Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
verstand, warum ihr Dad diesen Mann gemocht hatte.
»Eigentlich ist das nicht fair«, sagte Jack. »Er mag ein Arschloch der Extraklasse sein, aber er ist ein guter Dämonenfänger. Du wirst eine Menge lernen, vorausgesetzt, du bringst ihn nicht vorher um.«
»Bisher bin ich nur Expertin darin geworden, Dämonenmist wegzumachen.« Zum Beweis hob sie ihre rissigen Hände.
»Du fängst also ganz unten an«, sagte er und grinste. Das Grinsen verschwand, als er eine Schublade öffnete und einen Aktenordner auf den Schreibtisch fallen ließ. Er war voll mit Papieren. »Ich habe einen Blick auf den Vertrag geworfen, den die Schuldeneintreiber rübergeschickt haben.«
»Und?«, fragte sie, unfähig, die Nachricht aus seiner Miene herauszulesen.
»Sie haben einen berechtigten Anspruch auf den Leichnam deines Dads.«
Sie knallte den Hinterkopf gegen die Lehne des Holzstuhls. Der Schmerz wirkte wie ein Blitzableiter für Wut und Tränen. »Gibt es keine Möglichkeit, wie wir sie aufhalten können?«
»Ich habe einen Antrag gestellt, das Gericht möge über ein paar Besonderheiten der Schuldforderung entscheiden. Wenn wir Glück haben, können wir die Sache lange genug hinauszögern, bis es keine Rolle mehr spielt, was im Vertrag steht.«
»Ich würde das Geld zahlen, wenn ich es hätte«, sagte sie. »Ganz bestimmt.«
»Da du noch minderjährig bist, schuldest du denen gar nichts. Deshalb sind sie ja hinter dem Leichnam her – das ist das einzige Geld, auf das sie noch hoffen können. Tut mir leid, dass ich keine besseren Neuigkeiten habe.« Er räumte die Akte fort. Sie musterten einander ein paar Sekunden. »Kann ich dir sonst noch irgendwie behilflich sein?«
»Ich bin hier, um Ihnen ein paar Einer zu verkaufen.«
Jack zog ein Gesicht. »Warum kommst du zu mir und gehst zu keinem der anderen Händler?«
»Harper hat mich zu Roscoe geschickt. Wir wurden uns nicht einig.«
Jack beugte sich über den Schreibtisch. »Er hat dich zu Roscoe geschickt? Großer Gott. Weiß Beck das?«
»Nein.«
»Sorge dafür, dass er es nicht herausfindet. Er würde ausrasten.«
»Ich weiß. Der Widerling hat mir einen Job in der Pornobranche angeboten.« Jetzt war die Reihe an ihr, eine würgende Geste zu machen. »Dann bot er mir hundertzwanzig Dollar für jeden Dämon.«
Jack schnappte nach Luft. »Einhundertundzwanzig? Zu dem Preis kann er sie unmöglich an die Kirche verkaufen. Wir bekommen selbst nur fünfundachtzig dafür.«
»Kann es sein, dass Harper mir eine Falle gestellt hat?«
»Vielleicht. Bei ihm weiß man nie, woran man ist.« Jack dachte einen Moment nach. »Normalerweise kaufe ich nichts unter einem Dreier.«
»Ich dachte, na ja, Sie und Dad waren Kumpels, und …« Sie ließ ihren Charme spielen.
Der Händler lachte. »Versuchst du schon, mich um den Finger zu wickeln? Das passende Gesicht dafür hast du jedenfalls. Wie viele?«, sagte er.
»Vier. Alles Biblios.«
Jack lehnte sich in seinem Stuhl zurück und hakte die Daumen hinter diese grellen Hosenträger. »Wenn du auch nur halb so gut bist wie Paul, wirst du es in diesem Geschäft weit bringen. Ich bin nicht blöd. Ich will die nächste Generation Fänger nicht verärgern.«
Sie legte den Kopf schräg und wartete. Sie hatte das Gefühl, da würde noch mehr kommen.
»Okay, ich geb’s zu«, sagte Jack. »Ich liebe es, wenn ein Außenseiter gewinnt, also helf ich dir aus der Klemme. Als Frau wirst du ohnehin noch jede Menge Kummer haben. Zahl’s ihnen richtig heim, okay?«
Er nennt mich nicht Mädel, Puppe oder Prinzessin.
Jack wanderte auf ihrer Gute-Menschen-Liste ganz nach oben.
»Dann zeig mir mal die kleinen Kerlchen.«
Sie holte einen nach dem anderen heraus. Die Biblios fluchten schon wieder.
»Was macht die Kirche mit ihnen? Ich meine, was stellt sie
wirklich
mit ihnen an?«
»Die offizielle Antwort lautet, dass sie in Spezialcontainer gesteckt und in europäische Klöster verfrachtet werden, wo die Mönche für sie beten. Davon schlafen sie ein, und am Ende verschwinden sie. Die Kirche glaubt, ihre Seelen seien gerettet. Ich glaube, sie kehren in die Hölle zurück und werden recycelt.«
»Wie lange dauert das?«, wollte sie wissen.
»Keine Ahnung. Ganz ehrlich, ich glaube, sie verschwinden, damit sie sich die endlosen Gesänge nicht länger anhören müssen.« Er musterte sie prüfend. »Bist du sicher, dass du sie an mich verkaufen willst?«
»Klar. Warum nicht?«
Jack zögerte kurz, dann schraubte er die Deckel der Tassen
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