen wen befestigte er diese Stützpunkte überhaupt? Gegen Menschen, die als Widerstandskämpfer im Land herummarodierten. Wie sollte er diese Freischärler jemals dingfest machen? Mit wem? Was war mit den Hafenstädten? Wenn deren Bewohner sich einfachauf Schiffe flüchteten, um sich aufs offene Meer zurückzuziehen, um dann irgendwo anders anzulanden, um die Befestigungstruppen der Dämonen anzugreifen und auszuhebeln und alle vorher errungenen Erfolge wieder rückgängig zu machen? Die Dämonen mussten erst die Seefahrt erlernen, um dieser Gefahr begegnen zu können – und das würde lange dauern.
Es war nicht schwer, eine Stadt oder ein Schloss zu erobern und zu halten. Aber wie kontrollierte man ein riesiges Land, in dem Tausende von Menschen sich verbergen konnten, ohne jemals gefunden zu werden?
Erst wenn jeder einzelne Mensch ausgerottet war, konnte Culcah all seine Besatzungstruppen zurückrufen und mit ihnen in der Hauptstadt leben. Aber wie und wann konnte man sicher sein, dass die Menschen wirklich alle tot waren?
Culcah sah sich umzingelt. Von den Menschen, die ihm Rache schworen. Von Dämonen, die taten, wonach ihnen der Sinn stand. Vom Land selbst, das nicht nur den Namen des Königs trug, sondern ebenso schrecklich und undurchschaubar war.
Er lag nachts wach und misstraute seinem eigenen Schatten.
In der zweiten Phase wurde Culcah ganz ruhig.
Falls seine Theorie stimmte, plante König Orison ja ohnehin die vollkommene Niederlage und den Untergang der Dämonen. Dann brauchte Culcah sich auch keine Mühe mehr mit dem Befehlen zu geben. Weil alles, was geschah, ohnehin zu Orisons Plan gehörte.
Orison ähnelte in dieser Sichtweise dem alles sehenden, alles wissenden Gott der Menschen, und Culcahließ sich treiben. Er soff und prasste und ließ sich etliche zarter gebaute Dämonen in seinen Palast führen, um sich ausgiebig an ihnen zu vergehen.
Das war eigentlich nicht seine ansonsten so ehrgeizige Art, und er verlor an Gewicht, obwohl er andauernd mit Menscheninnereien belegte Häppchen und in Frauenhaar gebundene Torte in sich hineinstopfte.
In der dritten Phase besann er sich dann wieder darauf, dass König Orison ihn zum Heerführer bestimmt hatte, weil dies eine Aufgabe war, die gewissenhaft erfüllt werden musste.
Hektisch, mit beinahe manischem Eifer stürzte er sich wieder auf die Logistik. An Schlaf war erneut nicht zu denken.
In der vierten Phase gab er seine Befehle mit heiseren Stimmen.
Um das sternenförmige Verstreuen aller Kräfte wenigstens einigermaßen zu verhindern, teilte er das Land auf der Karte in zwei Hälften ein: den Norden, also die Baronate Eins, Zwei, Drei und Vier, und den Süden: die Baronate Fünf, Sechs, Sieben, Acht und Neun.
Der Norden war wohl größtenteils entvölkert, weil die Königin auf ihrer Flucht zu den Wolkenpeinigerbergen die meisten Bewohner von Dörfern und verstreuten Ansiedlungen mit sich gezogen hatte. Der Süden dagegen war schwer zu berechnen, weil die 10 000 Abtrünnigen der Südküste noch immer irgendwo herumstreunten.
Culcah beschloss, zuerst den Norden zu reinigen.
Er schickte vier große Truppen à 10 000 Soldaten zuden vier Hauptschlössern. Den Trupp ins Vierte Baronat befehligte er selbst, weil er wissen wollte, was es mit diesen hartnäckigen Kristallrittern auf sich hatte. Die drei anderen Trupps hatten Befehl, nach der Einnahme der Hauptschlösser 500 Soldaten zur Besatzung abzukommandieren und dann gleich weiter vorzurücken zu den Äußeren Schlössern, um auch diese zu besetzen. Dadurch beabsichtigte Culcah das leidige Hin- und Hermarschieren zu reduzieren, das beim gemeinen Soldaten immer nur für Gemurre sorgte.
In der fünften Phase zog er mit seinen Soldaten aus und war nach der langen Pause so aufgeregt dabei, als hätte er dergleichen noch nie zuvor getan.
Auch ritt er erstmals auf einem Dämonen nicht abgeneigten Kaltblüterpferd. Halb fühlte Culcah sich hochherrschaftlich dabei, halb bebte er vor Unsicherheit.
In der sechsten Phase bezeugte er den Fall des Inneren Schlosses, das endlich einknickte, nachdem nun mehr als 15 000 Dämonen vor seinen Mauern standen. Beinahe 10 000 Dämonen waren hier gefallen. Auf der Gegenseite nur knapp 1000 Menschen, die in ihrem
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