Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
fragte sie, und ihr Ärger regte sich.
»Lehrling.« In seiner Stimme lag ein scharfer Unterton.
»Der zufällig ein Mädchen ist«, gab sie zurück. Darum ging es den Männern im Grunde immer: dass sie nicht dazugehörte.
»Nein!«, sagte er heftig. »Es geht nicht immer darum, ob du ein Junge oder ein Mädchen bist. Hier geht es um deine Sicherheit.«
Riley durchbohrte ihre Tassen mit Blicken. Sie mochte diesen Jungen echt, und trotzdem versuchte er jetzt, sie in Watte zu packen, genau wie Beck.
»Glaubst du, ich spinne, weil ich Dämonenfängerin werden will?«, wollte sie wissen.
Simon runzelte die Stirn. »Ja.« Als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, hob er eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Aber ich verstehe auch, warum du es so sehr willst. Auch wenn es unvernünftig ist.«
Das ist kein Machtspielchen. Er macht sich wirklich Sorgen.
Diese Erkenntnis raubte ihr den Atem. Erneut nahm Simon ihre Hand und drückte sie. Zärtlich strich er mit dem Daumen über ihre Handfläche. »Pass einfach auf dich auf, ja? Das ist alles, worum ich dich bitte.« Seine Stimme war so sanft.
»Nur, wenn du mir dasselbe versprichst.«
»Abgemacht.«
Sie hielten noch einen Moment Händchen, dann stand er auf, um noch mehr heiße Schokolade zu holen. Der Rest des Raumes schien zu einem Grauton zu verblassen. Es gab nur noch ihn, seine strahlendblauen Augen und dieses erstaunliche Haar.
Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert. Was immer es war, es fühlte sich richtig an.
22. Kapitel
Riley brauchte eine Weile, bis sie das abblätternde Schild am Betongebäude entziffert hatte. »Ming und Söhne Autoreparatur.«
Das Schild prahlte damit, Ming könne Getriebe, Heizungen und Stahlmuffen reparieren.
Jetzt nicht mehr.
Heute wurde das Gebäude vom ranghöchsten Dämonenfänger von Atlanta genutzt, der zugleich der jähzornigste war.
Immerhin ist der Friedhof in der Nähe.
Ganz in der Nähe sogar, nur den Memorial Drive ein Stück hinunter. Jetzt, wo sie in der Stadtmitte zur Schule ging, musste sie einmal quer durch Atlanta fahren, ihre drei Stunden im Unterricht absitzen und dann den ganzen Weg wieder hierher zurück, um die Nacht über auf ihren Dad aufzupassen.
Bei dem Gedanken daran gähnte sie.
Nur noch fünf Nächte.
Obwohl ihr Magen mit köstlicher heißer Schokolade gefüllt gewesen war und Simon sie innerlich aufs Angenehmste zum Glühen gebracht hatte, hatte Riley nicht gut geschlafen. Zu groß waren die Sorgen gewesen, was der heutige Tag wohl bringen würde.
Ihr Handy begann zu zirpen. Das war Peter.
Zumindest redet er wieder mit mir.
»Hi Alter«, sagte sie und achtete darauf, dass ihre Erleichterung nicht herauszuhören war.
»Ich habe es geknackt«, krähte er.
Es dauerte einen Augenblick, bis sie begriff, dass er von der Computer- CD sprach.
»Und, wie lautet das Passwort?«
»Elf, neunzehn, achtzehn-dreiundsechzig.«
»Häh?«
»Das Datum der Gettysburg Address, der berühmten Rede von Abraham Lincoln«, erklärte er stolz.
»Das ergibt Sinn. Dad hat seine Doktorarbeit darüber geschrieben.«
Sie hörte ein Stöhnen. »Hättest du mir das nicht vorher sagen können und mir stundenlanges Hacken ersparen können?«
»Tu doch nicht so. Du hast doch jede Minute davon genossen.«
Sie wusste, dass er grinste. »Ertappt«, sagte er. »Ich wühle mich immer noch durch die Ordner. Soweit ich das beurteilen kann, handelt es sich um Recherchen zum Thema Weihwasser. Geschichte, Volkstümliches, alles Mögliche. Es wird eine Weile dauern, den ganzen Kram durchzuackern.«
»Ich frage mich, was er damit vorhatte«, sagte Riley
»Das werden wir schon herausfinden. Und, wie sieht dein Tag aus?«
»Ich stehe vor dem Haus meines neuen Meisters. Nicht besonders beeindruckend.«
»Na, dann mal los. Ruf mich an, wenn du Zeit hast.«
»Bis später, Peter.«
Sie versteckte das Handy und stapfte über den Kiesparkplatz zur Metalltür an der Vorderseite des Gebäudes. Die Tür war zerkratzt und zerbeult und müsste dringend mal wieder gestrichen werden. Sie hob die Hand, um zu klopfen, doch die Tür wurde geöffnet, ehe sie dazu kam.
Es war Simon, und er runzelte die Stirn. »Riley.«
»Hi. Wie geht’s?«, fragte sie und dachte daran, wie schön der letzte Abend gewesen war.
»Gut«, sagte er, aber er klang ganz und gar nicht so. »Harper ist drinnen. Sei vorsichtig.«
Riley nickte und brachte ein mutiges Lächeln zustande. »Es hilft, dass du hier bist.«
Er schüttelte den Kopf. »Es
Weitere Kostenlose Bücher