Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Zeltstangen hingen Laternen, und in einer Ecke ließ sich jemand Tarotkarten legen. Ayden winkte sie weiter und kniete vor einer riesigen Holztruhe nieder, die mit geheimnisvollen Symbolen verziert war. Ein paar der Zeichen erkannte Riley wieder – ein ägyptisches Kreuz, das Horusauge. Beim Rest war sie auf Vermutungen angewiesen. Möglicherweise waren es keltische Symbole.
»Wir bewahren sie in der Truhe auf, weil sie so leicht zerbrechen«, erklärte Ayden und öffnete den Deckel.
Wem sagst du das.
Die Hexe holte drei Glaskugeln hervor und legte sie Riley in die Hände. Eine rote, eine weiße und eine blaue. Es erinnerte sie an Roscoes Schaufensterscheibe, was gar nicht gut war.
»Wie stellt ihr die her?«, fragte Riley.
»Wir kaufen die Glaskugeln, mischen die Zutaten und füllen sie mit einem Trichter durch diese kleine Öffnung.« Ayden deutete auf einen kleinen Korkpropfen in einer der Kugeln. »Sobald sie befüllt sind, werden sie versiegelt. Dann gehen wir bei Vollmond in den Wald und laden sie mit Magie auf«, erklärte die Hexe.
»Tanzt ihr dabei um ein Feuer herum oder so etwas?«
»Hängt von der Art der Magie ab. Manchmal tanzen wir im Himmelskleid, manchmal nicht«
»Im Himmelskleid?«
»Nackich, wie es hier in der Gegend auch heißt«, sagte Ayden augenzwinkernd.
»Die Mücken müssen ziemlich nerven.«
Die Hexe lachte aus vollem Hals. »Du solltest einmal mitkommen.«
Nicht, wenn ich mich dabei ausziehen muss.
Langsam drehte Riley die Glaskugel in ihrer Hand. »Die Weihwasserflaschen haben Steuermarken. Warum nicht auch die Kugeln?«
Ayden stöhnte. »Ich habe gehört, dass das Parlament für das nächste Jahr so etwas plant, aber unsere Lobbyisten versuchen, das zu verhindern. Sie wollen alle magischen Gegenstände besteuern.«
»Wie viel willst du für die hier haben?«, fragte Riley, die sich freute, dass ihr jemand zur Abwechslung einmal direkte Antworten gab.
»Wir bitten um eine Spende, um unsere Kosten abzudecken. Wir finden es nicht richtig, von euch Geld dafür zu verlangen, dass ihr uns das Böse vom Leibe haltet.«
Rileys Wertschätzung für die Hexen stieg noch weiter.
»Okay, ich gebe zu, dass wir noch einen Hintergedanken haben, außer dem guten Karma. Auf diese Weise ist es für ein paar der radikalen Gruppen schwerer, zu behaupten, wir stünden mit dem Teufel im Bunde. Schließlich verteilen wir die Mittel, um ihn zu bekämpfen.«
Das ergab Sinn.
»Das Erste, was ich stets über die Kugeln sage: Sieh über den Tellerrand hinaus. Die Dämonenfänger glauben zu gerne, dass eine bestimmte Glaskugel nur zu ihrem eigentlichen Zweck eingesetzt werden darf. Eine Babelkugel für Vierer oder ein Schneeball für Pyro-Dämonen. Das ist zu kurzsichtig.«
»Warum?«
»Weil die Magie auf mehrere Weisen verwendet werden kann. Vergegenwärtige dir die Eigenschaften der Kugeln und vergleiche sie mit der Wirkung, die du erzielen willst. Du kannst die Kugeln auch kombinieren, so dass sie die jeweiligen Eigenschaften noch verstärken. Jedes Mal, wenn ich das einem Fänger gegenüber erwähne, sieht er mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
»Sogar mein Dad?«, fragte Riley. Er war immer offen für neue Ideen gewesen.
Ayden breitete die Arme aus. »Paul ist mit der Zeit einsichtiger geworden, aber alte Gewohnheiten lassen sich nur schlecht ablegen.«
Rileys Handy zirpte. Sie zog es heraus und schaltete es auf stumm. Wahrscheinlich wollte Peter wissen, wie es ihr ging. Nachdem Riley das Telefon in ihre Tasche geworfen hatte, hielt Ayden eine Kugel hoch. Weiße Partikel wirbelten darin herum wie in einer altmodischen Schneekugel. Es fehlte nur noch der Schlittschuhläufer in der Mitte.
»Lass uns mit einer weißen anfangen und uns von dort weiter vorarbeiten«, sagte die Hexe.
Eine halbe Stunde später stand Riley vor dem Zelt. Ihr schwirrte der Kopf von den ganzen Details. Weiße wurden aus Luft- und Wassermagie geschaffen. Die Erdungskugeln waren eine Kombination aus Erd-, Luft- und Feuermagie. Und so ging es weiter.
Ich werde den ganzen Kram nie behalten können.
Simon schritt vor dem Zelt auf und ab. »Fertig?«, fragte er. Offensichtlich hatte er es eilig, von hier wegzukommen.
Riley nickte. »Möchtest du noch eine heiße Schokolade?«
»Nein danke. Ich muss nach Hause.«
Oh. Das war’s also mit dem heutigen Date.
Riley überprüfte ihr Handy. Drei Anrufe, alle von Beck. Er hatte keine Nachricht hinterlassen.
Ich wusste doch, dass dem Frieden
Weitere Kostenlose Bücher