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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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gefunden?« fragte er vorsichtig, wobei aber doch seine Freude zum Durchbruch kam. Er suchte dieses Gefühl mit aller Macht zu verbergen; aber es gelang ihm nicht.
    »Denken Sie sich nur: so zusammengerollt, wie das Heft war, ist es hinter die Kommode gefallen. Ich muß es damals, als ich hereinkam, ungeschickt auf die Kommode geworfen haben. Erst vorgestern wurde es beim Scheuern des Zimmers gefunden. Aber Sie haben mir eine gehörige Arbeit gemacht!«
    Lembke schlug ernst die Augen nieder.
    »Um Ihretwillen habe ich zwei Nächte hintereinander nicht geschlafen. Vorgestern wurde es gefunden; da habe ich es nun noch behalten und ganz durchgelesen; bei Tage hatte ich keine Zeit, so habe ich die Nächte darauf verwandt. Na, aber ... ich bin nicht damit zufrieden: es ist nicht meine Anschauungsweise. Aber Sie brauchen sich um mein Urteil nicht zu scheren; ich bin nie ein Kritiker gewesen; indessen, mein Bester, losreißen konnte ich mich doch nicht davon, obwohl ich unzufrieden war! Das vierte und fünfte Kapitel, die ... die ... die sind ja ganz eigenartig, hol's der Teufel! Und wieviel Humor Sie hineingestopft haben; ich habe so gelacht! Wie vorzüglich Sie es verstehen, jemand lächerlich zu machen
sans que cela paraisse!
Na, da im neunten Kapitel, da ist nur von Liebe die Rede; das ist nichts für mich; aber es ist sehr wirkungsvoll; nach Igrenjews Briefe habe ich beinah losgeheult, obgleich Sie den jungen Mann so fein dargestellt haben ... Wissen Sie, das ist ja sehr gefühlvoll; aber gleichzeitig wollen Sie doch durchblicken lassen, daß sein Wesen nicht das richtige ist, nicht wahr? Habe ich das erraten? Na, aber für den Schluß möchte ich Sie einfach prügeln! Was empfehlen Sie denn da? Das ist ja die frühere Vergötterung des Familienglücks, der Kindererzeugung, der Erwerbung von Kapitalien; das Ideal Ihrer Personen ist, ein behäbiges Leben zu führen, ich bitte Sie! Sie bezaubern den Leser, wie denn selbst ich mich gar nicht davon losreißen konnte; aber um so tadelnswerter ist dann doch diese Tendenz. Der Leser bleibt so dumm, wie er vorher war; Sie hätten ihn doch durch den Mund verständiger Menschen aufklären lassen sollen; aber statt dessen ... Na, aber genug; leben Sie wohl! Seien Sie ein andermal nicht so grimmig; ich war nur hergekommen, um Ihnen ein paar Worte zu sagen, die allerdings notwendig sind; aber wenn Sie in einer solchen Laune sind ...«
    Andrei Antonowitsch hatte unterdessen seinen Roman genommen und ihn in seinen eichenen Bücherschrank eingeschlossen; zugleich hatte er auch Blümer mit den Augen einen Wink gegeben, daß er verschwinden möchte. Dieser entfernte sich mit einem langen, betrübten Gesichte.
    »Ich bin nicht in einer solchen Laune; ich bin nur ... immerzu Unannehmlichkeiten,« murmelte er mit finsterem Gesichte, aber nicht mehr zornig, und setzte sich an den Tisch. »Setzen Sie sich, und sagen Sie Ihre paar Worte. Ich habe Sie lange nicht gesehen, Peter Stepanowitsch; kommen Sie nur künftig nicht wieder in dieser Manier hereingestürmt ... manchmal, wenn man bei der Arbeit ist, dann ist das ...«
    »Meine Manieren sind nur ...«
    »Ich weiß; ich glaube, daß Sie es ohne Absicht tun; aber man hat manchmal den Kopf voll Sorgen ... Setzen Sie sich!«
    Peter Stepanowitsch rekelte sich auf das Sofa hin und schlug sofort die Beine unter.
     
Fußnoten
     
    1 Politischer Schriftsteller, 1812-1870.
    Anmerkung des Übersetzers.
     
     
III.
    »Was haben Sie denn für Sorgen? Doch nicht etwa diese Bagatellen?« fragte er, mit dem Kopfe nach der Proklamation hindeutend. »Ich kann Ihnen solcher Blättchen so viele herbringen, wie Ihnen nur beliebt; ich habe sie schon im Gouvernement Ch*** kennen gelernt.«
    »Das heißt, in der Zeit, als Sie dort wohnten?«
    »Nun, natürlich nicht in meiner Abwesenheit. Das Ding hatte noch eine Vignette; es war darüber ein Beil gezeichnet. Erlauben Sie,« (er nahm die Proklamation in die Hand); »na ja, da ist ja auch das Beil; es ist dieselbe Proklamation, genau dieselbe.«
    »Ja, ein Beil! Sehen Sie, ein Beil!«
    »Nun ja; haben Sie vor dem Beile Angst?«
    »Nein, vor dem Beile nicht ... und ich habe überhaupt keine Angst; aber diese Sache ... die Sache ist die, es sind da noch gewisse Umstände ...«
    »Was denn für Umstände? Was man Ihnen aus der Fabrik gebracht hat? He-he! Wissen Sie, in dieser Fabrik werden die Arbeiter selbst bald Proklamationen schreiben.«
    »Wieso?« fragte v. Lembke erstaunt in strengem Tone.
    »Nun, ganz

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