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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Schatow zu retten,« fügte Peter Stepanowitsch mit edler Wärme hinzu, »nur um Schatows willen, in Erinnerung an unsere frühere Freundschaft ... Na, und wenn Sie die Feder ergreifen, um ›dorthin‹ zu berichten, dann loben Sie mich ein bißchen, wenn Sie wollen ... ich werde nichts dagegen haben, he-he! Aber nun adieu; ich habe gar zu lange dagesessen und hätte nicht soviel schwatzen sollen!« fügte er nicht ohne Anmut hinzu und stand vom Sofa auf.
    »Im Gegenteil, ich freue mich sehr, daß die Angelegenheit sozusagen geordnet ist,« sagte v. Lembke, indem er sich ebenfalls mit freundlicher Miene erhob, offenbar unter der Einwirkung der letzten Worte. »Ich nehme Ihren Dienst dankbar an; und seien Sie überzeugt, daß alles, was meinerseits hinsichtlich einer Äußerung über Ihren Eifer geschehen kann ...«
    »Sechs Tage, das ist die Hauptsache; sechs Tage Frist, und daß Sie sich diese sechs Tage still verhalten; das ist's, was ich brauche.«
    »Nun gut.«
    »Natürlich binde ich Ihnen nicht die Hände; wie könnte ich das wagen? Sie werden es nicht unterlassen können, der Sache nachzuspüren; nur erschrecken Sie das Nest nicht vor der Zeit; in diesem Punkte verlasse ich mich auf Ihre Klugheit und auf Ihre Erfahrung. Aber Sie haben gewiß eine Menge eigener Spürhunde aller Art bereit, he-he!« platzte Peter Stepanowitsch, wie junge Menschen eben sind, heiter und leichtfertig heraus.
    »Ganz so ist es denn doch nicht,« erwiderte Lembke, liebenswürdig ausweichend. »Das pflegen sich junge Leute so einzubilden, daß wir immer einen großen Apparat in Bereitschaft haben ... Aber, apropos, gestatten Sie noch ein Wort: wenn dieser Kirillow Stawrogins Sekundant war, dann ist wohl auch Herr Stawrogin ...«
    »Was ist mit Stawrogin?«
    »Ich meine, wenn sie miteinander so befreundet sind?«
    »Ach nein, nein, nein! Da haben Sie trotz all Ihrer Schlauheit doch fehlgeschossen. Ich muß mich sogar darüber wundern. Ich glaubte ja, daß Sie hierüber orientiert wären ... Hm ... Stawrogin ist das vollständige Gegenteil, aber das vollständige ...
Avis au lecteur.
«
    »Wirklich? Ist das möglich?« fragte Lembke mißtrauisch. »Julija Michailowna hat mir mitgeteilt, nach Nachrichten, die sie aus Petersburg erhalten habe, sei er sozusagen mit gewissen Instruktionen hergekommen ...«
    »Ich weiß nichts, nichts weiß ich, gar nichts! Adieu!
Avis au lecteur!
« rief Peter Stepanowitsch, der Frage unverhohlen ausweichend.
    Er lief zur Tür.
    »Gestatten Sie, Peter Stepanowitsch, gestatten Sie!« rief ihm Lembke nach. »Noch eine ganz kleine amtliche Sache, und dann werde ich Sie nicht mehr aufhalten.«
    Er nahm aus dem Tischkasten ein Kuvert.
    »Hier ist noch ein eigentümliches Exemplar aus derselben Kategorie, und ich beweise Ihnen damit, daß ich Ihnen im höchsten Grade vertraue. Sehen Sie es an, und sagen Sie mir Ihre Meinung darüber!«
    In dem Kuvert steckte ein Brief, ein seltsamer, anonymer, an Lembke adressierter Brief, der ihm erst tags zuvor zugegangen war. Peter Stepanowitsch las zu seinem größten Ärger Folgendes:
     
    »Exzellenz!
     
    Denn dem Range nach sind Sie das. Hiermit mache ich Anzeige von einem Anschlage auf das Leben hochgestellter Persönlichkeiten und des Vaterlandes; denn dazu führt es direkt. Ich selbst habe viele Jahre lang fortwährend welche ausgestreut. Auch Gottlosigkeit ist dabei. Es wird eine Rebellion vorbereitet; es sind mehrere tausend Proklamationen da, und hinter jeder werden hundert Menschen jappend herlaufen, wenn die Behörde sie nicht vorher wegnimmt; denn es sind eine Menge Belohnungen versprochen, und das gewöhnliche Volk ist dumm, und dann noch der Branntwein. Das Volk, das sich fragt, wer der Schuldige ist, wird den einen und den andern zu Grunde richten, und da ich vor beiden Seiten in Furcht bin, so habe ich bereut, woran ich nicht teilgenommen habe; denn meine Verhältnisse sind nun einmal von der Art. Wenn Sie wollen, daß eine Anzeige erfolgt zur Rettung des Vaterlandes, sowie auch der Kirchen und Heiligenbilder, so bin ich der einzige, der das tun kann. Aber nur unter der Bedingung, daß mir vom Ministerium des Innern telegraphisch Verzeihung erteilt wird, sofort, mir allein von allen; die andern mögen sich verantworten. Stellen Sie als Signal jeden Abend um sieben Uhr ein Licht ins Fenster beim Portier. Wenn ich das sehe, werde ich Vertrauen haben und hinkommen, um die barmherzige Hand aus der Hauptstadt zu küssen, aber unter der Bedingung, daß ich eine

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