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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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wie ein Ungeborenes in einem Mutterleib.
    Dann begriff er, dass die Dämonen draußen damit beschäftigt waren, ihn zu zerteilen, um ihn zu essen. Er hörte sägeartige Geräusche und auch rüttelndes Beißen und Zerren. Dämonen kannten da nichts. Der Zwölfarmige war zwar einer der ihren gewesen, aber jetzt war er nur noch Fleisch. Fleisch, das man im Winter gut gebrauchen konnte.
    Snidralek strampelte sich frei. Er war ja bereits geübtdarin, einen Körper zu verlassen. Draußen blendete ihn der Schnee. Es war helllichter Tag. Viele Tausend Tote lagen herum, Dämonen und Menschen in im Tod einträchtig wirkender Umarmung. Dennoch wimmelten weitere Tausende von Dämonen, langsamere als die Toten, herum und suchten das Schlachtfeld ab. Wahrscheinlich fahndeten sie nach Orogontorogon und der Menschenkönigin.
    Snidralek spürte, dass er schwach war. Er brauchte dringend einen neuen Wirt, andernfalls würde das helle Licht im stählernen Blau ihn zerreißen. Er konnte aber nicht irgendjemanden nehmen. Niemals mehr wollte er klein und unbeträchtlich sein wie kurz nach dem Verlassen des Schlundes.
    Keiner der langsamen Lebenden kam dem Zwölfarmigen gleich. Aber er fand immerhin einen, der einen Kopf größer als die anderen war, wohl weil allein schon sein zottiger Schädel die Ausmaße einer Schatztruhe hatte und dem eines Präriebüffels glich, mit vier einwärts gebogenen Hörnern. Auch hier stellte Snidralek wieder fest, dass die Großen verhältnismäßig einfache Ziele waren. Der Körper des Büffeldämons wehrte sich nur kurz, indem er wie trunken aufrecht gehend gegen andere Dämonen taumelte, sich dann aber wieder fing. Seine Seele verging fiepend – aus dem Nest gestoßen – im gleißenden Sonnenlicht.
    Der Büffel roch anders, weniger streng, sondern triebiger, lenkte sich jedoch leichter als der Zwölfarmige.
    Nach einer vorsichtigen Phase, in der er noch auf Abstoßungserscheinungen achtgab, konnte Snidralek sich zurücklehnen. Er würde ewig leben, wenn er sich immer neue Wirte suchte, die groß genug waren, um auch imSterben einen unverletzten Kern zu bewahren. Und er war jetzt wieder Teil einer Truppe, was praktisch und beruhigend war, weil seine letzte offensichtlich vollständig aufgerieben worden war.
    Orogontorogon tötete das Pferd und verschlang gierig das dampfende Gekröse.
    Er war allein und verwirrt. Manchmal hatte er immer noch das Gefühl, Genja stehe neben ihm und beklage sich mit umwölktem Gesicht über irgendetwas. Einmal sah er Entchen durch den Schnee watscheln. Nie zuvor hatte er Entchen sich von selbst bewegen sehen. Ein Dämon? Von einem Dämon besessen?
    Er spürte das übermächtige Verlangen, alle zweitausend fliegenden Verräter eigenhändig umzubringen.
    Eine Zeitlang beschäftigte er sich tatsächlich mit dieser Rache. Nachdem er ein paar Tage ziellos herumgestreift war, fand er eines Nachts ein Lager aus dreißig fliegenden Verrätern, die es sich hier im Schnee so gemütlich wie möglich zu machen versuchten. Sie waren zu feige, nach Coldrin zu fliehen, zu feige, sich Richtung Hauptstadt zurückzubewegen, zu feige, sich voneinander zu trennen und sich richtig im Land zu zerstreuen, zu feige, um zu jagen und zu feige, um ein Feuer zu machen. Orogontorogon tötete sie alle, bevor auch nur einer von ihnen sich schlaftrunken und feige in die Lüfte schwingen konnte.
    Er spürte Hass in sich auf alle Dämonen.
    Am folgenden Tag beobachtete er, wie andere geflügelte Verräter aus dem weißen Himmel herabschwebten, um sich am Aas ihrer Artgenossen gütlich zu tun. Feiglinge, die nicht einmal in der Lage waren, selbstständigBeute zu machen. Auch diese tötete er, alle vierzehn. Er badete förmlich in ihrem Blut, das zu feige war, seine Körperfarbe zu verfremden.
    Aber dann änderte er sein Vorgehen.
    Der nächste fliegende Verräter, dessen er habhaft werden konnte, war ein einzelner Fledermausgeier, der sich wahrscheinlich verirrt hatte. Nicht nur feige, sondern auch dämlich.
    Orogontorogon sprang ihn an und packte ihn. Er hatte mittlerweile Übung darin – ein Hund, der wie eine Katze war, die Vögel schlägt. Aber diesmal tötete er den Verräter nicht.
    »Flieg mich!«, knurrte er, während schaumiger Speichel von seinen Lefzen triefte. Der Fledermausgeier verstand ihn nicht. Vielleicht umschlossen auch Orogontorogons Krallen zu eng seinen Hals, also lockerte der Hundedämon ein wenig seinen Griff. »Flieg mich!«, forderte er noch einmal.
    Der Geier versuchte zu

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