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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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nicken. Als er wieder genügend Luft bekam, um sprechen zu können, jammerte er jedoch: »Aber nicht nach Coldrin! Alles, nur nicht nach Coldrin! Dann töte mich lieber!« Ein Anflug von Todesverachtung bei einem Feigling.
    Orogontorogon dachte kurz nach. Auch er spürte sie in sich, diese in allen Dämonen verwurzelte Furcht vor dem Nebelreich Coldrin. Warum eigentlich? Wäre es nicht ein lohnendes Ziel, das herauszufinden? Was verbarg sich dort im Nebel, das allen Dämonen unheimlich war?
    Aber warum sollte Orogontorogon die Probleme König Orisons lösen? Er war doch fertig mit diesem Krieg, denn er war verraten worden und womöglich offiziellfür tot erklärt. Als er den Kampfplatz mit der Königin verlassen hatte, hatte er nicht nur leben wollen, sondern auch in der Hauptstadt Zeugnis darüber ablegen, dass die Geflügelten ihn verraten hatten. Aber inzwischen kam ihm das alles gering vor: beim König petzen zu gehen wie einer, der nicht in der Lage ist, für sich selbst einzustehen.
    »Nein, nicht Coldrin«, brummte er. »Mir schwebt etwas ganz anderes vor.«
    Er stieg dem Flugdämon auf den Rücken zwischen die ausladenden Flederschwingen und zwang ihn im Würgegriff dazu, sich mit ihm in den Himmel zu erheben.
    Dann flogen sie schwankend und unter dem zusätzlichen Gewicht immer wieder absackend nach Osten. Nach Ferretwery. Zur See.

noch vierundzwanzig bis zum Ende
    Der Weg ins Gebirge hinein war von Dunkelheit durchtränkt. Selbst wenn die Sonne im Zenit stand, schienen ihre Strahlen den Tross der Flüchtlinge weder wärmen noch erhellen zu können.
    Der Schock über die gewaltige Schlacht mit 12 000 Toten stand allen noch in die Gesichter gemeißelt. Gleich Runen war in den verwinkelten Mienen der Verlust von Angehörigen, Freunden und Schicksalsgenossen zu lesen.
    Die Dämonen waren furchtbar gewesen. Schreckensgestalten voller Zähne und Blutdurst. Albträume des Wachseins. Einzig, dass die Geflügelten nicht in die Schlacht eingegriffen hatten, wurde als Wunder oder Hilfeleistung Gottes gedeutet, denn andernfalls wären die Verluste wohl noch bedeutend höher ausgefallen. Der rote Hund jedoch, der die Königin verwundet hatte, war allen gegenwärtig. Und obwohl es niemand laut auszusprechen wagte, fragten sich viele: Wie kann Gott ein solches Wesen zulassen und warum?
    28 000 Menschen schleppten sich in das höchste und unwirtlichste Gebirge, das die Orisoner überhaupt kannten,in der für eine Überquerung ungeeignetsten aller Jahreszeiten, das eigene Land im Stich lassend und preisgebend, die Hauptstadt verloren, hungrig und frierend, von Fieberschauern geplagt, von Fragen zermartert, die Königin bleich und schweigsam auf der Ladefläche eines Wagens, die weniger Privilegierten mit umwickelten Schuhen und Stiefeln in knirschendem Schnee, jeder Schritt hinauf eine Überwindung nicht nur des eigenen Körpergewichts, sondern auch der angeborenen Heimatverbundenheit. Grabhügel aus hastig aufgeschichtetem Eis säumten den Weg der Karawane, die sich über Passwege und Talsenken das Labyrinth der Himmelsfelsen gangbar zu machen trachtete.
    Ein paar wettergegerbte Bewohner der Nordränder des Zweiten, Dritten und Vierten Baronats führten den Tross. Ihnen war am ehesten eine Kenntnis des Wolkenpeinigergebirges zuzutrauen, aber niemand, der noch alle seine Sinne beisammen hatte, trieb sich im Winter hier herum. Und mit Überquerungen kannte sich erst recht niemand aus: Kein Orisoner hatte jemals dieses Gebirge durchreist und war zurückgekehrt, um darüber berichten zu können. So tappten also selbst die Führer beständig im Dunkeln, und jedem war das klar.
    Königin Lae I. lag ausgestreckt auf ihrem Wagen, und ihr Kopf rollte bei jeder Erschütterung der Räder auf den Schultern hin und her. Sie vermisste ihren Taisser und verlor sich in Betrachtungen der Ausweglosigkeit. Lehenna Kresterfell tat, was sie konnte, um die Königin bei alltäglichen Entscheidungen zu vertreten, aber alle paar Stunden tat sich dennoch eine Fragestellung auf, bei der die Königin eine Entscheidung treffen musste, und jedes Mal entschied sie matt: »Macht es wie derjenige,der am ältesten ist.« Das war eine bewährte Vorgehensweise, die sich Lae und Taisser in den Jahren angewöhnt hatten, in denen sie eigentlich noch zu jung für eine Krone und er eigentlich noch zu jung für einen Berater gewesen war. Sie hatten sich an die Ältesten gehalten, waren ihnen gefolgt wie knorrigen Wegsteinen. Wenn nichts mehr half, auch Gott nur

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