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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Sie?«
    »Ein Paralleluniversum«, erklärte Jenson. »Fast identisch zu diesem hier. Mit der Erzeugung eines Wurmlochs könnte man nämlich den totalen Informationstransfer ermöglichen. Der Öffnungsvorgang generiert eine 1:1-Kopie dieses Universums, wie es 1967 war. Vielleicht. Ich hab keine Ahnung, auf welcher Theorie seine Maschine basiert, und das wird er mit Sicherheit auch niemandem verraten.«
    Ich sah Carmen an. Sie zuckte nur die Achseln. »Gut, danke für Ihre Aussage«, sagte ich zu Jenson. »Wir reden später weiter.«
    »Sie glauben mir nicht«, warf er mir vor.
    »Mir scheint, wir müssen ein paar Dinge überprüfen«, erwiderte ich.
    »Kassette 83-7B«, knurrte er mir zu. »Da finden Sie Ihren Beweis. Und wenn Sie nicht im Richmond Centre fündig werden, dann in dem Gebäude in Ealing. Suchen Sie dort, wenn Sie an der Wahrheit interessiert sind.«
    Was ich tat. Allerdings nicht umgehend. Während Carmen und Paul Jensons Verhörprotokoll mit dem Kriminalpsychologen durchgingen, machte ich mich auf den Weg runter zur Spurensicherung. Die hatten das Video mit der Nummer 83-7B bereits sichergestellt, das einen großen roten Stern auf dem Aufkleber trug. Es war die Aufzeichnung einer Kindersendung aus dem Jahr 1983: Frühstücksfernsehen mit Bernie . Darin war Marcus Orthew zu sehen, wie er seinen Nanox-Computer vorstellte. Orthanics hatte für dessen Einsatz im Rahmen eines nationalen Unterrichtsprogramms gerade den Zuschlag erhalten. Die Show war der übliche Klamauk, wo B-Promis am Ende publikumswirksam in blauen und roten Glibber getaucht wurden. Marcus Orthew erwies sich als sportlicher Mitspieler. Aber das, was er sagte, als er wieder unter der tropfenden Düse hervorkam, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Während er sich die Schmiere aus dem Gesicht wischte, meinte er: »Das ist die Geburtsstunde von Reality-TV.« Im Jahr 1983? Dazu muss erwähnt werden, dass es Orthews Satellitensender gewesen war, der uns 1995 mit Big Brother beglückte.
    Auf Toby Jensons Computer gab es eine Menge Material zu Orthanics Anlage in Ealing. Vor acht Monaten hatte die Firma dort eine Lieferung von zwölf kältetechnischen Supraleiterzellen erhalten. Deren Nennleistung war höher als alles, was bei Boeings brandneuen Elektro-Staustrahltriebwerken für Raumgleiter zum Einsatz kam. Einen ganzen Tag lang zerbrach ich mir darüber den Kopf, während ich im Geiste ein ums andere Mal das Verhör mit Jenson durchging. Am Ende verließ ich mich wieder mal auf mein Bauchgefühl. Toby Jenson hattemich überzeugt. Ich pfiff auf meine so genannte Karriere und beantragte einen Durchsuchungsbefehl.
    Erst später sollte ich begreifen, dass ich an diesem Punkt einen Fehler beging. Raten Sie mal, welche Firma uns das hauseigene IT-System geliefert und eingerichtet hatte? Ich schätze, als ich meinen Antrag stellte, heulten in Orthews Haus sämtliche Sirenen auf. Nach Aussage der Sicherheitsleute am Firmentor war Marcus Orthew zwölf Minuten vor uns in der Anlage eingetroffen. In seinen Unterlagen hatte Toby Jenson sehr genau den Bereich markiert, den er für die Konstruktion einer Zeitmaschine am geeignetsten hielt.
    Jenson hatte recht gehabt, und ich hatte recht gehabt, was ihn betraf. Die Maschine sah aus wie das Herzstück des CERN-Teilchenbeschleunigers, ein Konstrukt, das bis zum Anschlag mit Hochenergiephysik-Equipment vollgestopft war. Direkt im Zentrum der Anlage, verbunden mit dicken Kabeln, Leitungen und Röhren, befand sich eine kugelförmige dunkle Kammer mit einem einzelnen ovalen Einstieg. Das Geräusch, das von der Maschine ausging, schmerzte mich bis in die Zähne, während Paul und Carmen sich gepeinigt die Ohren zuhielten. Dann schrie Carmen auf und zeigte panisch auf etwas. Mein Blick fiel auf einen riesigen Klotz aus Plastiksprengstoff, der mit einem Elektronikschrank verbunden war. Nun wusste ich, wonach ich suchen musste. Ich entdeckte weitere Sprengstoffpakete, einige davon auf den Supraleiterzellen. So sah das also aus, wenn man inmitten einer Atombombe feststeckte.
    Marcus Orthew stand in der dunklen Kammer. Zumindest teilweise, denn er wurde vor unseren Augen gerade durchsichtig. Ich schrie den anderen zu, hier zu verschwinden, dann rannte ich auf die Kammer zu. Ich erreichte sie, als Orthew gerade vollständig verschwand. Dann war ich drinnen. Mein Leben lief in umgekehrter Reihenfolge vor mir ab, mein Erinnerungen wurden zurückgespult. Schnell. Sehr schnell. Ich erhaschte nur winzige bekannte

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